Auf einen Blick: 

  • EAnleihen sind Wertpapiere, die sich durch vorher festgelegte Zinszahlungen auszeichnet
  • EDu kannst Dir Anleihen wie einen Kredit vorstellen: Du verleihst Geld für eine bestimmte Laufzeit meistens an Staaten oder Unternehmen, die sich dadurch Kapital beschaffen
  • EEs gibt verschiedene Formen von Anleihen, die sich in ihren Renditechancen und Risikoprofilen starkt unterscheiden
  • EAnleihen lassen sich vor Ende der Laufzeit an der Börse handeln
  • EDu kannst direkt oder über Fonds und ETFs in Anleihen investieren

Anleihen einfach erklärt

Was eine Aktie ist, das wissen die meisten. Bei Anleihen hört es da oft schon auf. Falls das auch bei Dir der Fall ist – keine Sorge. Wir erklären Dir in diesem Artikel, wie diese Art der Geldanlage funktioniert und welche Chancen und Risiken es gibt?

Was sind Anleihen und wie funktionieren sie?

Anleihen werden meistens von Unternehmen, Staaten oder Kommunen ausgegeben, um Geld aufzunehmen, mit dem dann beispielsweise neue Projekte finanziert werden. Wenn du in Anleihen investierst, verleihst du dein Geld für eine bestimmte Laufzeit an den Emittenten (den Herausgeber der Anleihen) und erhältst dafür Zinsen. Am Ende der Laufzeit bekommst du dein investiertes Geld (Nennwert) zurück. Im Gegensatz zu Aktien, bei denen du einen Anteil an einem Unternehmen erwirbst, bedeutet der Kauf von Anleihen, dass du dem Unternehmen oder der Regierung Geld leihst. Aktien können im Wert steigen oder fallen, während die Rendite bei Anleihen primär als – vorher definierte – Zinszahlungen erfolgt. Sie werden daher häufig auch als festverzinsliche Wertpapiere bezeichnet und können eine gute Möglichkeit sein, ein Portfolio zu diversifizieren.

Beispiel: Das Grundprinzip von Anleihen

Stell dir vor, du kaufst eine Anleihe von der Firma XY für 1.000 Euro. Die Anleihe hat eine Laufzeit von 5 Jahren und einen Zinssatz von 5% pro Jahr. Das bedeutet, dass die Firma XY dir jedes Jahr 50 Euro (5% von 1.000 Euro) an Zinsen zahlt. Nach 5 Jahren hat die Firma XY dir insgesamt 250 Euro (5 Jahre x 50 Euro) an Zinsen gezahlt. Am Ende der Laufzeit gibt die Firma XY dir zusätzlich deine ursprünglichen 1.000 Euro zurück. Somit hast du insgesamt 1.250 Euro erhalten. In diesem Beispiel hast du mit der Anleihe also 250 Euro verdient.

Das kleine Anleihen-Lexikon: Diese Begriffe solltest Du kennen

Wer gerade anfängt, sich mit dem Thema Anleihen auseinanderzusetzen, der hat mitunter ein ziemliches Fragezeichen im Kopf. Das liegt mitunter an den vielen Begriffen, die zwar irgendwie ähnlich klingen, aber doch etwas anderes meinen, wie Nennwert und Kurs, Laufzeit und Duration, Zins und Rendite. Aber keine Sorge, hier hast Du das kleine Einmal-Eins der Anleihen:

