Jeder spürt es. Jeder merkt es. Und fast jeder wird ärmer: Denn unser Geld wird immer weiter entwertet. Das bedeutet, dass wir uns immer weniger von unserem hart verdienten Einkommen leisten können und Vermögen vernichtet wird. Warum es diese Geldentwertung gibt und was man dagegen tun kann, das erfahren wir jetzt.

Weiches und hartes Geld

Das allerwichtigste bei Geld ist zu verstehen, was es ist. Geld ist ein Tauschmittel und gibt jedem Gut und jeder Dienstleistung einen Marktpreis. Dieser entsteht einfach durch Angebot und Nachfrage. Grundsätzlich könnten wir alles als Geld benutzen, was sich in kleine Mengen zum komfortablen Bezahlen aufteilen und tauschen lässt. Unser Geld heißt FIAT-Geld. Es wird von Zentralbanken ungedeckt ausgegeben und kann in unendlicher Menge gedruckt oder per Knopfdruck erschaffen werden. Dabei gelangt unser FIAT-Geld in den Kreislauf, indem Geschäftsbanken Kredite an Privatpersonen oder Unternehmen vergeben. Dieses neue Geld holen sich die Geschäftsbanken dann von den Zentralbanken. Durch diese Geldschöpfung entsteht neues Geld, welches es vorher nicht gab. Nur rund zehn Prozent dieser Kreditsumme muss vorher als Sicherheit existieren. Die restlichen 90 Prozent werden neu aus dem Nichts erschaffen. Deswegen ist unser FIAT-Geld sehr weich: Die Menge an Geld kann fast beliebig erhöht werden und der Bestand der Währung ist „weich“. Das bedeutet, die Menge an Geld kann leicht verändert werden. Deswegen ist unser Geld so wenig wert.

Gold ist zum Beispiel sehr „hart“. Das hat in erster Linie nichts mit seinen physischen Zusammensetzungen zu tun, sondern bedeutet, dass man nicht beliebig viel Gold erschaffen kann. Es gibt eine gewisse Menge an Gold, die bereits gefördert wurde und es gibt noch Gold, welches in der Erde ist. Doch die Goldmenge kann nicht beliebig ausgeweitet werden, wie es jemandem gefällt. Meistens kommen jedes Jahr rund ein bis zwei Prozent mehr Gold durch die Goldförderung hinzu. Deswegen behält Gold immer einen gewissen Wert, denn seine Menge kann nicht beliebig erhöht werden.

Das sind mal die klassichen Unterschiede zwischen weichem und hartem Geld. Und weil der Euro und der Dollar super weich sind, verlieren wir von Jahr zu Jahr Vermögen. Aber warum ist das konkret so?

Die bekannte und die wahre Inflation

Zum einen gibt es ja die ganz normale Inflation, welche das Statistische Bundesamt monatlich erhebt. Diese Inflation ist die Preissteigerung von ausgewählten Produkten und Dienstleistungen. Eine Inflation kann auf zwei Arten passieren: Erstens, in dem die Kosten für die Produzenten (Löhne, Mieten, Materialien, usw) steigen. Zweitens, indem die Geldmenge stärker wächst als die Produktion von Waren und Dienstleistungen.

In Deutschland wird die Inflation, und damit die Geldentwertung, mit dem sogenannten Verbraucherpreisindex gemessen. Was ist das? Was steckt da drin? Wie wird der berechnet? Das sind wichtige Fragen. Zuerst einmal soll der Verbraucherpreisindex (VPI) angeben, um wie viel das Leben in Deutschland teurer wird. Dazu stellt das Statistische Bundesamt regelmäßig einen möglichst realitätsgetreuen Warenkorb zusammen. Aktuell sieht der Warenkorb und seine Verteilung im April 2020 folgendermaßen aus:

  • Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke: 9,7%
  • Alkoholische Getränke und Tabakwaren: 3,8%
  • Bekleidung und Schuhe: 4,5%
  • Wohnung, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe: 32,5%
  • Möbel, Leuchten, Geräte und anderes Haushaltszubehör: 5,0%
  • Gesundheit: 4,6%
  • Verkehr: 12,9%
  • Post und Telekommunikation: 2,7%
  • Freizeit, Unterhaltung und Kultur: 11,3%
  • Bildungswesen: 0,9%
  • Gaststätten und Beherbergungsdienstleistungen: 4,7%
  • Andere Waren und Dienstleistungen: 7,4%

So, das gibt aber halt nur einen gewissen Überblick. Denn theoretisch müsste jeder nochmal eine eigene Inflationsrate ausrechnen. Denn ich zum Beispiel brauche mehr Geld jeden Monat für Nahrungsmittel und Getränke als nur 9,7 Prozent meiner Ausgaben. Und die Miete plus Wasser und Strom und Gas wird sicherlich bei vielen Leuten auch mehr als 32,5 Prozent des Budgets betragen. Eigentlich hat also jeder Deutsche eine eigene Inflationsrate und muss sie selbst bestimmen, was natürlich sehr mühselig ist. Man darf dem Verbraucherpreisindex also nicht einfach blind hinterherlaufen, sondern muss sich seine eigenen Gedanken machen. Okay, jetzt haben wir den Index aber halt. Und wie ist er in den vergangenen Jahren gestiegen?

