Ob internationale Schwergewichte wie Apple oder Dax-Konzerne wie Siemens, Adidas oder Linde – zahlreiche Unternehmen haben bereits einen Aktienrückkauf durchgeführt. Was hinter der Maßnahme steckt und wie auch du als Anleger davon profitieren kannst, erfährst du hier!

Was ist ein Aktienrückkauf?

Aktionäre freuen sich bekanntlich über steigende Kurse. Denn manche Unternehmen sorgen selbst für einen Kursanstieg, indem sie eigene Aktien (zurück-) kaufen. Wie der Name vermuten lässt, ist die Definition von Aktienrückkäufen recht simpel: Bereits herausgegebene Aktien werden von dem Aktienherausgeber (dem jeweiligen börsennotierten Unternehmen) zurückgekauft. Dadurch nimmt ein Unternehmen seine eigenen Aktien nach und nach vom Markt und die Anzahl seiner frei erhältlichen Aktien sinkt.

Es gibt zwei Möglichkeiten ein Aktienrückkaufprogramm durchzuführen:

  1. Rückkauf an der Börse: In diesem Fall kauft das Unternehmen – wie gewöhnliche Aktionäre – seine Aktien direkt am Markt.

2. Rückkaufangebot: Bei dieser Variante macht die Aktiengesellschaft ihren Aktionären öffentlich ein Angebot für den Rückkauf ihrer Aktien. Dabei wird häufig neben dem aktuellen Kurswert ein Prämienaufschlag gezahlt.

Welche Regelungen gelten beim Rückkauf?

Bevor ein Aktienrückkaufprogramm gestartet werden kann, muss die Haupt­ver­samm­lung den Vorstand dazu ermächtigen. Aber die Ermächtigung ist begrenzt: Grundsätzlich gilt eine Erlaubnis für einen Zeitraum von 5 Jahren. Maximal 10 Prozent des Unternehmens-Grundkapitals darf erworben werden. Die Zustimmung kann auch an einen bestimmten Zweck sowie Betrag gekoppelt sein.

Viele Unternehmen lassen sich eine solche Ermächtigung auf Vorrat auf der jährlichen Haupt­ver­samm­lung geben. Denn die Pflicht zur Umsetzung des Rückkaufprogramms besteht nicht. Plant ein Konzern ein Programm, so muss er öffentlich bekannt geben, wann der Rückkauf beginnt. Geregelt ist alles Weitere in Deutschland im § 71 AktG (Aktiengesetz) und dem „Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich“ (KonTraG).

Warum kaufen Unternehmen eigene Aktien zurück?

Es gibt viele Gründe, die Aktiengesellschaften dazu bewegen, eigene Aktien zurückzukaufen:

  • Kurssteigerung: Der Aktienrückkauf verringert die Anzahl der noch verfügbaren Anteilsscheine. Das steigert in der Regel automatisch den Aktienkurs.
  • Überschüssige Kapitalverwendung: Unternehmen nutzen zwei Wege, um ihre Gewinne und Geld an Investoren zurückzugeben. Entweder in Form von Dividenden oder durch Aktienrückkäufe. Der Vorteil bei Rückkäufen: Im Vergleich zu Dividenden müssen keine zusätzlichen Steuern gezahlt werden.
  • Unterbewertete Aktie: Wenn Unternehmen ihre Aktie als unterbewertet ansehen, können sie durch Rückkäufe das Gesamtvermögen des Unternehmens reduzieren. Dadurch verbessern sich andere Kennzahlen: der Gewinn pro Aktie (EPS = Earning Per Share), der Umsatz pro Aktie und der Cashflow.
  • Schutz vor Übernahmen: Beim Aktienrückkauf verringern sich nicht nur die am Markt verfügbaren Aktien, sondern die vorhandenen Anteile gewinnen automatisch an Wert. Dadurch haben es andere Unternehmen schwerer, sich in den Konzern einzukaufen.
  • Zahlungsmittel: Die zurückgekauften Aktien können als Zahlungsmittel dienen, um zum Beispiel einen anderen Konzern zu übernehmen oder um eigene Mitarbeiter mit Aktien zu bezahlen.

Was sind die Vorteile?

Kündigt ein Unternehmen einen Aktienrückkauf an, ist das fast immer eine positive Nachricht für Aktionäre: Das Unternehmen zeigt, dass es die eigenen Aktien für eine gute Anlage hält. Die Begeisterung wird meist an der Börse geteilt und der Kurs der Aktie steigt.

