Auf einen Blick:
- EBevor du eine Aktie kaufst, musst du diese ausführlich analysieren.
Aktienanalyse
Wer an der Börse erfolgreich sein will, muss sich die erfolgsversprechendsten Wertpapiere herauspicken. Aber wie findet man sie? Wir erklären Schritt für Schritt, wie eine Aktienanalyse funktioniert und welche Methoden und Kennzahlen Du kennen musst.
Wie funktioniert eine Aktienanalyse?
Im Zentrum der Aktienanalyse steht die Frage: Lohnt es sich für mich, in dieses Unternehmen und diese Aktie zu investieren? Dafür versucht man, möglichst viele Perspektiven mit in seine Überlegungen einzubeziehen. Darunter fällt zum Beispiel die historische und aktuelle Entwicklung von Umsätzen, Gewinnen und weiteren Zahlen, die Position auf dem Markt oder die Prognosen für die Zukunft. Inzwischen spielen auch Nachhaltigkeitskriterien eine immer wichtigere Rolle. Eine allgemeingültige Methode für die Aktienanalyse gibt es allerdings nicht – wie genau Du dabei vorgehst, hängt von Deinem verfügbaren Einkommen,
Was brauchst du dafür alles?
Um eine Aktienanalyse durchzuführen brauchst du eigentlich nur das Internet und eventuell noch etwas Literatur, wenn du tiefer in die Materie eintauchen willst. Ein gutes Chart-Programm wie tradingview.com hilft dir dabei, den Chart zu analysieren und ihn stets im Auge zu haben.
Zudem solltest du dir den Geschäftsbericht des Unternehmens auf der Investor Relations-Seite ansehen und auch andere vertauenswürdige Quellen im Internet bemühen. Verlasse dich nicht nur auf eine Quelle, sondern prüfe mehrere von ihnen.
Zudem kann es auch immer hilfreich sein, sich in seinem Alltag und der eigenen Umgebung umzuschauen. Sogenannte “Alltags-Unternehmen” – also Unternehmen, mit deren Produkten du in deinem Alltag Kontakt hast, eignen sich oft als gute Aktien. Du findest auch so schon viel über sie heraus und kannst dann mittels der Aktienanalyse noch tiefer ins Detail gehen.
Zudem gibt es noch verschiedene Berechnungen für einen möglichen zukünftigen Wert einer Aktie. Wie etwas das Dividenden-Diskont-Modell (DDM) oder das Discounted-Cashflow-Verfahren (DCF-Verfahren). Viele Analysten wenden dies an. Du kannst also selbst noch etwas recherchieren, weil diese Anwendungen für eine einfache Aktienanalyse deutlich über den Rahmen hinausgehen. Ansonsten kannst du dir auch die Empfehlungen von Aktienanalysten anschauen. Diese arbeiten oft mit diesen Methoden und veröffentlichen ihre Ergbnisse regelmäßig auf Finanzseiten.
Erster Schritt der Aktien-Analyse: Branchenwahl
Wichtig bei der systematischen Wahl deiner Aktie ist es, sich vom Groben zum Spezifischen heranzutasten. Zuallererst solltest du dich daher mit dem Markt befassen. Was sind aktuell die allgemeinen Markttrends? Themen, die keine Zukunft haben, solltest du von vornherein ausschließen. Das sind beispielsweise Unternehmen, deren Geschäftsmodell heute nicht mehr zeitgemäß ist. Ein Beispiel hierfür ist die Kohleindustrie. Deutschland plant bis spätestens 2038 vollständig aus der Kohleindustrie auszusteigen. Auch weltweit befindet sich die Branche auf dem absteigenden Ast, da sie gravierende Auswirkungen auf die Umwelt hat. Informiere dich daher vorher, wie es um deine gewünschte Branche global steht.
Nutze die Vielfalt
Du sollst nun aber nicht den Eindruck erhalten, dass du in deiner Wahl sehr eingeschränkt bist. Das Gegenteil ist der Fall: Der Markt bietet unzählige Einstiegschancen in Sektoren, die ihre beste Zeit erst noch vor sich haben: Erneuerbare Energien, Wasserwirtschaft, Chip-Industrie, Gesundheit oder Robotik sind nur einige wenige Beispiele von zahlreichen Zukunftsfeldern. Sinnvoll ist es, in eine Branche zu investieren, die dich persönlich auch interessiert und du gerne darüber liest. So bist du mit Spannung immer am Ball und optimal über Neuigkeiten informiert.
Zweiter Schritt der Aktien-Analyse: Marktstellung prüfen
Hast du dich für eine Branche entschieden, steht die nächste Herausforderung bevor. In jeder Branche sind unzählige Unternehmen tätig: große, kleine, bekannte und unbekannte Werte. Aber keine Sorge, auch hier haben wir einen Tipp für dich. Als Börsenneuling empfehlen wir dir auf Unternehmen zu setzen, die sich bereits auf dem Markt etabliert haben. Konzerne, die über einen sogenannten „Burggraben“ verfügen, sind hierbei die klaren Gewinner. Darunter versteht man Firmen, die in ihrem Segment den führenden Anbieter bilden. Dank fachlichem Know-How und einer breiten Akzeptanz der Kunden haben sie quasi das Monopol in ihrem Bereich. Du kannst sie dir wie eine Burg vorstellen, die über einen Burggraben verfügt, sodass Feinde (in der Wirtschaft damit Konkurrenten) abgewehrt werden. Beispiele hierfür wären Amazon, Google oder Apple. Anhand von Apple wird zudem ersichtlich, dass die Unternehmen nicht nur erfolgreicher sind als die Konkurrenz, sondern eine Umstellung auf andere Wettbewerber zusätzlich erschweren. Denn: Apple-Geräte sind kompatibel. Versuchst du ein Gerät einer anderen Marke mit einem iPhone zu verbinden, funktioniert das in den meisten Fällen nicht. Apple hebt sich somit von der Konkurrenz ab und erschwert es seinen Kunden zunehmend, sich von Apple zu lösen.
