Folgst du einer Finanzexpertin oder einem Finanzexperten auf Instagram? Dann weißt du, dass „Finfluencer“ regelmäßig Tipps rund ums Sparen und Investieren teilen. Endlich etwas Orientierung in komplizierten Geldangelegenheiten. Aber Achtung: Wo mit Klicks Gewinn gemacht wird, steht dein Erfolg nicht immer an erster Stelle.

Wir erklären dir, worauf du achten musst.

Das Wichtigste auf einen Blick

  1. „Finfluencer“ verteilen Geldtipps in den sozialen Medien  
  2. Neue Studie: Viele dieser Ratschläge sind erstaunlich schlecht
  3. So kannst du seriöse Profile erkennen
  4. Welche Finfluencer uns überzeugen und welche nicht
Redakteurin

Ines Valentina Erker

Kleingeldhelden Expertin für Geldanlage

Wirklich jede:r kann sich Finanzexpert:in nennen…

Häufig sind es junge Quereinsteiger:innen, die eine ähnlich junge Zielgruppe über Trends auf dem Finanzmarkt informieren. Um in den sozialen Medien Ratschläge zu Geldthemen anzubieten, braucht es keine Ausbildung oder Zertifizierung. Du und ich könnten heute ein Instagram-Profil erstellen, um Finanztipps geben! Das ist nicht per se problematisch, viele Finfluencer haben sich großes Fachwissen angeeignet. Die Wahrheit ist aber auch: Das Posten von Beiträgen ist ein Geschäftsmodell. Eine neue Studie offenbart nicht nur, dass wir gute Tipps kaum von schlechten unterscheiden können. Sie zeigt auch: Finfluencer, die über wenig Finanzwissen verfügen, besitzen sogar mehr Follower! Paradox, oder?

… und viele von ihnen beraten schlecht

Laut der Analyse eines internationalen Forscherteams des Swiss Finance Institute kennen sich 72 Prozent der digitalen „Finanzexpert:innen“ einfach nicht gut genug aus. 3 von 4 Finfluencern geben also Ratschläge, mit denen man bestenfalls durchschnittliche Erträge erzielt – schlimmstenfalls aber sein Geld verliert. Die Wissenschaftler rund um Professor Norman Schürhoff haben die Qualität von Finfluencer-Empfehlungen untersucht. Dafür wurden die Daten von mehr als 29.000 Finfluencern und ihren Tweets auf der Social-Media-Plattform StockTwits ausgewertet. Je nachdem, welche Rendite die empfohlenen Investmentstrategien erzielen, unterscheiden die Forscher zwischen drei Gruppen: Zum einen gibt es fähige Finfluencer, deren Ratschläge zu überdurchschnittlich hohen Erträgen führen. Dann sind da weder besonders begabte noch unbegabte Finfluencer, die eine ganz durchschnittliche Rendite erreichen. Und dann existieren auch noch solche, deren Tipps sogar zu einer unterdurchschnittlichen Wertentwicklung und damit potenziell hohen Verlusten führen. Die schlechte Nachricht: Mit 56 Prozent der untersuchten Finfluencer ist die letzte Gruppe die mit Abstand größte.

wie gut sind Finfluencer

Erfolg hat, wer die Algorithmen am besten nutzt

Es kommt noch dicker: Diejenigen, die besonders schlechte Tipps verteilen, haben überdurchschnittlich viele Follower. Das hat vor allem mit unserem Konsumverhalten auf Social Media zu tun. Die Forschergruppe hat herausgefunden: Finfluencer, die überdurchschnittlich gut abschneiden, lassen sich weder von kurzfristigen Aktienhochs noch der aktuellen Stimmung stark beeinflussen. Das aber macht ihre Postings in der Welt der sozialen Medien weniger attraktiv.  Aktivität und damit Geld folgen also nicht unbedingt den talentiertesten Finfluencern – sondern denen, die die Regeln der sozialen Netzwerke am geschicktesten für sich nutzen. Das geht so weit, dass die Forscher sogar einen kleinen Gewinn erzielen konnten, indem sie genau gegenteilig zu den Empfehlungen der unterdurchschnittlich begabten Finfluencer gehandelt haben. Ihr Fazit zu Finanzberatung auf Instagram und Co. lautet: “The message is more important than the messenger”, also: Die Gestaltung der Postings hat mehr Einfluss auf den Erfolg des Profils als die Person, die tatsächlich dahintersteckt.

