Auf einen Blick:

  • EDie Chartanalyse, auch technische Analyse genannt, wird oft genutzt, um Kauf- und Verkaufssignale sowie Trends am Aktienmarkt vorauszusehen.
  • EDazu lassen sich in einem Aktienchart bestimmte Muster erkennen, die eine Prognose über die künftige Entwicklung machen sollen.
  • EUm genauere Infos zu erhalten, gibt es zusätzlich Indikatoren, die anhand vergangener Kursbewegungen Prognosen treffen.
  • EDie Aussagekraft der Chartanalyse ist begrenz, sie hilft aber als Ergänzung zu anderen Methoden.
Gabriel Wessel

Isabel Schommers

Kleingeldhelden Expertin für Geldanlage 

Chartanalyse für Einsteiger: So geht’s

Die Charttechnik versucht, über verschiedene Analysetechniken Kauf- und Verkaufssignale für Aktien zu identifizieren oder Prognosen darüber zu treffen, wie sich der Kurs entwickeln wird. Dafür versucht man beispielsweise, bestimmte Muster in einem Aktien-Chart zu erkennen, mit denen sich Rückschlüsse auf die Zukunft treffen lassen. Die zugrunde liegende Annahme der technischen Analyse ist nämlich, dass sich historische Muster und Trends in der Zukunft wiederholen können. Wie genau die Chartanalyse funktioniert und welche Chancen und Grenzen es gibt, erklären wir Dir in diesem Artikel.

Die Grundlagen: Trendlinien, Widerstand, Unterstützung

Zunächst sollten wir uns die drei grundlegenden Elemente ansehen, auf denen die Chartanalyse beruht: Trendlinien, Widerstand und Unterstützung. Diese sind unter anderem Teil von vielen Chartmustern, zu denen wir weiter unten kommen, und sind relativ leicht in jedem Chart zu erkennen.

Trendlinien

Einfachstes Element der Chartanalyse sind Trendlinien – die, wie es ihr Name schon sagt, anzeigt, welchen Trend es bisher gab. Anders gesagt: Sie zeigen an, ob es bisher eher aufwärts oder abwärts für den Kurs einer Aktie oder anderer Wertpapiere ging, bzw. ob er bisher eher gefallen oder gestiegen ist. Auch für Laien ist es gar nicht so schwer, sie in einem Chart zu erkennen.

Aufwärtstrendlinien: Sie verlaufen von links nach rechts in aufsteigender Richtung und zeigen einen allgemeinen Anstieg der Preise über die Zeit. Sie werden unterhalb der Kursbewegungen gezeichnet und verbinden die Tiefststände (Tiefs) der Preisbewegungen. Diese Linie fungiert als Unterstützungslinie, da sie signalisiert, dass die Nachfrage nach dem Wertpapier bei niedrigeren Preisen zunimmt.

Abwärtstrendlinien: Sie verlaufen von links nach rechts in absteigender Richtung und zeigen einen allgemeinen Rückgang der Preise über die Zeit. Sie werden oberhalb der Kursbewegungen gezeichnet und verbinden die Höchststände (Hochs) der Preisbewegungen. Diese Linie fungiert als Widerstandslinie, da sie signalisiert, dass das Angebot des Wertpapiers bei höheren Preisen zunimmt.

So sehen Trends im Chart aus

Widerstand- und Unterstützung

Unterstützung und Widerstand sind zwei Grundbegriffe der Chartanalyse, anhand derer sich Kauf- und Verkaufssignale ablesen lasen – zudem brauchst Du sie auch, um die Formationen der technischen Analyse zu verstehen, die wir weiter unten erklären. Widerstand und Unterstützung basieren auf der Beobachtung, dass Kurse oft auf bestimmten Niveaus stoppen bzw. abprallen.

Widerstandslinie-/Widerstandszone: Den Widerstand bei der technischen Analyse kannst Du Dir als Barriere nach oben hin vorstellen. Das bedeutet, der Kurs hat zwar immer wieder geschafft, bis zu diesem Niveau zu kommen, er hatte aber in der Vergangenheit Schwierigkeiten damit, es zu durchschreiten. Ist das bei einem bestimmten Kurs der Fall (z.B. 60 Euro) der Fall, spricht man von einer Widerstandslinie. Manchmal ist dieser Bereich aber auch breiter (z.B. 60-65) Euro, ist von einer Widerstandszone die Rede. Durchbricht er Kurs die Widerstandslinie bzw. Widerstandszone, ist das ein Kaufsignal.

Unterstützungslinie/Unterstützungszone: Eine Unterstützung hingegen bildet sich auf dem Niveau, wo der Kurs in der Vergangenheit nicht weiter nach unten gefallen ist. Dort lässt sich im Chart in der Regel eine waagerechte Linie einzeichnen, die Widerstandslinie. Ist der Kurs in der Vergangenheit beispielsweise in der Regel bei 80 Euro abgeprallt, würde dort die Unterstützungslinie liegen. Schwankt dieser Bereich – zum Beispiel zwischen 80 und 85 Euro, spricht man von einer Unterstützungszone. Kreuzt der Kurs die Widerstandslinie von oben nach unten, spricht das dafür, dass er weiter absinken wird – oft ein klares Verkaufssignal. Die Unterstützung verwendet man unter anderem auch dafür, Stopp-Kurse zu setzen – also Kurse, bei denen man im Vorhinein festlegt, das Wertpapier zu verkaufen. Diesen Stopp-Kurs setzt man in der Regel etwas unterhalb der Unterstützung, also quasi mit „Sicherheitsabstand“.