NennwertDer Betrag, der am Ende der Laufzeit zurückgezahlt wird. Der Nennwert bildet die Basis für die Berechnung des Kupons (Zinssatzes), den Du für Deine Anleihe erhälst. Der Kurs, zu dem Du eine Anleihe erwirbst, kann über unter unter dem Nennwert liegen.
KuponDer jährliche Zinssatz, den der Emittent dem Anleger für das geliehene Geld zahlt. Er wird meistens in Prozent des Nennwerts angegeben. Der Kupon wird periodisch, meist jährlich oder halbjährlich, an den Anleiheinhaber ausgezahlt.
StückelungAnleger können Anleihen meist nur in bestimmten "Schritten" kaufen, die sogenannte Stückelung. Liegt sie beispielsweise bei 10.000 Euro, kann die Anleihe für 10.000, 20.000, 30.000, 40.000 Euro usw. gehandelt werden. Liegt die Mindeststückelung beispielsweise bei 1.000 Euro und der Kurs bei 110 müsstest Du für ein "Stück" der Anleihe 1.100 Euro zahlen (110 % von 1000).
KursZu diesem Wert wird die Anleihe an der Börse gehandelt  – er wird in Prozent angegeben und kann über oder unter dem Nennwert liegen (siehe Beispiel unter Stückelung). Wenn Du allerdings bei Deinem Broker oder im Internet nach Anleihen für Dein Depot suchst, wirst Du auf die Begriffe Geldkurs und Briefkurs stoßen – die es übrigens unter anderem auch bei Aktien gibt. Das ist der Unterschied zwischen Geldkurs, Briefkurs und Kurswert:

Briefkurs: Das ist der niedrigste Kurs, den Verkäufer für ein Wertpapier verlangen. Du findest dafür auch oft den Begriff "ask", da der Briefkurs der Kurs ist, nachdem die Anbieter von Wertpapieren "fragen". Vereinfacht gesagt ist der Briefkurs das, was Du für eine Anleihe zahlen musst.

Geldkurs: Der Geldkurs hingegen ist der höchste Kurs, den Käufer für einen Anleihe (oder andere Wertpapiere bieten). Der Geldkurs liegt in der Regel unter dem Briefkurs.Vereinfacht gesagt ist der Geldkurs der Kurs, den Du für den Verkauf Deiner Anleihe erzielen würdest.

Geldkurs und Briefkurs sind eigentlich nur so etwas wie Preisindikatoren, die berechnet werden, bevor es tatsächlich zu einer Transaktion kam. Erst, wenn das Wertpapier gehandelt wird, ergibt sich der tatsächliche Kurs, der meistens zwischen Geldkurs und Briefkurs liegt.

Wie groß der Abstand zwischen Geld- und Briefkurs, der sogennannte Spread, ist, hat dennoch Bedeutung für Dich: Diese Spanne zeigt, wie weit Geld- und Briefkurs, also Kaufs- und Verkaufsangebote voneinander abweichen. Je höher die Geld-Brief-Spanne ausfällt, desto weniger liquide ist die Anleihe, die Du erwirbst.
RenditeDie Rendite setzt sich zusammen aus den Zinszahlungen und der Differenz zwischen Rückzahlungskurs und Nennwert. Die Rendite wird meistens ebenfalls in Prozent des Nennwerts angegeben.
LaufzeitDie Zeitdauer, für die der Emittent (Schuldner) das geliehene Geld behalten darf. Am Ende der Laufzeit wird der Nennwert der Anleihe an den Anleger zurückgezahlt.
DurationDuration und Laufzeit klingen zwar ähnlich, meinen aber etwas anderes. Am Ende der Laufzeit erhälst Du den Nennwert der Anleihe zurück. Die Duration sagt aus, nach wie vielen Jahren Du das faktisch eingesetzte Kapital theoretisch wieder "drinnen hast", wenn man die zwischenzeitlichen Zinszahlungen miteinberechnet. Die Duration ist daher in der Regel kürzer als die Laufzeit der Anleihe – je höher und je früher die Zinszahlungen erfolgen, desto geringer fällt die Duration aus. Zudem gilt der Leitsatz, dass der Kurs einer Anleihe umso stärker auf Änderungen der Marktzinsen reagiert, je länger die Duration ist.
EmissionskursDer Preis, zu dem die Anleihe erstmals angeboten wird. Anleihen werden oft unter dem Nennwert ("unter pari") ausgegeben, der am Ende der Laufzeit aber trotzdem in voller Höhe ausbezahlt wird.
BonitätEine Bewertung der Kreditwürdigkeit des Emittenten. Rating-Agenturen wie Standard & Poor's, Moody's und Fitch bewerten die Bonität von Emittenten auf einer Skala von AAA (höchste Qualität) bis D (Ausfall). Ein höheres Rating bedeutet, dass das Risiko eines Zahlungsausfalls geringer ist.

