ETFs versuchen meist, den Markt zu geringen Gebühren genau abzubilden. Doch ein Smart-Beta ETF und ein Multi Faktor-ETF wollen noch mehr erreichen. Wir fragen uns: Lohnt sich das für Kleinanleger?

Was ist ein Mutli Faktor-ETF?

In einem ETF sind verschiedene Aktien zusammengefasst. Dieses Produkt unterscheidet sich aber von einem Fonds. Bei diesem ist ein Manager zugegen, der Aktien und andere Wertpapiere kauft und verkauft. Ein ETF ist fest zusammengestellt und wird meistens nicht von einem Menschen verwaltet. Jetzt sollten wir noch klären, was diese ominösen Faktoren sind. Grundsätzlich kannst du sie dir wie Pferde bei einem Pferderennen vorstellen. Jedes Pferd hat eine besondere Stärke. Eines ist sehr sprintstark, das nächste gut in der Ausdauer und das dritte läuft am besten durch die Kurven. So ähnlich funktionieren Faktoren. Sie haben verschiedene Stärken und sollten im besten Fall den Markt schlagen. ETFs, die auf einen einzelnen Faktor setzen, werden Smart-Beta-ETF genannt. Wie der Name es schon verrät, setzen Multi Faktor-ETFs meistens auf mindestens drei, manche auf fünf oder gar auf sechs unterschiedliche Faktoren.  Wissenschaftlich gesehen, gibt es über 600 untersuchte Faktoren. In der Regel beschäftigen sich die großen Investoren und Fondsgesellschaften aber mit folgenden sechs Faktoren:

 

Value-Faktor: Investieren wie Warren Buffett

Dieser Ansatz geht auf Warren Buffett zurück. Beim Value-Ansatz versucht man, Unternehmen zu finden, die aktuell unterbewertet sind. Meistens sind das große Unternehmen, die momentan eine schwächere Phase haben, langfristig aber aufgrund ihrer etablierten Produkte, wie etwa Coca Cola, McDonals oder Nestlé, erfolgreich sein werden.

Quelle: MSCI

Die Abbildung zeigt, wie sich die einzelnen MSCI World Indizes, mit Spezialisierung auf einen oder mehrere Faktoren, entwickelten. Am besten lief der All Country World Index DMF (Diversified Multiple Factor). Nachzulesen auch hier.

 

Momentum-Faktor: Auf die Gewinner setzen

Hier geht es darum, diejenigen Unternehmen zu finden, die aktuell einen guten Lauf haben. In der Theorie werden sie ihren guten Lauf fortsetzen. Das ist aber nicht immer der Fall. Sonst würden steigende Aktien ja immer weiter steigen und fallende immer weiter fallen.

 

SmallCap – Faktor: Kleine Unternehmen schlagen große Unternehmen

Den Smallcap-Ansatz begründen die beiden Nobelpreisträger Fama und French. Sie wiesen in den 1990er-Jahren nach, dass Unternehmen mit einer kleinen Marktkapitalisierung eine Überrendite gegenüber den großen Tankern an der Börse (Blue Chips) erwirtschaften können. Weil sie innovativer, handlungsschneller und wachstumsstärker sind als große Werte.

Quality – Faktor: Auf die Zukunft setzen

Beim Qualitätsfaktor versucht man Unternehmen ausfindig zu machen, die gut und effizient in Forschung und Entwicklung investieren und gutes Wachstum aufweisen, um fit für die Zukunft zu sein.

 

Low Volatility – Faktor: In ruhigen Gewässern fahren

Die Volatilität beschreibt die Schwankungsbreite der Aktien. Ist eine Aktie volatile, dann steigt und fällt sie oft stark. Ist sie weniger volatil, dann ist sie weniger riskant und verzeichnet nicht so herbe Ausschläge. Der Low Volatility-Faktor setzt auf schwankungsarme Aktien.

 

Dividendenrendite – Faktor: Zusatzeinkommen mit Aktien

Der Faktor Dividendenrendite ist beliebt. Vor allem viele Smart-Beta-ETFs setzen auf diesen Faktor. Hier geht es einfach darum, dividendenstarke Aktien zu vereinen.

 

Was sind die besten Multi Faktor-ETFs?

Welche sind nun gute Multifaktor-ETFs? Und wie bestimmen wir gute Multi Faktor-ETFs überhaupt? Wir vergleichen die ETFs dafür gerne mit dem MSCI World. Schließlich ist das so der Standard-Vergleich. Ist ein Multi Faktor-ETF langfristig schlechter als der MSCI World, macht es nicht viel Sinn, in diesen zu investieren. Kann ein Multi Faktor-ETF den MSCI World allerdings schlagen, so kannst du durchaus über ein Investment nachdenken.