Übrigens: Je öfter Unterstützung oder Widerstand „getestet“ werden, als desto stärker gelten sie. Eine allgemeine Faustregel ist, dass der Kurs mindestens 1-3% über dem Widerstand oder unter der Unterstützung schließen sollte, damit man sagen kann, er hat sie nachhaltig durchbrochen.

„Rollentausch“: Es wird oft beobachtet, dass Widerstand und Unterstützung ihre Rollen tauschen, sobald die Linien bzw. Zonen durchbrochen wurden. Das bedeutet: Kreuzt der Kurs den Widerstand nachhaltig von unten nach oben, wird er zur Unterstützung, fällt er hingegen deutlich unter die Unterstützung, wird sie zum Widerstand.

So erkennst Du Unterstützung und Widerstand bei der technischen Analyse

Welche Formationen gibt es in der Chartanalyse?

Die technische Analyse ist eine Methode, um zukünftige Kursbewegungen von Finanzinstrumenten wie Aktien oder Währungen vorherzusagen, indem man historische Preis- und Volumendaten untersucht. Eine der Hauptkomponenten der technischen Analyse sind Chart-Patterns, also visuelle Muster, die in Kursdiagrammen auftreten und Hinweise auf zukünftige Kursbewegungen geben können. Im Folgenden erklären wir einige der wichtigsten Formationen und ihre Bedeutung.

Kopf- und Schultern (Head-and-Shoulders)

Die Kopf-Schulter-Formation ist ein technisches Analysemuster, das auf einen bevorstehenden Abwärtstrend, also fallende Kurse, hindeutet – dieses Muster ist also eher ein Warnzeichen dafür, dass es demnächst für den Kurs bergab gehen könnte. Die Kopf-Schulter-Formation deutet auf einen Abwärtstrend hin, weil sie zeigt, dass die Käufer (Bullen) im Markt an Kraft verlieren und die Verkäufer (Bären) langsam die Kontrolle übernehmen. Die aufeinanderfolgenden Höhepunkte (linke Schulter, Kopf, rechte Schulter) werden immer niedriger, was darauf hindeutet, dass die Käufer nicht mehr bereit sind, höhere Preise zu zahlen. Dies kann aufgrund von Unsicherheit, negativen Nachrichten oder einfach einer Marktübersättigung geschehen. Die Kopf-Schulter-Formation setzt sich aus folgenden Elementen zusammen:

 

  • Schulter (links): Der erste „Peak“ (Höchststand) entsteht, wenn der Kurs nach einem Aufwärtstrend ansteigt und dann wieder fällt.
  • Kopf (Mitte): Der zweite Peak ist höher als der erste und entsteht, wenn der Kurs nach dem Rückgang wieder ansteigt und ein höheres Niveau erreicht als beim ersten Peak. Anschließend fällt er erneut.
  • Schulter (rechts): Der dritte Peak entsteht, wenn der Kurs nach dem zweiten Rückgang erneut ansteigt, aber nicht so hoch wie beim Kopf. Anschließend fällt er wieder.
  • Nackenlinie: Sie verbindet die Tiefpunkte (oder „Täler“) zwischen den Schultern und dem Kopf. Wenn der Preis unter die Nackenlinie fällt, kann dies als Verkaufssignal interpretiert werden.

Umgekehrte Kopf-Schulter-Formation

Dieses Muster ist das Gegenteil der Kopf-Schulter-Formation und besteht aus drei aufeinanderfolgenden Preistiefs, wobei das mittlere Tief (der Kopf) tiefer ist als die beiden äußeren (die Schultern). Es signalisiert eine Trendumkehr von einem Abwärtstrend zu einem Aufwärtstrend – sie zeigt, dass der Abwärtstrend an Schwung verliert, also die Käufer wieder die Kontrolle übernehmen und die Verkäufer erschöpft sind. Das sorgt oft dafür, dass die Kurse bald wieder nachhaltig steigen. Auch bei der umgekehrten Kopf-Schulter-Formation existieren dieselben Elemente Schultern und Kopf, sie sind allerdings genau gegenteilig zu deuten. So auch die Nackenlinie, die bei diesem Muster die Tiefpunkte (Täler) der Formation verbindet. Wird sie durchbrochen, spricht das für ein Kaufsignal sowie dafür, dass eine Trendumkehr wahrscheinlich ist.

Schulter-Kopf-Schulter-Formationen in der technischen Analyse

M-Formation

Die M-Formation, auch als Doppel-Top-Formation bekannt, deutet darauf hin, dass der Kurs eines Wertpapiers in der Zukunft fällt. Die M-Formation tritt auf, wenn ein Kurs zweimal hintereinander ein ähnliches Hoch erreicht, aber nicht in der Lage ist, darüber hinauszugehen – der Markt hat also Schwierigkeiten, den Kurs über diesen Punkt zu treiben. Zwischen den beiden Hochpunkten gibt es einen Rückgang, der als Tiefpunkt der Formation bezeichnet wird. Wenn der Kurs unter das Tief der Formation fällt, wird dies als Bestätigung der M-Formation angesehen sowie als Warnsignal dafür, dass der Kurs demnächst weiter sinken dürfte.

W-Formation

Die W-Formation, auch als Doppel-Boden-Formation bekannt, signalisiert im Gegensatz zur M-Formation hindeutet, dass der Kurs eines Wertpapiers in der Zukunft steigen könnte. Die W-Formation tritt auf, wenn er zweimal hintereinander ein ähnliches Tief erreicht, aber nicht in der Lage ist, darunter zu fallen. Zwischen den beiden Tiefpunkten gibt es einen Anstieg, der als Hochpunkt der Formation bezeichnet wird. Wenn der Kurs über das Hoch der Formation steigt, wird dies als Bestätigung der W-Formation angesehen sowie dafür, dass es für die Aktie demnächst bergauf gehen könnte.