Die Rendite einer Anleihe

Die Rendite einer Anleihe besteht in der Regel nicht nur aus den regelmäßigen Zinszahlungen, sondern auch aus der Differenz zwischen Kaufkurs und Rückzahlungskurs. Eine Anleihe wird oft – vor allem bei Neuemissionen – unter ihrem Nennwert ausgegeben („unter pari“), der Dir trotzdem am Ende der Laufzeit in voller Höhe ausbezahlt wirst. Du erhältst in diesem Fall also mehr zurück, als Du ursprünglich investiert hast. Diese Differenz zusammen mit dem Kupon ergibt die Rendite Deiner Anleihe. 

Welche Arten von Anleihen gibt es?

Es gibt ganz verschiedene Arten von Anleihen, die unterschiedliche Chancen und Risiken aufweisen. Hier ist eine Auswahl:

1. Staatsanleihen werden einem Staat ausgegeben, um Geld zu beschaffen. Staatsanleihen von Ländern mit einer guten Bonität gelten als eine relativ sichere Anlageform, da es unwahrscheinlich ist, dass ein Staat zahlungsunfähig wird und die Schulden nicht zurückzahlen kann.

2. Unternehmensanleihen sind Schuldverschreibungen, die von Unternehmen emittiert werden, um Kapital zu beschaffen. Im Gegensatz zu Aktien, bei denen der Investor einen Anteil am Unternehmen erhält, handelt es sich bei Anleihen um Schuldtitel. Das bedeutet, dass der Investor dem Unternehmen einen Kredit gewährt und im Gegenzug Zinsen und die Rückzahlung des investierten Kapitals zu einem festgelegten Zeitpunkt erhält.

Es gibt verschiedene Arten von Unternehmensanleihen, die sich in Bezug auf Laufzeit, Verzinsung und Bonität unterscheiden:

Investment-Grade-Anleihen:

Diese Anleihen werden von Unternehmen mit guter bis sehr guter Bonität ausgegeben. Dadurch sind sie in der Regel weniger riskant, bieten aber auch niedrigere Zinsen.

Hochzinsanleihen (High-Yield-Anleihen/Junk Bonds):

Diese Anleihen werden von Unternehmen mit schlechterer Bonität ausgegeben und sind daher riskanter. Um Investoren für dieses höhere Risiko zu entschädigen, bieten Hochzinsanleihen höhere Zinsen.

Wandelanleihen:

Dabei handelt es sich um Anleihen, die unter bestimmten Bedingungen in Aktien des Unternehmens umgewandelt werden können. Diese bieten dem Investor die Möglichkeit, von Kurssteigerungen der Aktien zu profitieren, während er gleichzeitig Zinszahlungen erhält.

Nachrangige Anleihen:

Bei diesen Anleihen haben die Gläubiger im Falle einer Insolvenz des Unternehmens eine nachrangige Forderung, das heißt, sie werden erst nach den Forderungen der vorrangigen Gläubiger bedient. Dadurch ist das Risiko höher, aber auch die Rendite.

3. Kommunalanleihen werden von lokalen Regierungen oder Gemeinden ausgegeben, um Geld für Infrastrukturprojekte oder öffentliche Dienstleistungen zu beschaffen. Sie können steuerliche Vorteile bieten, da sie oft von der Bundes- oder Landessteuer befreit sind.

