Wer sein Portfolio weiter diversifizieren möchte, sollte auch Aktien mit mittleren und kleinen Börsenwerten im Blick haben. Dieser Text erklärt die Unterschiede zwischen Large, Mid und Small Caps. Vorgestellt werden zudem drei ETFs.
Analysten unterscheiden Aktien anhand ihrer Börsenwerte. Es gibt sogenannte Large Caps, Mid Caps und Small Caps. In diesem Artikel erklären wir dir, welche Unterschiede zwischen den Größenklassen bestehen. Vorweg: Das englische Wort „Cap“ steht für Kapitalisierung (Capitalisation). Die Marktkapitalisierung eines Unternehmens, der Börsenwert, errechnet sich, indem die Zahl der ausgegebenen Aktien mit dem aktuellen Aktienkurs multipliziert wird.
Was sind Large Caps?
Large Caps werden auch als Standardwerte und Bluechips bezeichnet. Das US-Analyseunternehmen Morningstar stuft Aktien als Large Caps ein, wenn sie zu denen gehören, die in ihrer Region die oberen 70 Prozent der Marktkapitalisierung ausmachen. In Deutschland finden sich Large Caps normalerweise im Dax. Der deutsche Leitindex berechnet sich aus den Kursen der 30 wertvollsten deutschen Aktien. Unternehmen im Dax sind unter anderem der Sportartikelhersteller Adidas, das Chemie- und Pharmaunternehmen Merck und das Softwareunternehmen SAP. Im September 2021 soll der Dax um zehn Werte anwachsen.
Large Caps gelten im Vergleich zu Mid und Small Caps eine sichere Anlageform. Auch werden sie gemeinhin als transparent und dividendenstark wahrgenommen. In einem im April veröffentlichten Artikel des „Handelsblatts“ sagt Chris-Oliver Schickentanz, Chef-Anlagestratege der Commerzbank, dass in Phasen großer Unsicherheit „Qualitätsaktien erste Wahl und typischerweise Large Caps den Small und Mid Caps vorzuziehen sind“. Doch Investitionen in Large Caps sind nicht zwangsläufig risikolos: Wirecard ist ein warnendes Beispiel, dass auch vermeintlich sichere Werte nicht immer welche sind. Zudem wird Large Caps nachgesagt, renditeschwächer als Mid und Small Caps zu sein.
Mid Caps als Renditebringer?
Mid Caps werden auch Nebenwerte genannt. Morningstar stuft Aktien als Mid Caps ein, wenn sie zu denen gehören, die nach den Large Caps die folgenden 20 Prozent der Marktkapitalisierung ausmachen. Mid Caps sind in Deutschland in der Regel im M-Dax (Mid-Cap-Dax) gelistet, wo sich momentan noch 60 Werte finden. Von September 2021 soll der M-Dax aufgrund der Börsenreform um zehn Unternehmen schrumpfen. In dem Index gelistet sind unter anderem die Fluggesellschaft Lufthansa, der Sportartikelhersteller Puma und der Modeversandhändler Zalando.
Anleger investieren anfänglich typischerweise in Large Caps. Mid Caps bieten daher eine Möglichkeit, das Portfolio zu diversifizieren. Während der Dax zwischen Ende 2005 und August 2020 eine jährliche Rendite von 6,1 Prozent erzielte, legte der M-Dax in demselben Zeitraum um 9,4 Prozent jährlich pro Jahr zu. Das haben Experten der Investmentgesellschaft Invesco in einer Studie herausgefunden. Mid Caps haben im Vergleich zu Großkonzernen oft größere Wachstumspotenziale, sind weniger bürokratisch und besetzen eher Nischen. Investitionen in Mid Caps gelten zudem als weniger riskant als Investitionen in Small Caps. Andererseits ist es risikoreicher, Geld in Mid Caps anzulegen als in Standardwerte.
Small Caps als Risiko oder als Depot-Turbo?
Verwirrend: Small Caps nennen sich im Deutschen ebenfalls Nebenwerte. Small Caps sind Aktien, deren Börsenwerte so gering sind, dass sie nicht zu den Large und den Mid Caps zählen. Small Caps finden sich in Deutschland unter anderem im S-Dax (Small-Cap-Dax), in dem 70 kleinere Unternehmen gelistet sind. In dem Index sind Unternehmen zu finden wie: das Telekommunikationsunternehmen 1&1, der Fußballverein Borussia Dortmund und die Optikerkette Fielmann.
Ähnlich wie bei den Mid Caps haben Anleger, die vor allem in Large Caps investieren, mit Small Caps eine weitere Möglichkeit, ihr Portfolio zu diversifizieren. Small Caps galten lange als besonders renditestark. Die Ökonomen Eugene Fama und Kenneth French haben in den 1990ern nachgewiesen, dass Small Caps langfristig höhere Renditen als Large Caps erzielen („Fama-French-Effekt“). Doch genau das ist heutzutage umstritten: Manche Experten gehen davon aus, dass sich mit Small Caps keine Mehrrenditen erreichen lassen. Verlässliche und aktuelle Renditezahlen zum S-Dax lassen sich auch nach längerer Recherche nicht finden. In einem Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ , das im Oktober 2019 veröffentlicht wurde, sagte der Fondsexperte Sven Lehmann, Small Caps hätten über einen längeren Zeitraum im Vergleich zu Großunternehmen keinen Mehrwert liefern können. Small Caps gelten zudem in Krisenzeiten als besonders schwankungsanfällig.
In Large-, Mid- und Small-Caps investierne mit ETFs
Vor allem für Anlage-Einsteiger, die eine eher passive Anlagestrategie verfolgen, bieten sich ETFs statt Einzelaktien an. Investmentgesellschaften verkaufen ETFs auch in den unterschiedlichen Größenklassen. Beispielhaft werden nun drei Fonds vorgestellt: ein Large-Cap-ETF, ein Mid-Cap-ETF und ein Small-Cap-ETF.
Ein Beispiel für einen Large-Cap-ETF ist der HSBC MSCI World (ISIN: IE00B4X9L533). Der ETF bildet die Wertentwicklung des MSCI World Index nach. Die fünf größten Werte in dem Fonds sind: Apple, Microsoft, Amazon, Facebook und Alphabet, also Tech-Großkonzerne.
Ein beispielhafter Mid-Cap-ETF ist de iShares Stoxx Europe Mid 200 (ISIN: DE0005933998). Der ETF bietet Zugang zu europäischen Aktien, die mittleren Plätze im Stoxx Europe 600 belegen. Der Stoxx Europe 600 enthält 600 Unternehmen mit unterschiedlicher Marktkapitalisierung aus 17 europäischen Ländern. Wer in den vorgestellten ETF investiert, der steckt Geld in Werte wie: den Stahlkonzern Arcelor Mittal, das Glücksspiel-Technikunternehmen Evolution Gaming, den Autobauer Peugeot, das Transportunternehmen Alstom und das Biotechnologieunternehmen Argenx.
Der Vanguard Small-Cap Value ETF (ISIN: US9229086114) ist ein gutes Beispiel für einen Small-Cap-ETF. Leider ist der ETF in den Depots mehrerer deutschen Banken nicht handelbar. Die Fondsmanager des ETF investieren in US-Unternehmen mit geringer Marktkapitalisierung. Dazu zählen: das Technologieunternehmen Perkin Elmer, das Technikunternehmen IDEX, der Generatorhersteller Generac Holding, der Immobilientrust Vici Properties und das Sprachverarbeitungsunternehmen Nuance Communications.