M-Formationen und W-Formationen im Chart

V-Formation

Die V-Formation deutet darauf hin, dass es zu einer schnellen Trendumkehr am Markt kommt. Es gibt dabei den V-Boden sowie die V-Top-Formation.

  • Im Falle der V-Boden-Formation fällt der Kurs eines Wertpapiers schnell ab, erreicht ein Tief und steigt dann ebenso schnell wieder an. Dieses Muster zeigt, dass Verkäufer den Markt plötzlich verlassen und Käufer den Kurs wieder schnell nach oben treiben – es könnte also zu einem Aufwärtstrend bzw. steigenden Kursen kommen.
  • Bei der V-Top-Formation ist das Muster umgekehrt: Der Kurs steigt schnell, erreicht ein Hoch und fällt dann ebenso schnell wieder ab. Dieses Muster spricht eher dafür, dass ein Abwärtstrend, also fallende Kurse drohen.
V-Formationen im Chart

Dreiecke

Dreiecke entstehen, wenn sich der Kurs innerhalb eines bestimmten Bereichs bewegt und sich die Hochs und Tiefs im Laufe der Zeit einem gemeinsamen Punkt annähern. Es gibt drei Haupttypen von Dreiecksmustern: das aufsteigende Dreieck, das absteigende Dreieck und das symmetrische Dreieck. In der Regel sagen sie voraus, dass ein vorherrschender Trend fortgesetzt wird.

Das aufsteigende Dreieck: Dieser Chartpattern bildet sich während eines Aufwärtstrends und legt die Vermutung nahe, dass dieser weiter fortgeführt wird. Das aufsteigende Dreieck weist in der Regel zwei Kennzeichen auf. Das erste: Die Hochs bleiben auf dem gleichen Niveau und verharren dabei unterhalb der sogenannten Widerstandslinie – sie liegt bei dem maximalen Kurs, der in der Vergangenheit bereits erreicht, aber bisher nicht überschritten wurde. Gleichzeitig liegen die Tiefpunkte immer höher und nähern sich damit den Höchstständen an. Wird die Widerstandslinie nach oben durchbrochen, gilt das als Kaufsignal.

Das absteigende Dreieck: Dieses Muster ist das Gegenteil vom aufsteigenden Dreieck. Es entsteht, wenn der Kurs immer niedrigere Höchststände erreicht und sich daraus eine Abwärtstrendlinie ergibt. Die Tiefpunkte hingegen liegen auf einem gleichbleibenden Niveau – dort lässt sich die Unterstützung einzeichnen. Beide Linien zusammen ergeben dann ein absteigendes Dreieck. Diese Formation deutet an, dass eine Fortsetzung des Abwärtstrends wahrscheinlich ist. Fällt der Kurs nachhaltig unter die Unterstützung, ist das als Verkaufssignal zu deuten.

Das symmetrische Dreieck: Diese Formation entsteht sowohl während eines Abwärts- als auch Aufwärtstrends. Dabei nähern sich Höhepunkte und Tiefpunkte aneinander ein, wodurch beide Trendlinien zu einer gedachten waagrechten Mittellinie konvergieren – von einem symmetrischen Dreieck spricht man erst, wenn es zu mindestens vier Umkehrungen gekommen ist. Bildet sich dieses Muster, deutet das an, dass der aktuelle Trend eine Pause macht, bevor er sich fortsetzt. Durchbricht der Kurs das Dreieck bei einem vorherrschenden Aufwärtstrend nach oben, ist das ein Kaufsignal, unterschreitet er es nach unten, stellt das hingegen ein Kaufsignal dar.

 

Dreiecksformationen in der Chartanalyse

Keile

Auch Keile deuten darauf hin, dass ein bestehender Aufwärts- oder Abwärtstrend bald fortgesetzt wird. Optisch kommen sie den Dreiecksformationen nahe, dennoch gibt es ein paar Unterschiede. So gibt es bei Dreieck beispielsweise stets eine waagerechte Linie – beim aufsteigenden Dreieck ist das die obere, beim absteigenden die untere und beim symmetrischen ist es eine gedachte Mittellinie. Hier verlaufen hingegen zwei schräge Linien spitz aufeinander zu. Zeigt der Keil immer in die entgegengesetzte Richtung des vorherrschenden Trends – während eines Abwärtstrends also nach unten und während eines Aufwärtstrends nach oben – so bestätigt er diesen. Ist er in dieselbe Richtung geneigt, spricht das für eine baldige Umkehr.

Keile in der technischen Analyse

Wimpel und Flaggen

Wimpel und Flaggen sind zwei Formationen, die relativ häufig auftreten. In der Regel bestätigen sie den vorliegenden Trend, also dass es weiter bergauf oder bergab geht. Da sie sich sehr ähneln, behandeln wir sie hier zusammen.

Flaggen: Dieses Muster ist in einem Chart gut zu erkennen. Flaggen geht in der Regel ein steiler Anstieg oder Fall des Kurses voraus, der damit entweder einen Widerstand oder eine Unterstützung durchbrochen hat – optisch bildet diese Linie quasi den Fahnenmast oder die Fahnenstange. Der Kurs „konsolidiert“ bzw. stabilisiert sich dann auf einem bestimmten Niveau, bevor er weiter stark anzieht oder sinkt. Konkret sieht das so aus: Höhepunkte oder Tiefpunkte des Kurses fallen/steigen in etwa gleichen Schritten. Würdest Du die Höhepunkte und Tiefpunkte jeweils miteinander verbinden, ergäbe das zwei schräge Linien, die parallel zueinander verlaufen – sie modellieren die Flagge. Die bewegt sich allerdings gegenläufig zum vorherrschenden Trend – ging es davor bergab, dann zeigt sie nach oben, bei einem Aufwärtstrend hingegen würde sie sich nach unten neigen. Bricht der Kurs oben oder unten aus der Flagge aus, folgt meist ein Anstieg oder Fall im gleichen Maße wie zuvor.