4. Pfandbriefe werden von Banken und anderen Finanzinstituten ausgegeben. Sie bieten Anlegern eine stabile und zuverlässige Rendite, da sie durch Hypotheken und andere langfristige Kredite gedeckt sind – in der Regel fallen die Kupons aber relativ niedrig aus. Pfandbriefe sind in der Regel mit einer festen Laufzeit und einem festen Zinssatz versehen, wodurch sie ideal für konservative Anleger sind.

5. Nullkuponanleihen sind festverzinsliche Wertpapiere, bei denen keine regelmäßigen Zinszahlungen (Kupons) an den Anleger erfolgen. Stattdessen kauft der Anleger die Anleihe zu einem deutlich reduzierten Preis (Diskont) und erhält am Ende der Laufzeit den vollen Nennwert zurück. Der Gewinn, den der Anleger erzielt, entspricht der Differenz zwischen dem Kaufpreis und dem Nennwert. Die Rendite der Nullkuponanleihe ergibt sich also aus der Kurssteigerung über die Laufzeit.

6. Anleihen mit variablen Zinssätzen. Ja, richtig gehört. In den meisten Fällen haben Anleihen einen festen Zinssatz – weswegen sie ja auch oft als „festverzinsliche Wertpapiere“ bezeichnet werden. Es gibt allerdings auch Arten, bei denen sich der Zins über die Zeit ändern kann. Es gibt verschiedene Arten von Anleihen mit variablen Zinssätzen, die im Allgemeinen auf zwei Haupttypen basieren: Floating-Rate Notes (FRNs) und inflationsindexierte Anleihen.

1. Floating-Rate Notes (FRNs):

Bei diesen Anleihen wird der Zinssatz regelmäßig an einen Referenzzinssatz angepasst, wie zum Beispiel den Euribor oder den Libor. Der Zinssatz besteht aus dem Referenzzinssatz plus einer festen Marge. Da der Referenzzinssatz regelmäßig aktualisiert wird, ändern sich auch die Zinssätze der Anleihe entsprechend.

Euribor und Libor

Der Euribor und der Libor sind zwei wichtige Finanzkennzahlen, die Banken und andere Finanzinstitutionen nutzen, um Zinssätze für verschiedene Arten von Krediten und Finanzprodukten festzulegen.

Euribor steht für „Euro Interbank Offered Rate“ und ist der Zinssatz, zu dem sich europäische Banken untereinander Geld leihen. Es ist eine Art Durchschnittszinssatz, der von Banken in der Eurozone berechnet wird. Euribor wird normalerweise für Kredite in Euro verwendet.

Libor steht für „London Interbank Offered Rate“ und ist ähnlich wie der Euribor, aber es handelt sich um den Zinssatz, zu dem sich Banken in London untereinander Geld leihen. Libor wird in verschiedenen Währungen, wie US-Dollar, Euro oder Britische Pfund, berechnet und dient als Referenzzinssatz für viele Finanzprodukte weltweit.

2. Inflationsindexierte Anleihen: Diese Anleihen haben einen Zinssatz, der an die Inflationsrate gekoppelt ist. Das bedeutet, dass der Zinssatz steigt, wenn die Inflation steigt, und fällt, wenn die Inflation sinkt – so bieten sie einen Schutz vor dem Kaufkraftverlust Deines Geldes. Ein Beispiel für inflationsindexierte Anleihen sind die US-amerikanischen TIPS (Treasury Inflation-Protected Securities), die von der Regierung ausgegeben werden. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sowohl der ursprüngliche Anlagebetrag und die Zinszahlungen an die Veränderungen des Verbraucherpreisindex (CPI) angepasst werden.

Es gibt noch eine Menge anderer Arten von Anleihen auf dem Markt – aber mit dieser Übersicht hast Du schon einen guten Überblick 🙂

Wie lässt sich mit Anleihen Geld verdienen?

Mit Anleihen lässt sich auf unterschiedlichen Wegen Geld verdienen,

1. Kupons: Anleger erhalten regelmäßige Zinszahlungen, die in der Regel halbjährlich oder jährlich erfolgen. Welchen Zinssatz Du erhälst, das weißt Du in der Regel vorher.