Jeder kann sich den Verbraucherpreisindex hier angucken. Dabei ist wichtig: Rund alle fünf Jahre wird der Warenkorb neu zusammengestellt und das Jahr mit 100 Prozent rebasiert. Das hört sich schwierig an, bedeutet aber, dass immer alle fünf Jahre der Warenkorb als 100 Prozent gilt. Aktuell gilt noch der Warenkorb von 2015 und deswegen hat das Statistische Bundesamt die Preise für die Vergangenheit zurückgerechnet.

JahrVerbraucherpreisindexSteigerung 
200079,91,40%
200181,52,00%
200282,61,30%
200383,51,10%
200484,91,70%
200586,21,50%
200687,61,60%
200789,62,30%
200891,92,60%
200992,20,30%
201093,21,10%
201195,22,10%
201297,12,00%
201398,51,40%
201499,51,00%
20151000,50%
2016100,50,50%
20171021,50%
2018103,81,80%
2019105,31,40%
Quelle: Statistisches Bundesamt

Insgesamt legten die Preise in den vergangenen 20 Jahren laut dem VPI um 29,1 Prozent zu. Hätte man die 100 als Ausgangswert im Jahr 2000 genommen, so läge der Wert heute bei 129,1. Durch die offizielle Lesart des Statistischen Bundesamtes sieht der Anstieg also geringer aus, als er tatsächlich war. Denn unser normales Leben ist seit 2000 rund 30 Prozent teurer geworden. Aber hat sich unser Einkommen seit 2000 um 30 Prozent gesteigert? Oder sind wir unter dem Strich ärmer geworden? Und was ist, wenn diese normale Inflation gar nicht der ganzen Wahrheit entspricht? Was, wenn es noch eine zweite Kennzahl gibt?

Geldentwertung: Geldmenge und BIP

So, denn wie wir wissen, steigt die Inflation, wenn die Geldmenge stärker steigt als die Menge an angebotenen Produkten und Dienstleitungen. Okay, dann gucken wir doch einfach mal, was sich da seit dem Jahr 2000 in Deutschland getan hat:

Quelle: tagesgeldvergleich.net, statista.de, eigene Berechnungen

Aha, Wir sehen also, dass die Geldmenge M3 stärker stieg als das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland, welches den Wert an Waren und Dienstleistungen, die innerhalb eines Jahres in Deutschland geschaffen werden, beschreibt. Die Geldmenge M3 bedeutet dabei, alles Geld, welches es in Deutschland gibt und sich nicht im Besitz von Banken befindet. Es gibt verschiedene Definitionen der Geldmenge, deswegen die Nummer 3. Die Geldmenge erhöht sich, indem Geschäftsbanken mehr Kredite vergeben und dadurch neues Geld erschaffen. Und die Geldmenge verringert sich durch die Rückzahlung dieser Kredite. Aber wir sehen in der Grafik, dass die Geldmenge in Deutschland schneller wächst als das BIP und diesen Wert in den kommenden Jahren einholen und überholen dürfte, sofern dieser Trend anhält.

Quelle: tagesgeldvergleich.net, eigene Berechnungen

Und diese Grafik verdeutlicht das Ganze: Denn seit dem Jahr 2000 wuchs die Geldmenge M3 in Deutschland bis 2019 um 97,32 Prozent und das BIP nur um 52,23 Prozent. Macht einen Unterschied von 45,09 Prozentpunkten. Und damit eine deutliche Geldentwertung.

Eigentlich wurde unser Geld also nicht nur um die 29,1 Prozent entwertet, die der Verbraucherpreisindex berechnet. Sondern sogar um mindestens 45,11 Prozent, weil es so viel neues Geld gibt. Man kann auch vereinfacht sagen: Seit dem Jahr 2000 hat sich die Geldmenge in Deutschland verdoppelt. Es gibt doppelt so viel Geld wie im Jahr 2000. Jetzt kannst sich ja jeder die Frage stellen: besitze ich heute doppelt so viel wie im Jahr 2000?

Was sind Alternativen gegen die Geldentwertung?

Naja, wir haben nunmal einfach das FIAT-Geldsystem. Entweder man ändert am System etwas oder jeder versucht einfach, so gut es geht in diesem System zurechtzukommen. Die Schöpfung der Geldmenge kann man alleine nicht aufhalten. Also muss man versuchen, davon zu profitieren. Das geht vor allem mit Aktien und mit Gold. Denn Gold dient hierbei als Wertspeicher, der nicht abwertet, so wie das FIAT-Geld.

Und gute Aktien profitieren in der Regel von mehr Geld. Denn dann verdienen Unternehmen aufgrund von höheren Preisen mehr, und erzielen mehr Gewinn. Dieser Gewinn sollte in der Regel für höhere Aktienpreise sorgen und damit für höhere Dividendenausschüttungen.

Jeder sollte einfach gucken, dass er die Inflation oder die Erweiterung der Geldmenge gegenüber dem BIP jedes Jahr für sich persönlich ausgleicht. Das geht über die Geldanlage, die diese Differenz als Gewinn abwerfen muss oder über Lohnsteigerungen. Mit diesen Steigerungen des Gehalts muss man gucken, regelmäßig die Inflation auszugleichen und am besten sogar überzukompensieren, damit man wirklich wohlhabender wird. Denn ansonsten wertet unser Geld automatisch immer weiter ab. Und wer nichts dagegen tut, der wird immer ärmer. Denn die Geldentwertung wird weitergehen.

Fotoquelle: Photo by Alec Favale on Unsplash