Wimpel: Im Prinzip funktionieren Wimpel wie Flaggen. Auch sie folgen auf einen steilen Anstieg oder Fall des Kurses (Stange des Wimpels), nachdem er einen Widerstand oder eine Unterstützung über-/unterschritten hat. Darauf konsolidiert er sich für kurze Zeit. Das geschieht bei diesem Muster allerdings nicht in Form einer Flagge, sondern eines Wimpels, bzw. eines Dreiecks. Wie bei der Flagge neigt sich der Wimpel bei einem Aufwärtstrend nach unten und nach einem Abwärtstrend nach oben. Bricht der Kurs aus, reiht sich oft ein Anstieg oder Fall des Kurses an, der so hoch ist wie der vorangegangenen.

Flaggen und Wimpel in der Chartanalyse

Rechteck

Eine Formation, die der Flagge sehr ähnlich ist, ist das Rechteck, das ebenfalls einen vorherrschenden Trend bestätigt. Auch das Rechteck bildet sich einer Phase, in der sich der Kurs seitwärts bewegt und Hochs und Tiefs verlaufen in zwei gedachten parallelen Linien zueinander – für Ausbildung eines Rechtecks braucht es im Übrigen mindestens zwei Hochs und zwei Tiefs. Man spricht daher auch oft von einem Trendkanal. Im Gegensatz zur Flagge ist das Rechteck typischerweise gerade und weist keine Neigung nach oben oder unten auf. Zudem geht ihm zwar ein Abwärts- oder Aufwärtstrend voraus, den „Fahnenmast“, also einen vorausgehenden steilen Anstieg oder Fall des Kurses gibt es allerdings nicht.

 

Rechtecke in der Chartanalyse

Welche Indikatoren gibt es bei der Chartanalyse?

Die Formationen der technischen Analyse lassen sich gerade für Einsteiger oft gar nicht so leicht in einem Chart erkennen. Indikatoren helfen dabei, genauere und objektivere Prognosen für Kursbewegungen in der Zukunft zu liefern, da sie auf mathematischen Formeln beruhen und eindeutigere Signale liefern. Im folgenden erklären wir Dir die wichtigsten Indikatoren der Chartanalyse und wie man sie deutet.

Relative Stärke Index (RSI)

Der Relative-Stärke-Index hilft Dir, zu erkennen, wann ein Wertpapier möglicherweise zu teuer (überkauft) oder zu billig (überverkauft) ist, indem er die durchschnittlichen Kursgewinne und -verluste innerhalb eines bestimmten Zeitraums (meist 14 Tage) miteinander vergleicht. Um den RSI zu berechnen oder anzeigen zu lassen, gibt es verschiedene kostenlose Tools und Programme, wie z.B. TradingView oder Yahoo Finance. So sieht er aus:

Der Relative-Stärke-Index (RSI)

Du kannst ihn aber auch per Hand berechnen und das geht so:

  1. Berechne die durchschnittlichen Kursgewinne und -verluste für den gewählten Zeitraum (z.B. 14 Tage)
  2. Teile den durchschnittlichen Kursgewinn durch den durchschnittlichen Kursverlust
  3. Nutze die Formel RSI = 100 – (100 / (1 + Verhältnis von Kursgewinn zu Kursverlust))

Um den RSI zu interpretieren, gibt es zwei Hauptgrenzwerte:

70: Ein RSI-Wert über 70 deutet darauf hin, dass das Finanzinstrument möglicherweise überkauft ist, was bedeutet, dass es teuer geworden ist und es an der Zeit sein könnte, einen Verkauf in Betracht zu ziehen.

30: Ein RSI-Wert unter 30 zeigt an, dass das Finanzinstrument möglicherweise überverkauft ist, was bedeutet, dass es billig geworden ist und es eine gute Gelegenheit zum Kauf sein könnte.

Rechenbeispiel:

Ok, das war jetzt vielleicht noch ein bisschen abstrakt. Lass uns den RSI anhand eines Beispiels gemeinsam berechnen. In der Tabelle siehst Du die Schlusskurse der fiktiven Aktien AG der letzten 14 Tage und ihren Gewinn und Verlust im Vergleich zum Vortag:

TagSchlusskursDifferenz zum Vortag
1100 €-
2102 €2
3101 €-1
4103 €2
5105 €2
6104 €-1
7106 €2
8108 €2
9107 €-1
10109 €2
11111 €2
12110 €-1
13112 €2
141142

Jetzt berechnen wir den durchschnittlichen Gewinn und Verlust der letzten 14 Tage:

Durchschnittlicher Gewinn: (2+2+2+2+2+2+2+2)/(14-1) = 16/13 ≈ 1,23€

Durchschnittlicher Verlust: (1+1+1+1)/13 = 4/13 ≈ 0,31€ (als positives Wert)

 

Jetzt berechnen wir die relative Stärke der Aktie:

RS = Durchschnittlicher Gewinn / Durchschnittlicher Verlust = 1,23€ / 0,31€ = 3,97

Und daraus ermitteln wir den Relative-Stärke-Index (RSI):

RSI = 100 – (100 / (1 + RS)) = 100 – (100 / (1 + 3,97)) = 100 – 20,08 = 79,92

In diesem Beispiel beträgt der RSI 79,92, was als überkauft gilt. Beachte, dass dies ein vereinfachtes Beispiel ist und in der Praxis zusätzliche Daten und Zeitperioden verwendet werden sollten, um genauere RSI-Werte zu erhalten.