2. Differenz zwischen Kaufkurs- und Rückzahlungskurs: Eine Anleihe hat zwar einen Nennwert – das ist der Wert, den Du am Ende der Laufzeit zurückbekommst, das heißt aber nicht, dass Du genau diesen Betrag zahlst, um die Anleihe zu erwerben. Oft werden Anleihen nämlich – gerade bei Neuemissionen – für einen Kurs ausgegeben, der unter ihrem Nennwert liegt („unter pari“). Da Du trotzdem am Ende den Nennwert ausbezahlt bekommst, hast Du auch durch die Differenz zwischen Kaufkurs- und Rückzahlungskurs Gewinn gemacht.

2. Kursgewinne: Wenn Anleihen vor ihrer Fälligkeit auf dem Sekundärmarkt verkauft werden, können Anleger Kursgewinne erzielen, wenn die Anleihe im Wert gestiegen ist. Dies ist jedoch riskanter, da die Kurse von Anleihen aufgrund von Zinsänderungen oder Bonitätsveränderungen der Emittenten schwanken können.

Zinseinkommen und die Differenz zwischen Kaufkurs- und Rückzahlungskurs zusammen ergeben die Rendite einer Anleihe, die in der Regel in Prozentsatz des Nennwerts (also des Betrags, den Du am Ende der Laufzeit zurück erhältst.

Beispiel: Die Gesamtrendite einer Anleihe

Nehmen wir an, eine Anleihe hat einen Nennwert von 1.000 €, einen Kupon von 3% und eine Laufzeit von 5 Jahren. Die Anleihe wird unter pari, beispielsweise zu 95% des Nennwerts (950 €), ausgegeben. Die angegebene Gesamtrendite der Anleihe liegt bei 4,21%. Das berechnet sich so:

1. Kupon: Der Anleger erhält jährlich 3% Zinsen auf den Nennwert der Anleihe, also 30 € pro Jahr.

2. Kursgewinn: Da der Anleger die Anleihe für 950 € gekauft hat und sie am Ende der Laufzeit zum Nennwert von 1.000 € zurückgezahlt wird, beträgt der Kursgewinn 50 €. Dieser Kursgewinn wird über die Laufzeit von 5 Jahren verteilt, also 10 € pro Jahr.

Um die Gesamtrendite zu berechnen, addieren wir den jährlichen Kupon (30 €) und den jährlichen Kursgewinn (10 €), was 40 € ergibt. Um die Rendite in Prozent auszudrücken, teilen wir diesen Betrag durch den Kaufpreis der Anleihe (950 €) und multiplizieren das Ergebnis mit 100:

(40 € / 950 €) x 100 = 4,21%

Somit liegt die Gesamtrendite der Anleihe bei 4,21%.

Warum steigt oder fällt der Kurs einer Anleihe?

 An dieser Stelle kommt Dir vielleicht die Frage auf: Hä? Wie kann denn der Kurs einer Anleihe steigen oder fallen? Ich dachte, ich erhalte am Ende den Betrag (Nennwert) zurück, zu dem ich die Anleihe am Anfang gekauft habe?

Ganz so einfach ist es leider nicht – aber wir wollen mit einem kleinen Beispiel ein bisschen Klarheit in die Sache bringen:

Angenommen, ein Unternehmen gibt eine Anleihe mit einem Nominalwert von 1.000 € und einem Zinssatz (Kupon) von 5% aus. Das bedeutet, dass der Käufer der Anleihe jedes Jahr 50 € (5% von 1.000 €) an Zinsen erhält.