Grundsätzlich ist es immer schwer den Markt zu schlagen. Anleger fahren am besten mit einem Investment auf den MSCI World, den Stoxx Europe 600 und den MSCI Emerging Markets. Wie das am besten geht kannst du hier nachlesen. Wer es sich leisten kann, sollte auch noch etwas auf Staatsanleihen und vielleicht Gold setzen. Aber kann man mit Multi Faktor-ETFs wirklich den Markt schlagen? Dazu sollten wir uns einfach Produkte anschauen und vergleichen:

 

  • UBS MSCI World Select Factor Mix ETF (ISIN: IE00BDGV0308) setzt auf sechs gleichgewichtete Faktoren. Mit Kosten von 0,30 Prozent pro Jahr scheint er sogar recht günstig. Und siehe da: Seit Auflage des ETF im Mai 2017 schaffte er rund 12,5 Prozent Rendite. Der MSCI World schaffte im selben Zeitraum rund fünf Prozentpunkte weniger. Somit hat der Multi Faktor-ETF seinen Vergleichsindex geschlagen.

 

  • Invesco Markets S&P 500 QVM UCITS ETF (ISIN: IE00BDZCKK11) setzt auf die 100 Aktien aus dem S&P 500, die insgesamt die beste Mischung nach den drei Faktoren Quality, Value und Momentum herstellen. Und dieser ETF ist sehr gut. Er kostet nur 0,35 Prozent pro Jahr und ist damit wirklich günstig. Außerdem schlägt er den MSCI World seit seiner Auflage im Juni 2017 deutlich. Während der MSCI World in dieser Zeit rund fünf Prozent gewann, wares es beim Multi Faktor-ETF zehn Prozent. Damit hat er sein Soll erfüllt und den Markt geschlagen. Bei diesem ETF ist das besondere, dass er auf nur drei Faktoren setzt. Dabei achtet er aber darauf, dass sie gut zueinander passen und sich ergänzen. Es bedeutet also nicht, dass mehr Faktoren automatisch besser sind.

 

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Welche Kosten haben Multi Faktor-ETFs?

Für Multi Faktor-ETFs müssen Anleger ein bisschen mehr bezahlen, als für herkömmliche ETFs, wie etwa auf den DAX oder den MSCI World. ETFs auf den Dax bekommst du bereits für 0,08 bis 0,16 Prozent pro Jahr, für den MSCI World musst du je nach Anbieter zwischen 0,12 Prozent und 0,5 Prozent pro Jahr zahlen.  Daher ist es erstaunlich, dass Multi Faktor-ETFs nur geringfügig mehr kosten. Hier beginnen die Preise aktuell meist bei 0,35 Prozent und gehen in der Regel bis 0,7 oder 0,8 Prozent pro Jahr. Merke: Wenn du höhere Kosten hast, mindert das deine Rendite. Aber: Wenn ein Multi Faktor-ETF bedeutend mehr Gewinne einfährt, als etwa der MSCI World, dann kannst du auch ein paar Kosten mehr verkraften. Schließlich besitzt du am Ende mehr Geld.

Hier ein Beispiel:

Grafik von Kleingeldhelden

 

In diesem Beispiel zahlen wir jeden Monat 100 Euro in einen Sparplan ein. Unser Geld verzinst sich mit fünf Prozent pro Jahr. Die blaue Linie zeigt unser Vermögen ohne Kosten. Das sind 15848 Euro. Leider ist die Welt aber nicht kostenlos und so müssen wir etwas für unsere ETFs bezahlen. Die orange Linie zeigt den Fall von zwei Prozent Kosten pro Jahr, wie es bei vielen Fonds der Fall ist. In diesem Beispiel kosten uns die zwei Prozent pro Jahr innerhalb von zehn Jahren ganze 1757 Euro! Sehr viel Geld. Dahingegen kosten uns 0,5 Prozent pro Jahr nur 460 Euro. Das ist ein sehr großer Unterschied. Darum solltest du immer Rendite abzüglich der Kosten betrachten. Auch bei Multifaktor-ETFs.

 

Jetzt aber mal Klartext: Solltest du in Multifaktor-ETFs investieren?

Achtung: Bei der Recherche fiel uns allerdings auf, dass viele Multi Faktor-ETFs es nicht schafften, ihren Vergleichsindex oder den MSCI World zu schlagen. Du solltest deine ETF-Kandidaten also jedes Mal auch noch selbst überprüfen. Denn wenn sie den MSCI World nicht schlagen, machen sie nur in vereinzelten Fällen zur Depot-Diversifizierung Sinn. Aber unser grundsätzliches Fazit lautet:

Ja! Beispielsweise – unter den richtigen Umständen kann es sich definitiv für dich auszahlen. Als alleiniges Investment eignen sie sich aber weniger. Wem aber nach einer vielversprechenden Ergänzung für sein Depot ist, bietet sich hier ein echter Mehrwert.