 

 

 

Relative Stärke für den Vergleich von Wertpapieren

Die Relative Stärke (RS) wird häufig auch verwendet, um herauszufinden, ob ein bestimmtes Wertpapier im Vergleich zu anderen Wertpapieren oder dem Gesamtmarkt stärker oder schwächer abschneidet. Dies ist nützlich, um die besten Performer innerhalb einer Branche oder eines Marktes zu identifizieren (und in diese zu investieren).

Um die relative Stärke zu berechnen, benötigen wir den Kursverlauf der zwei Wertpapiere, die wir miteinander vergleichen wollen. Willst Du ermitteln, wie ein Wertpapier im Verhältnis zum Gesamtmarkt abgeschnitten hast, vergleichst Du es in der Regel mit einem Index, der diesen Gesamtmarkt widerspiegelt – für den deutschen Markt würden wir dafür beispielsweise den DAX nehmen. Die Formel zur Berechnung der relativen Stärke lautet:

Relative Stärke (RS) = Prozentuale Kursveränderung von Aktie A / Prozentuale Kursveränderung von Aktie B bzw.

Relative Stärke (RS) = Prozentuale Kursveränderung von Aktie A / Prozentuale Veränderung Index

RS > 1 bedeutet, dass das Wertpapier während des Vergleichszeitraums besser abgeschnitten hat als der Vergleichstitel. Eine höhere Zahl zeigt eine stärkere Performance im Vergleich zum Vergleichstitel.

RS = 1 bedeutet, dass die Performance des Wertpapiers und des Vergleichstitels im betrachteten Zeitraum gleich war.

RS < 1 deutet darauf hin, dass das Wertpapier im Vergleich zum Vergleichstitel unterdurchschnittlich abgeschnitten hat. Eine niedrigere Zahl zeigt eine schwächere Performance im Vergleich zum Vergleichstitel.

Rechenbeispiel:

1. Zuerst benötigen wir die Schlusskurse der beiden Aktien für einen bestimmten Zeitraum, z. B. die letzten 30 Tage.

Aktie A – Tageskurse: 100, 102, 105, 104, 108, 110, 111, 113, 115, 118, 120, 121, 125, 128, 130, 132, 134, 137, 139, 140, 142, 145, 147, 150, 152, 154, 156, 159, 161, 163

Aktie B – Tageskurse: 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 63, 64, 65, 66, 67, 68, 69, 70, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 79

2. Dann berechnen wir die täglichen prozentualen Veränderungen für beide Aktien:

Prozentuale Veränderung = (aktueller Kurs – vorheriger Kurs) / vorheriger Kurs * 100

Aktie A – Prozentuale Veränderungen: 2, 2.94, -0.95, 3.85, 1.85, 0.91, 1.80, 1.77, 2.61, 1.69, 0.83, 3.31, 2.40, 1.56, 1.54, 1.52, 2.24, 1.46, 0.72, 1.43, 2.11, 1.38, 2.04, 1.33, 1.32, 1.30, 1.92, 1.26, 1.24

Aktie B – Prozentuale Veränderungen: 2, 1.96, 1.92, 1.89, 1.85, 1.82, 1.79, 1.75, 1.72, 1.69, 1.67, 1.64, 1.61, 1.59, 1.56, 1.54, 1.52, 1.49, 1.47, 1.45, 1.43, 1.41, 1.39, 1.37, 1.35, 1.33, 1.32, 1.30, 1.28

3. Und jetzt ermitteln wir den Durchschnitt der prozentualen Veränderungen für beide Aktien.

Aktie A – Durchschnittliche prozentuale Veränderung: (Summe der prozentualen Veränderungen) / 29 = 1.67%

Aktie B – Durchschnittliche prozentuale Veränderung: (Summe der prozentualen Veränderungen) / 29 = 1.61%

4. Zum Schlüss berechnen wir die relative Stärke (RS) für Aktie A im Vergleich zu Aktie B.

RS = 1.67% / 1.61% = 1.037

Da die Relative Stärke von Aktie A im Vergleich zu Aktie B größer als 1 ist, bedeutet dies, dass Aktie A im untersuchten Zeitraum besser abgeschnitten hat als Aktie B.

Gleitende Durchschnitte: Die 200-Tage-Linie und die 50-Tage-Linie

Gleitende Durchschnitte (Moving Averages) zeigen den durchschnittlichen Preis eines Wertpapiers über einen bestimmten Zeitraum an und helfen dabei, Trends oder Kauf- und Verkaufssignale zu identifizieren. Die gängigsten Instrumente dafür sind die 200-Tage-Linie und die 50-Tage-Linie.

1. Die 50-Tage-Linie: Der 50-Tage gleitende Durchschnitt (GD) berechnet den Durchschnittskurs der letzten 50 Handelstage. Jeden Tag wird der älteste Kurs aus der Berechnung entfernt und der neueste hinzugefügt, wodurch der Durchschnitt „gleitend“ ist. Die 50-Tage-Linie wird häufig verwendet, um kurz- bis mittelfristige Trends zu identifizieren und ist ein wichtiger Indikator für viele Anleger und Trader.