Szenario 1:

Nehmen wir an, dass die allgemeinen Zinssätze auf dem Markt steigen und neue Anleihen mit einem Zinssatz von 6% ausgegeben werden. Investoren, die nach Anleihen suchen, werden eher daran interessiert sein, die neuen Anleihen mit 6% Zinsen zu kaufen, anstatt die ältere Anleihe mit 5% Zinsen. Um die ältere Anleihe attraktiver zu machen, wird der Kurs der Anleihe fallen. Wenn der Kurs der Anleihe beispielsweise auf 925 € fällt, beträgt die Rendite für einen neuen Käufer etwa 5,4% (50 € Zinsen geteilt durch den Kaufpreis von 925 €), was sie wettbewerbsfähiger gegenüber den neuen 6%-Anleihen macht.

Szenario 2:

Umgekehrt, wenn die allgemeinen Zinssätze auf dem Markt fallen und neue Anleihen nur 4% Zinsen bieten, werden Investoren die ältere Anleihe mit 5% Zinsen attraktiver finden. In diesem Fall wird der Kurs der Anleihe steigen, da die Nachfrage nach der Anleihe zunimmt. Wenn der Kurs der Anleihe auf 1.100 € steigt, beträgt die Rendite für einen neuen Käufer etwa 4,5% (50 € Zinsen geteilt durch den Kaufpreis von 1.100 €), was sie weniger attraktiv als die ursprünglichen 5% macht, aber immer noch besser als die neuen 4%-Anleihen.

Anleihen und Marktzinsen

Steigen die aktuellen Marktzinsen, fallen die Kurse von Anleihen, da Investoren die neueren Papiere bevorzugen, die mehr Zinsen zahlen. Sinken die Marktzinsen, tritt der umgekehrte Fall ein und die Kurse von Anleihen steigen.

Wovon hängt der Zins einer Anleihe ab?

Wie hoch der Kupon, also regelmäßige Zins ausfällt, zu der eine Anleihe ausgegeben wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab:

1. Bonität des Emittenten: Je besser die Kreditwürdigkeit des Emittenten (z.B. Unternehmen oder Staat), desto niedriger ist das Risiko, dass er seine Schulden nicht zurückzahlen kann. Daher sind die Zinssätze bei Anleihen von Emittenten mit guter Bonität niedriger.

2. Laufzeit der Anleihe: Längere Laufzeiten bedeuten ein höheres Risiko für den Anleger, da es schwieriger ist, die zukünftige Entwicklung des Emittenten und der Wirtschaft vorherzusagen. Daher sind die Zinssätze bei Anleihen mit längerer Laufzeit tendenziell höher.

3. Marktzinsen: Die allgemeine Zinssituation am Markt beeinflusst auch die Rendite von Anleihen. Wenn die Marktzinsen hoch sind, müssen auch Anleiheemittenten höhere Renditen bieten, um Investoren anzulocken.

4. Inflationserwartungen: Wenn Investoren in der Zukunft eine höhere Inflation erwarten, verlangen sie höhere Zinssätze, um die Kaufkraft ihres Geldes zu erhalten.

5. Angebot und Nachfrage: Die Nachfrage nach Anleihen und das Angebot an verfügbaren Anleihen beeinflussen ebenfalls die Zinssätze. Wenn die Nachfrage nach Anleihen hoch ist, können Emittenten Anleihen zu einem niedrigeren Zinssatz ausgeben, da Investoren bereit sind, für die Sicherheit der Anleihe einen niedrigeren Zinssatz in Kauf zu nehmen.

Welche Renditen lassen sich mit Anleihen erzielen?

Die Renditen von Anleihen können je nach Art der Anleihe, Laufzeit, Emittent und den aktuellen Marktbedingungen stark variieren. Im Allgemeinen bewegen sich die Renditen für Anleihen in einem Bereich von etwa 0% bis 15% oder mehr.

Damit Du ein ungefähres Gefühl dafür bekommst, wie hoch die Zinssätze (Kupons) von Anleihen sind – so ungefähr gestalten sie sich bei den zwei bekanntesten Formen von Anleihen, Staatsanleihen und Unternehmensanleihen:

Staatsanleihen, die als sehr sichere Anlagen gelten, haben in der Regel niedrigere Kupons. In Zeiten niedriger Zinsen können die Renditen für kurzfristige Staatsanleihen nahe Null oder sogar negativ sein. Langfristige Staatsanleihen bieten in der Regel höhere Kupons, die jedoch in der Regel unter 5% liegen. Staatsanleihen, insbesondere von stabilen Ländern, zahlen in der Regel niedrigere Zinssätze (0,1% bis 3%), da sie als sicherer gelten.