Die Vorteile lassen sich aufteilen nach:

  1. Aktienrückkauf an der Börse: Aktionäre, die ihre Aktien behalten, profitieren von einem höheren Aktienkurs. Durch die Reduzierung der verfügbaren Aktien, steigt häufig auch der Anteil am Unternehmen, der verbleibt. Weil weniger Aktien im Umlauf sind, gibt es zudem in der Regel eine höhere Dividende. Die Dividendenrendite steigt.
  2. Rückkaufangebot: Damit das öffentliche Rückkaufangebot attraktiv ist, erhalten Aktionäre meist mehr Geld als bei einem Verkauf über die Börse. Das Unternehmen muss also einen Preis bieten, der über dem aktuellen Börsenkurs liegt. Aber: Mit dem Verkauf wird auch das Stimmrecht und der Dividendenanspruch verkauft.

Was sind die Nachteile?

Auch wenn Aktienrückkäufe viele Vorteile bieten, sind sie auch umstritten. Beispielsweise wird es kritisiert, dass Rückkaufprogramme häufig ohne einen unternehmerischen Grund erfolgen. Daher stellen sich in die Fragen: Fällt dem Unternehmen keine andere Möglichkeit ein, sein Kapital einzusetzen – zum Beispiel durch Investitionen in Forschung und Entwicklung? Sieht der Konzern vielleicht keine profitablen Wachstumschancen für die Zukunft? Auch können Aktienrückkäufe dazu führen, dass Unternehmen für das Überstehen von schwierigen Zeiten nicht mehr genügend Geld bleibt. Allgemein sind die Gründe für den Aktienrückkauf nicht immer offensichtlich.

Welche bekannten Unternehmen kaufen aktuell Aktien zurück?

Der Schweizer Schokoladenhersteller Lindt & Sprüngli startete ein Rückkaufprogramm im Umfang von bis zu 688,03 Millionen Euro vom 1. Juni 2021 bis mindestens zum 30. Dezember 2022. Auch der amerikanische Einzelhandelskonzern Gap wird sein ausgesetztes Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 830 Millionen Euro wieder aufnehmen. Allein 2021 sind Rückkäufe bis zu 165,12 Millionen Euro geplant. Zu guter Letzt weitet der amerikanische Technologiekonzern Facebook sein Aktienrückkaufprogramm um 20,64 Milliarden Euro auf unbegrenzte Laufzeit aus.

Und welche Unternehmen gerade sonst noch ein Aktienrückkaufprogramm starten, erfährst du auf dieser Website.

Wie können Anleger von den Rückkäufen profitieren?

Manche Anleger suchen gezielt nach Unternehmen, die regelmäßig eigene Aktien kaufen oder bei denen ein Aktienrückkauf in Aussicht ist. Wer den kurstreibenden Effekt für sich nutzen will, kann vereinfachend auch mit speziellen ETFs und Fonds gleich mehrere solcher Konzerne in sein Depot aufnehmen:

  • Invesco Global Buyback Achievers UCITS ETF

Der ETF beinhaltet insgesamt 159 Aktien aus aller Welt. Dabei wird der NASDAQ International und NASDAQ US Buyback Achivers Index nachgebildet. Er besteht aus Unternehmen, die während der letzten zwölf Monate die Anzahl ihrer umlaufenden Aktien um über fünf Prozent durch Rückkäufe reduziert haben.

ISINFondsgröße in EuroErtragsverwendunglaufende KostenWertentwicklung 1/3/5 Jahre
IE00BLSNMW3758 Mio.ausschüttend0,39 % p.a.47,3/47,5/92,6 %
  • Amundi S&P 500 Buyback UCITS ETF EUR

Der ETF beinhaltet 100 Aktien ausschließlich aus den USA. Dabei wird der S&P 500 Buyback Index nachgebildet. Er besteht auf den 100 führenden Unternehmen des S&P 500 mit der höchsten Rückkaufquote in den letzten 12 Monaten.

ISINFondsgröße in EuroErtragsverwendunglaufende KostenWertentwicklung 1/3/5 Jahre
LU168104812748 Mio.thesaurierend0,15 % p.a.43,1/43,5/100,2 %

Viel Spaß beim Investieren!

Autorin: Lioba Schulz

Fotoquelle: Photo by Edgar Soto on Unsplash