2. Die 200-Tage-Linie: Der 200-Tage gleitende Durchschnitt berechnet den Durchschnittskurs der letzten 200 Handelstage. Diese Linie wird als Langzeittrendindikator betrachtet und gibt einen besseren Überblick über die langfristige Kursentwicklung. Die 200-Tage-Linie wird oft als Unterstützungs- oder Widerstandsniveau angesehen, je nachdem, ob der Kurs darüber oder darunter liegt.

Anwendung in der Chartanalyse:

1. Trendbestätigung: Wenn der Kurs über der 50-Tage-Linie liegt und diese steigt, deutet dies auf einen Aufwärtstrend hin. Wenn der Kurs unter der 50-Tage-Linie liegt und diese fällt, spricht das für einen Abwärtstrend. Die 200-Tage-Linie kann ebenfalls zur Bestätigung des Gesamttrends verwendet werden. Liegt der Kurs über der 200-Tage-Linie und diese steigt, ist dies ein Zeichen für einen starken langfristigen Aufwärtstrend.

2. Kauf- und Verkaufssignale: Wenn der Kurs die 50-Tage-Linie von unten nach oben durchkreuzt, kann das als Kaufsignal interpretiert werden. Umgekehrt, wenn der Kurs die 50-Tage-Linie von oben nach unten durchkreuzt, kann das als Verkaufssignal gesehen werden. Ähnlich können Kreuzungen zwischen dem Kurs und der 200-Tage-Linie als langfristige Kauf- oder Verkaufssignale betrachtet werden.

3. Unterstützungs- und Widerstandsniveaus: Die 50-Tage-Linie und die 200-Tage-Linie können als potenzielle Unterstützungs- oder Widerstandsniveaus dienen. Wenn der Kurs auf die 50-Tage-Linie oder 200-Tage-Linie zugeht und sich dann wieder wegbewegt, zeigt das, dass diese Linien als Unterstützung oder Widerstand fungieren können. Das Durchbrechen dieser Linien kann bedeuten, dass der Kurs genügend Momentum hat, um weiter in die entsprechende Richtung zu gehen.

Gleitende Durchschnitte: Die 200-Tage-Linie

Der MACD

Der MACD (Moving Average Convergence Divergence) ist ein beliebter technischer Indikator in der Chartanalyse, der dazu verwendet wird, um Kauf- und Verkaufssignale sowie mögliche Trendbestätigungen oder -umkehrungen zu identifizieren.

 

Der MACD besteht aus zwei Linien: der MACD-Linie und der Signallinie. Die MACD-Linie wird berechnet, indem man den gleitenden Durchschnitt eines kürzeren Zeitraums (zum Beispiel 12 Tage) von dem eines längeren Zeitraums (zum Beispiel 26 Tage) subtrahiert. Die Signallinie ist ein gleitender Durchschnitt der MACD-Linie, meist über einen Zeitraum von 9 Tagen.

Wenn die MACD-Linie die Signallinie von unten nach oben kreuzt, kann das als Kaufsignal interpretiert werden, weil es darauf hindeutet, dass der kurzfristige Trend stärker ist als der langfristige Trend. Wenn die MACD-Linie die Signallinie von oben nach unten kreuzt, kann das als Verkaufssignal betrachtet werden, da der kurzfristige Trend schwächer ist als der langfristige Trend.

Wenn der MACD in der positiven Zone ist (über der Nulllinie), bedeutet dies, dass der kurzfristige gleitende Durchschnitt (üblicherweise der 12-Perioden-Durchschnitt) über dem langfristigen gleitenden Durchschnitt (üblicherweise der 26-Perioden-Durchschnitt) liegt. Dies ist ein bullisches Signal, das darauf hindeutet, dass der Markt in einem Aufwärtstrend ist.

Wenn der MACD in der negativen Zone ist (unter der Nulllinie), bedeutet dies, dass der kurzfristige gleitende Durchschnitt unter dem langfristigen gleitenden Durchschnitt liegt. Dies ist ein bärisches Signal, das darauf hindeutet, dass der Markt in einem Abwärtstrend ist.

Die Nulllinie ist der Punkt, an dem der MACD weder in der positiven noch in der negativen Zone ist. Wenn der MACD die Nulllinie kreuzt, zeigt dies eine mögliche Trendumkehr an. Wenn der MACD von unten nach oben die Nulllinie kreuzt, ist dies ein Kaufsignal, das auf einen Aufwärtstrend hindeutet. Wenn der MACD von oben nach unten die Nulllinie kreuzt, ist dies ein Verkaufssignal, das auf einen Abwärtstrend hindeutet.

Auch der Abstand zwischen Signallinie und MACD-Indikator ist wichtig: Wenn sich die MACD-Linie von der Signallinie entfernt (sich ausdehnt), zeigt dies eine Zunahme der Trendstärke. Wenn sich die MACD-Linie der Signallinie nähert (sich zusammenzieht), zeigt dies eine Abnahme der Trendstärke und Dynamik an. Dies kann darauf hindeuten, dass eine Trendumkehr bevorsteht.

Zusätzlich gibt es das sogenannten MACD-Histogramm, das die Differenz zwischen der MACD-Linie und der Signallinie darstellt. Das Histogramm hilft dabei, die Stärke des aktuellen Trends zu beurteilen. Wenn das Histogramm positiv ist und größer wird, zeigt das einen starken Aufwärtstrend an. Wenn das Histogramm negativ ist und kleiner wird, zeigt das einen starken Abwärtstrend an.

So interpretiert man den MACD-Indikator

Bollinger Bänder

Bollinger Bänder wurde in den 80er Jahren vom amerikanischen Börsentrader John Bollinger entwickelt. Sie dienen dazu, die Volatilität von Wertpapieren zu messen und Kursbewegungen vorauszusehen.