Unternehmensanleihen, die ein höheres Risiko aufweisen, bieten in der Regel höhere Kupons als Staatsanleihen. Investment-Grade-Anleihen, also Anleihen von Unternehmen mit guter Bonität, zahlen Zinsen im Bereich von etwa 2% bis 6%. Hochzinsanleihen, auch bekannt als Junk Bonds, sind Anleihen von Unternehmen mit niedrigerer Kreditwürdigkeit und haben höhere Kupons, die im Bereich von 5% bis 15% oder mehr liegen können.

Welche Vorteile und Chancen bieten Anleihen?

Anleihen im Portfolio bieten durchaus einige Vorteile:

1. Regelmäßige Zinserträge: Anleihen zahlen in der Regel einen festen Zinssatz über die gesamte Laufzeit. Dies bedeutet, dass Investoren regelmäßige Zinserträge erhalten, die in der Regel halbjährlich oder jährlich ausgezahlt werden. Diese regelmäßigen Zahlungen können besonders für Anleger attraktiv sein, die auf der Suche nach einem stabilen Einkommen sind, zum Beispiel im Ruhestand.

2. Risikodiversifikation: Anleihen bieten eine gute Möglichkeit, das Risiko im Anlageportfolio zu streuen, da sie in der Regel weniger volatil sind als Aktien. Dies bedeutet, dass Anleihen dazu beitragen können, die Schwankungen der Gesamtrendite eines Anlageportfolios zu reduzieren. Insbesondere in wirtschaftlich unsicheren Zeiten können Anleihen als „sicherer Hafen“ fungieren, da sie als weniger riskant angesehen werden als andere Anlageklassen.

3. Kapitalerhalt: Anleihen sind in der Regel eine sicherere Anlageform als Aktien, da sie im Insolvenzfall Vorrang vor Aktieninhabern haben. Dies bedeutet, dass im Falle einer Insolvenz des Unternehmens, das die werden. Zudem ist bei Anleihen die Rückzahlung des Nennwertes am Ende der Laufzeit festgelegt, was einen gewissen Schutz des eingesetzten Kapitals gewährleistet.

Welche Nachteile haben Anleihen?

Anleihen sind eine beliebte Anlageform für Investoren, die auf der Suche nach regelmäßigen Zinseinnahmen und einer relativ sicheren Investition sind. Doch trotz ihrer Attraktivität können Anleihen auch mit Nachteilen und Risiken verbunden sein.

1. Zinsänderungsrisiko: Das Zinsänderungsrisiko bezieht sich auf die potenziellen Verluste, die Anleger erleiden können, wenn sich die Zinssätze ändern. Eine Zinserhöhung führt zu einem Rückgang des Anleihekurses, da Anleger ihren Anlagebetrag in neu ausgegebene Anleihen mit höheren Zinssätzen investieren möchten. Umgekehrt steigen die Anleihekurse, wenn die Zinssätze sinken. Anleger können dieses Risiko minimieren, indem sie Anleihen mit unterschiedlichen Fälligkeiten (kurz-, mittel- und langfristig) in ihr Portfolio aufnehmen, um eine ausgewogene Anlagestruktur zu schaffen.

2. Kreditrisiko: Das Kreditrisiko bezieht sich auf das Risiko, dass der Emittent einer Anleihe seinen Zahlungsverpflichtungen aus Zins- und Kapitalzahlungen nicht nachkommen kann. Dies kann zu Verlusten für die Anleger führen, die die Anleihe halten. Um dieses Risiko zu reduzieren, sollten Anleger die Bonität des Emittenten überprüfen und Anleihen von Emittenten mit einer soliden Kreditwürdigkeit bevorzugen. Zudem kann eine Diversifikation des Portfolios über verschiedene Emittenten und Branchen das Kreditrisiko verringern.