So erkennst du seriöse Profile

Sich Geldtipps aus dem Internet zu holen ist grundsätzlich eine praktische Sache. Viele Finfluencer leisten gute Arbeit und klären durch ihre informativen Videos und Beiträge über die Finanzwelt auf. Oft teilen sie ihre eigenen Erfahrungen und vermitteln so wertvolles Basiswissen. Sie erfüllen damit eine wichtige Aufgabe, denn das Interesse an Aktien ist seit dem Börsenboom 2020 stark gestiegen. Laut dem Deutschen Aktieninstitut haben 2017 noch 905.000 junge Aktionär:innen zwischen 14 und 29 an der Börse investiert, 2021 waren es dann schon 1,49 Millionen. Finfluencing ist also beides: ein wichtiger gesellschaftlicher Beitrag und ein gutes Geschäftsmodell.   

Auf diese drei Dinge kannst du achten, um Scharlatane von echten Finanzprofis zu unterscheiden:

Worüber sprechen sie?

Viele stellen die Investition in Einzelaktien in den Vordergrund – nicht langfristigen Vermögensaufbau oder Altersvorsorge. Ist das der Fall, solltest du gut überlegen, ob das die richtige Strategie für dich ist. ETFs könnten eine bessere Wahl für dich sein, wenn du auf längere Sicht und möglichst sicher investieren möchtest. Stellen Finfluencer nur hochriskante Einzelaktien oder Kryptogeld in den Fokus, die in der Vergangenheit stark geschwankt haben, solltest du dreimal überlegen, ob du den Ratschlägen folgen möchtest.

Wie treten sie auf?

Wer mit Renditen im zweistelligen Bereich lockt, meint es wahrscheinlich nicht gut mit dir. Hier gilt das Motto: Was zu schön klingt, um wahr zu sein, ist es wahrscheinlich auch. Ähnlich misstrauisch solltest du bei protzigem Gehabe werden. Finfluencer, die mit Rolex oder Sportwagen für ihre Ratschläge werben? Das suggeriert falsche Versprechen, die in den allermeisten Fällen nicht eingehalten werden können. Misstrauen ist auch angebracht, wenn Finfluencer zu schnellem Handeln drängen und Angst schüren, man verpasse etwas. Ein gutes Zeichen ist Transparenz, wenn Finfluencer also ihre Identität und ihren beruflichen Hintergrund zu erkennen geben.

Was ist ihre Einkommensquelle?

Enorm hilfreich ist zu verstehen, wie Finfluencer ihr Geld verdienen. Monetarisieren sie ihren Kanal zum Beispiel durch Kooperationen mit seriösen Werbepartnern? Das kann auf qualitativen Inhalt hindeuten. Vorsicht ist geboten, wenn sie Einnahmen dadurch gewinnen, dass ihre Follower kostenpflichtige Mitgliedschaften abschließen. Das gilt besonders für das sogenannte „Copy Trading“ mit Plattformen wie NAGA. Hier verdienen Finfluencer dadurch Geld, dass sich möglichst viele Nutzer:innen anmelden, um ihre Investments zu kopieren – das aber mit begrenztem Kapital, sodass du mitunter mit hohen Verlusten aussteigen musst.

Seriös: Caminvesta

  1. Wer dahintersteckt: Camilla Sohn, ehemalige Pharmaberaterin
  2. Formate: Instagram, TikTok, Newsletter, YouTube
  3. Inhalte: Finanzielle Bildung für Anfänger:innen
  4. Followerzahl: 58.000 (Instagram), 169.000 (TikTok)
Finfluencer Ercan

Seriös: finanzenmitercan

  1. Wer dahintersteckt: Ercan Avci, ehemaliger Finanzcoach
  2. Formate: Instagram, TikTok, Facebook, YouTube
  3. Inhalte: Finanzen, Immobilien, Versicherungen 
  4. Followerzahl: 440.000 (Instagram), 102.300 (TikTok)
Finfluencer Flo Pharell mit Maske

Vorsicht: Flo Pharell

  1. Wer dahintersteckt: unbekannt
  2. Formate: Instagram, Facebook, YouTube, Onlinekurse
  3. Inhalte: Finanzwissen, schneller Reichtum 
  4. Followerzahl: 98.000 (Instagram), 104.000 (YouTube)
Finfluencer Nicolas Barghoorn

Vorsicht: aktienmitkopf

  1. Wer dahintersteckt: Nicolas Barghoorn, ehemaliger Animator
  2. Formate: Instagram, TikTok, Facebook, YouTube, Twitch
  3. Inhalte: Finanzwissen, Humor bis hin zu Verschwörungstheorien
  4. Followerzahl: 103.000 (Instagram), 515.000 (YouTube)
Disclaimer: Dieser Beitrag ist eine journalistische Publikation und dient ausschließlich Informations- und Unterhaltungszwecken. Es findet keine Anlageberatung statt. Der Beitrag stellt auch keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf einer Aktie, eines Wertpapiers oder einer sonstigen Anlage dar. Jeder Anleger ist an dieser Stelle dazu aufgefordert, sich seine eigenen Gedanken zu machen, bevor eine Investitionsentscheidung trifft.