Bei diesem technischen Indikator gibt es drei zentrale Elemente: Den gleitenden Durchschnitt und die oberen und unteren Bollinger Bänder.

1. Der gleitende Durchschnitt: Eine Linie, die den durchschnittlichen Preis eines Finanzinstruments über einen bestimmten Zeitraum (z.B. 20 Tage) darstellt. Sie wird verwendet, um den allgemeinen Trend (Aufwärts- oder Abwärtstrend) zu erkennen.

2. Obere Bollinger Band: Eine Linie, die über dem gleitenden Durchschnitt liegt und die den höchsten Preis darstellt, bei dem das Finanzinstrument bei normaler Volatilität gehandelt werden könnte. Dies wird berechnet, indem ein Vielfaches der Standardabweichung (normalerweise 2) zum gleitenden Durchschnitt hinzugefügt wird.

3. Untere Bollinger Band: Eine Linie, die unter dem gleitenden Durchschnitt liegt und die den niedrigsten Preis darstellt, bei dem das Finanzinstrument bei normaler Volatilität gehandelt werden könnte. Dies wird berechnet, indem ein Vielfaches der Standardabweichung (normalerweise 2) vom gleitenden Durchschnitt subtrahiert wird.

Und so interpretierst Du Bollinger Bänder bei der Chartanalyse:

1. Trenderkennung: Wenn der Preis innerhalb der Bollinger Bänder bleibt und sich der gleitende Durchschnitt nach oben oder unten bewegt, ist der Markt in einem Aufwärts- bzw. Abwärtstrend.

2. Überkauf-/Überverkaufssignale: Wenn der Preis das obere Bollinger Band berührt oder durchbricht, kann dies ein Signal dafür sein, dass das Finanzinstrument überkauft ist und der Preis möglicherweise korrigiert oder fällt. Wenn der Preis das untere Bollinger Band berührt oder durchbricht, kann dies ein Signal dafür sein, dass das Finanzinstrument überverkauft ist und der Preis möglicherweise wieder ansteigt.

3. Volatilität: Wenn die Bollinger Bänder enger zusammenrücken (sie „verengen“), zeigt dies eine geringe Volatilität an, was auf eine mögliche Preisbewegung (Ausbruch) in naher Zukunft hindeuten kann. Wenn die Bollinger Bänder weiter auseinander gehen (sie „erweitern“), zeigt dies eine höhere Volatilität an, und es ist wahrscheinlicher, dass der Preis innerhalb der Bänder bleibt.

Chartanalyse Bollingerbänder

Welche kostenlosen Tools eignen sich für die Chartanalyse?

Technische Indikatoren mit der Hand zu berechnen, wäre natürlich eine ganze Menge Arbeit. Zum Glück gibt es inzwischen viele tolle – und kostenlose – Tools, die das für Dich erledigen. Hier sind einige der besten:

1. TradingView: TradingView ist eine webbasierte Charting-Plattform, die sowohl kostenlose als auch kostenpflichtige Pläne anbietet. Die kostenlose Version bietet eine Vielzahl von Chartarten, technischen Indikatoren und Zeichenwerkzeugen.

2. Finviz: Finviz ist ein beliebtes Finanzportal, das kostenlose Chartanalyse-Tools, Marktinformationen und Aktienscreening-Funktionen bietet.

3. Yahoo! Finance: Yahoo! Finance bietet kostenlose Aktiencharts, technische Indikatoren und Zeichenwerkzeuge für die Chartanalyse. Die Plattform ermöglicht es auch, historische Daten zu recherchieren und Fundamentaldaten zu analysieren.

4. MetaTrader 4 oder 5: MetaTrader ist eine der bekanntesten Handelsplattformen für Forex, CFDs und Futures. Die Plattform ist kostenlos und bietet umfangreiche Chartanalyse-Tools, technische Indikatoren und automatisierte Handelsfunktionen.

5. StockCharts.com: StockCharts ist eine kostenlose Chart-Website, die verschiedene Chartarten, Indikatoren und Zeichenwerkzeuge anbietet. Die kostenlose Version ist jedoch zeitlich begrenzt und bietet weniger Funktionen als die kostenpflichtigen Pläne.

6. Investing.com: Investing.com ist eine Finanzwebsite, die kostenlose Charts, technische Indikatoren und Marktanalysen für verschiedene Finanzinstrumente wie Aktien, Forex und Kryptowährungen bietet.

 

Welche Arten von Charts gibt es?

In der Welt der technischen Analyse und des Handels gibt es verschiedene Arten von Charts, die dazu verwendet werden, Preisbewegungen und Trends zu visualisieren. Hier sind einige der wichtigsten Charttypen:

1. Linienchart: Liniencharts sind die einfachste Form von Charts. Sie zeigen den Schlusskurs eines Vermögenswerts (z.B. Aktie, Währung, Rohstoff) über einen bestimmten Zeitraum hinweg. Die Schlusskurse werden durch Linien verbunden, um die Preisbewegungen zu veranschaulichen. Liniencharts bieten eine übersichtliche Darstellung der Kursentwicklung und sind nützlich, um den allgemeinen Trend zu erkennen.

2. Balkenchart: Balkencharts zeigen mehr Informationen als Liniencharts. Sie stellen den Eröffnungs-, Schluss-, Höchst- und Tiefstkurs für jeden Zeitraum dar. Jeder Balken repräsentiert eine Zeiteinheit, beispielsweise einen Tag, eine Stunde oder eine Minute. Der obere Teil des Balkens zeigt den Höchstpreis, während der untere Teil den Tiefstpreis darstellt. Der kleine horizontale Strich links vom Balken zeigt den Eröffnungspreis, und der Strich rechts vom Balken den Schlusspreis. Balkencharts sind besonders nützlich, um Preisbewegungen über längere Zeiträume zu analysieren und Trends zu erkennen.