3. Liquiditätsrisiko: Das Liquiditätsrisiko bezieht sich auf das Risiko, dass Anleger Schwierigkeiten haben, ihre Anleihen vor Fälligkeit zu verkaufen. In Zeiten von Marktstress oder bei Anleihen von Emittenten mit geringer Bonität kann es schwierig sein, einen Käufer für die Anleihe zu finden. Um das Liquiditätsrisiko zu reduzieren, sollten Anleger in Anleihen mit hoher Liquidität investieren, wie zum Beispiel Staatsanleihen oder Anleihen von großen Unternehmen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Anleihen bis zur Fälligkeit zu halten, um den Verkauf unter ungünstigen Marktbedingungen zu vermeiden.

4. Währungsrisiko: Das Währungsrisiko entsteht, wenn Anleger in Anleihen investieren, die in einer anderen Währung als ihrer Heimatwährung denominiert sind. Währungsschwankungen können den Wert der Anlage in der Heimatwährung des Anlegers beeinflussen und zu Verlusten führen. Um sich vor diesem Risiko zu schützen, können  in Anleihen investieren, die in ihrer Heimatwährung denominiert sind oder in Fonds, die eine Währungsabsicherung anbieten.

Anleihen oder Festgeld: Was ist besser?

Anleihen und Festgeld überschneiden sich in einigen Punkten. In beiden Fällen legst Du eine bestimmte Summe für eine vorher vereinbarte Laufzeit an und erhälst dafür – in den meisten Fällen – einen festen Zinssatz. Der größte Vorteil von Festgeld ist das geringe Risiko, dem Du Dein Geld aussetzt, da es meistens durch Einlagensicherungsfonds geschützt ist. Anleihen können höhere Renditen als Festgeld bieten, sind aber meistens auch riskanter, insbesondere bei Unternehmensanleihen oder Anleihen von Ländern mit geringerer Bonität. Willst Du flexibler bleiben, eigenen sich Anleihen für Dich, da sie auch vor Ablauf der Laufzeit auf dem Sekundärmarkt handelbar sind. Bei Festgeld bist Du bis zum Ende an die Frist gebunden. Ob sich Anleihen oder Festgeld mehr für Dich lohnt, hängt daher von Deiner Risikobereitschaft und Deinen persönlichen Präferenzen ab.

Mehr Rendite, mehr Risiko

Eine schlechte Bonität des Emittenten sowie längere Laufzeiten treiben oft den Kupon einer Anleihe in die Höhe. Damit hast Du zwar in vielen Fällen höhere Renditechancen, bezahlst dafür aber mit einem größeren Verlustrisiko. 

So kannst Du in Anleihen investieren

Um in Anleihen zu investieren, hast Du drei Möglichkeiten:

1. Direktkauf von Anleihen: Eine Möglichkeit, in Anleihen zu investieren, besteht darin, einzelne Anleihen direkt zu erwerben – das geht ganz einfach über Deinen Broker.

2. Rentenfonds: Statt einzelne Anleihen direkt zu kaufen, kannst du auch Geld in Anleihenfonds anlegen. Der Vorteil liegt darin, dass Du direkt in ein breites Portfolio investierst und somit Dein Risiko streust. Da Rentenfonds aktiv gemanagt werden, zahlst Du allerdings höhere Gebühren als beim Direktkauf und bei ETFs.

3. Exchange Traded Funds (ETFs) für Anleihen: Ähnlich wie Rentenfonds sind auch ETFs für Anleihen eine Möglichkeit, in eine Vielzahl von Anleihen zu investieren, die nach vorher festgelegten Regeln für das Portfolio ausgewählt werden. Im Vergleich zu Rentenfonds sind ETFs meistens günstiger.

ETF: Einfach erklärt

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