Mit mehr Erfahrung auch mehr Auswahl
Für erfahrenere Anleger eignen sich auch kleinere Unternehmen, häufig sind diese zwar eher unscheinbar am Markt, oft sind sie jedoch Weltmarktführer in ihrem Segment. Da sie jedoch wegen ihrer überschaubaren Größe auch über einen geringeren finanziellen Puffer verfügen, sind diese auch riskanter. Gehörst du zu den Neulingen, solltest du dich daher erst einmal auf größere Unternehmen konzentrieren, da diese üblicherweise sicherer sind. Neben der Einschätzung des Burggrabens kannst du daher auch auf die Größenkennzahl des Unternehmens achten. An der Börse spricht man von der sogenannten Marktkapitalisierung. Dabei handelt es sich um den Wert des Unternehmens am Markt, der sich durch die Anzahl und den Wert der Unternehmensaktien ergibt. Der Wert errechnet sich durch die Anzahl der vom Konzern ausgegebenen Aktien, multipliziert mit dem aktuellen Preis, den man für eine Aktie zahlen muss. Dieser Preis wird im Finanzwesen als Kurs einer Aktie bezeichnet. Und wo findest du nun diese Kennzahl? Dafür gibt es mehrere Seiten, wie comdirect.de oder finanzen.net. Je größer die Marktkapitalisierung, desto größer ist im Normalfall das Unternehmen und desto mehr Sicherheit bietet dir deine Aktie.
Dritter Schritt der Aktien-Analyse: Ist die Bewertung realistisch?
Wie du bereits erfahren hast, hängt die Marktkapitalisierung von dem Aktienkurs des Unternehmens ab. Je teurer die Aktien gehandelt werden – also je höher der Aktienkurs ist, desto höher ist die Marktkapitalisierung. Der aktuelle Aktienkurs spiegelt also nicht exakt den Unternehmenswert wider. Wenn Anleger gerade vermehrt die Aktien eines Unternehmens nachfragen, kann dies schnell den Kurs hochtreiben, obwohl der Konzern eigentlich nicht plötzlich mehr wert ist. Häufig entsteht dadurch ein falsches Bild eines Konzerns.
Beachte den KGV
Um zu überprüfen, ob die Bewertung eines Titels realistisch ist, kannst du daher eine weitere Kennzahl heranziehen: das sogenannte Kurs-Gewinn-Verhältnis. Kurz: KGV. Das berechnet sich aus dem aktuellen Kurs der Aktie, dividiert durch den derzeitigen Gewinn je Aktie. Du musst jedoch nicht erst lange rechnen, auch diese Kennzahl findest du auf den oben genannten Seiten. Je höher das KGV, desto überbewerteter ist die jeweilige Aktie. Eine gute Bewertung findet sich vereinfacht gesagt in dem Bereich zwischen eins und 20. Natürlich gibt es immer Ausnahmen, die auch ein höheres KGV rechtfertigen, diese sind zu Beginn jedoch erst einmal irrelevant.
Step by Step zum Börsenexperten
Nach dem Motto „Alle guten Dinge sind drei” bist du mit dieser Vorgehensweise schon einmal sehr gut aufgestellt, um dich in der Finanzwelt zu orientieren. Natürlich existieren zahlreiche weitere Kriterien und Kennzahlen. Diese sind zu Beginn aber zunächst zu vernachlässigen. Je mehr Erfahrung du sammelst, desto sicherer wirst du dich bei deinen Investitionen fühlen. Und desto mehr Kennzahlen kannst du in Zukunft heranziehen. Geduld und Spaß sind dabei die besten Begleiter!
Fazit zur Aktienanalyse
Wer richtig in Einzelaktien investieren möchte, der kommt um eine Aktienanalyse nicht herum. Denn sie gibt Aufschluss darüber, ob sich ein Investment in dieses Unternehmen lohnen kann oder eben nicht. Auch bestehende Aktien im Depot sollte man regelmäßig einer Überprüfung unterziehen. Denn es könnte ja sein, dass sich bei einer vormals sehr guten Aktie etwas geändert hat und sie jetzt vermutlich nicht mehr so vielversprechend ist.
Wie eine Aktienanalyse genau aussieht, dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Man sollte eine Mischung aus harten Zahlen und Fakten, sowie auch weicheren Elementen wie die Stimmung über das Unternehmen oder die erwarteten Zukunftsaussichten miteinfließen lassen. Hätte man etwa Amazon immer nur nach seinem KGV und seinem Gewinn beurteilt, hätte man wohl nicht in Amazon investieren dürfen und hätte dadurch tausende Prozent an Gewinn liegen lassen. Es zählen bei einer Aktienanalyse also immer eine Mischung aus verschiedenen Faktoren.