3. Kerzencharts, auch Candlestick-Charts genannt, sind Kerzencharts sind besonders nützlich, weil sie auf einen Blick eine Fülle von Informationen bieten. Ein Kerzenchart besteht aus einer Reihe von „Kerzen“, wobei jede Kerze die Preisbewegung innerhalb eines bestimmten Zeitraums (z. B. 1 Stunde, 1 Tag, 1 Woche) darstellt. Jede Kerze besteht aus einem rechteckigen „Körper“ und zwei dünnen „Dochten“ (auch als „Schatten“ bezeichnet), die oben und unten aus dem Körper ragen. Hier ist, was die verschiedenen Teile einer Kerze bedeuten:

Körper: Der Körper der Kerze repräsentiert den Unterschied zwischen dem Eröffnungskurs und dem Schlusskurs des betrachteten Zeitraums. Wenn der Schlusskurs höher ist als der Eröffnungskurs, wird der Körper normalerweise grün oder weiß gefärbt, was eine „bullische“ Kerze anzeigt (Preis ist gestiegen). Wenn der Schlusskurs niedriger ist als der Eröffnungskurs, wird der Körper rot oder schwarz gefärbt, was eine „bärische“ Kerze anzeigt (Preis ist gefallen).

Dochte: Die Dochte repräsentieren den Höchst- und Tiefstkurs während des betrachteten Zeitraums. Der obere Docht zeigt den Höchstpreis an, während der untere Docht den Tiefstpreis anzeigt. Ein langer oberer Docht kann darauf hindeuten, dass die Verkäufer während des Zeitraums die Kontrolle übernommen haben, während ein langer unterer Docht darauf hindeuten kann, dass die Käufer die Kontrolle übernommen haben.

Einige grundlegende Interpretationen von Kerzencharts sind:

1. Lange grüne/weiße Kerzen: Ein Zeichen für starken Kaufdruck und bullische Preisbewegung.

2. Lange rote/schwarze Kerzen: Ein Zeichen für starken Verkaufsdruck und bärische Preisbewegung.

3. Doji-Kerzen: Wenn der Eröffnungs- und Schlusskurs sehr nahe beieinander liegen, entsteht eine Doji-Kerze. Dies kann auf Unentschlossenheit im Markt hindeuten und möglicherweise auf eine bevorstehende Trendumkehr.

4. Hammer-Kerzen: Diese Kerzen haben kleine Körper und lange untere Dochte. Sie können auf eine Umkehr des aktuellen Trends hindeuten, je nachdem, ob sie in einem Aufwärts- oder Abwärtstrend auftreten.

5. Shooting-Star-Kerzen: Der Körper der Kerze hängt am unteren Ende der Lunte. Shooting Stars warnen vor dem Ende eines Aufwärtstrends.

Chartanalyse mit Kerzencharts

Welche Vorteile und Nachteile hat die Charttechnik?

Es stellt sich am Ende die Frage: Wie weit kann man sich auf die Charttechnik verlassen? Schauen wir uns dazu die Chancen und Grenzen der technischen Analyse an:

Pro-Argumente:

1. Historische Daten: Befürworter der Chartanalyse argumentieren, dass die Analyse von historischen Kursbewegungen hilfreich sein kann, um Muster und Trends zu erkennen, die sich in der Zukunft wiederholen können.

2. Psychologische Faktoren: Die Chartanalyse berücksichtigt auch die psychologischen Faktoren, die den Markt beeinflussen. Beispielsweise können Widerstands- und Unterstützungsniveaus aufzeigen, bei welchen Preisen die Anleger bereit sind, zu kaufen oder zu verkaufen.

3. Ergänzung zur Fundamentalanalyse: Viele Anleger kombinieren die Chartanalyse mit der Fundamentalanalyse, einer Methode, bei der die wirtschaftlichen und finanziellen Faktoren eines Unternehmens bewertet werden. Die Kombination beider Methoden kann helfen, ein umfassenderes Bild des Wertpapiers zu erhalten.

Contra-Argumente:

1. Selbstverwirklichende Prophezeiung: Kritiker der Chartanalyse argumentieren, dass die Muster und Trends, die in der Vergangenheit beobachtet wurden, möglicherweise nur aufgrund einer selbstverwirklichenden Prophezeiung zustande gekommen sind. Das bedeutet, dass die Anleger, die an die Wirksamkeit der Chartanalyse glauben, die Kurse durch ihr Handeln beeinflussen und somit die beobachteten Muster erst entstehen lassen.

2. Zufall: Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die beobachteten Muster und Trends möglicherweise nur zufällig entstanden sind und keine Rückschlüsse auf zukünftige Kursbewegungen zulassen.

3. Unvorhersehbare Ereignisse: Die Chartanalyse kann keine unvorhersehbaren Ereignisse wie Naturkatastrophen, politische Entscheidungen oder andere externe Faktoren berücksichtigen, die die Kurse beeinflussen können.

Es ist wichtig zu verstehen, dass es keine Garantie für zukünftige Kursbewegungen gibt und keine Methode 100% zuverlässig ist. Am besten ist es, verschiedene Analysemethoden nutzen und Dich umfassend informieren, bevor Du Entscheidungen triffst. Es kann auch hilfreich sein, mit erfahrenen Anlegern oder Finanzberatern zu sprechen, um deren Meinungen und Erfahrungen zu berücksichtigen. Und natürlich, regelmäßig auf Kleingeldhelden vorbeizuschauen. cool