Endlich unabhängig! Und jetzt? Genau wie der erste Schritt in die Selbständigkeit wollen auch alle weiteren Schritte auf dem Weg zu einem erfolgreichen Business gut überlegt sein. Kleingeldhelden-Autor Max gibt Tipps zur Zielsetzung und berichtet aus eigener Erfahrung.

Es ist getan. Du hast all deinen Mut zusammen genommen und dich in das Abenteuer Selbstständigkeit gestürzt. Aber wie geht es von jetzt an weiter? Welche Ziele solltest du dir für das erste Jahr stecken? Und wie gehst du mit Rückschlägen um? Natürlich ist jede Gründung verschieden und verschiebt die Parameter für ein erfolgreiches Unternehmen. Dennoch gibt es einige allgemeine Ratschläge, die dich gerade zu Beginn vor einem wirklich bösen Erwachen bewahren.

1. Lege konkrete Ziele fest

Meilensteine sind wichtig. Besonders, wenn man sich gerade selbstständig gemacht hat. Ziele helfen uns bei der Erfolgsmessung unseres Unternehmens. Dabei sollten diese Gradmesser möglichst konkret formuliert und zu Beginn in relativ kurzen Zeitabständen festgelegt werden. Es bringt nichts, für die kommenden zwei Jahre vage Gradmesser festzulegen und diese nur unregelmäßig zu überprüfen. Wer nur ungefähre Vorstellungen davon hat, wie die Arbeitsstruktur in fünf Monaten aussieht, wie viele Auftraggeber er in einem Jahr haben muss und welche Social-Media-Plattformen er regelmäßig bespielen will, den wird schnell die Frustration einholen. Einfach nur „mehr und besser werden“ ist nicht. Du musst konkret wissen, welche Aspekte deiner Arbeit du genau verbessern willst und bis zu welchem Grad.

Bei meiner Arbeit als freier Journalist war es mir in meinem ersten halben Jahr wichtig, regelmäßige Auftragsarbeiten in einer Menge zu bekommen, die meine monatlichen Ausgaben decken und mir finanziellen Spielraum zu geben, um meine „Marke“ bekannter zu machen. Das bedeutete für mich konkret, eine eigene Webseite zu eröffnen, um meine bisherigen Arbeiten zu veröffentlichen und einen Podcast zu starten, um meine Expertise in einem anderen Feld auszubauen und zu publizieren. Meine Strategie war also, einen Teil der Einnahmen in neue, unbezahlte Medienprojekte zu stecken, um im besten Fall neue Auftraggeber auf mich aufmerksam zu machen. Das ist ein langer Prozess. Man verdient damit nicht nur Geld, sondern investiert vielmehr in sein Humankapital und baut das persönliche und geschäftliche Netzwerk aus, was meiner Meinung nach auf lange Sicht mehr wert ist, als nur auf die Bezahlung zu schauen – solange man es sich natürlich leisten kann.

2. Nicht zu viel auf einmal machen

Gerade zu Beginn einer Selbstständigkeit mutet man sich viel zu. Nach der Gründung sollen gleich die ersten Einnahmen generiert werden, womöglich Personal eingestellt werden, die Öffentlichkeitsarbeit angetrieben werden und so weiter. Dabei ist es besser, zu Beginn eine Prioritätenliste zu erstellen, was in den kommenden Monate Aufgabe Nummer 1 sein soll. Dann konzentriert man sich nur auf diesen Punkt. Am Anfang geht es dabei meist darum, den öffentlichen Auftritt aufzubauen und das Unternehmen rechtlich abzusichern, also Formalitäten mit dem Finanzamt zu klären, ein Impressum zu erstellen, Arbeitsabläufe zu strukturieren und so weiter.

Ich habe zu Beginn viel zu viele Auftraggeber angefragt, um meine Texte anzubieten und mich damit mehr als einmal in zeitliche Nöte gebracht, weil man dann auch jedem Auftraggeber gerecht werden will, aber die Routinen noch nicht gewachsen sind

3. Rückschläge aushalten

Denn Rückschläge werden kommen. Immer wieder, zu jeder Zeit. Wenn ihr während eurer Selbstständigkeit keine Rückschläge mehr erlebt, seid ihr wahrscheinlich nicht mehr selbstständig. Wahrscheinlich werden euch Aufträge wegbrechen, wahrscheinlich werdet ihr nicht so viele Instagram-Follower in einem Monat generieren wie erwünscht und wahrscheinlich wird eines eurer neuen Produkte fürchterlich floppen. Mit einer flexiblen Zielplanung, Motivation und Identifikation wirst du aber auch diese Klippen umschiffen. Wichtig ist, dass du den Idealismus, mit dem du dein Projekt einst gestartet hast, nicht hinter finanzielle Interesse stellst und die Selbstständigkeit nur noch ein Statussymbol ist. Selbstständigkeit sollte immer ein Prozess sein, in dem man sein Hobby zum Beruf macht.

4. Nicht nur über die Planung reden

Nicht nur reden, sondern machen. Was für den Start deiner Selbstständigkeit gilt, solltest du auch weiterhin durchsetzen. Es kann nämlich durchaus ein Fehler sein, schon zu Beginn allen Menschen von deinen groß angelegten Plänen zu berichten, von denen am Ende nur die Hälfte umsetzbar ist. Das macht im Zweifelsfall keinen guten Eindruck und kann auch potenzielle Kunden verschrecken. Das Großmaul ist auch unter Gründern so verbreitet wie verpöhnt. Viel besser ist es, neue Projekte erstmal unter Verschluss zu halten, um dann auch wirklich ein ausgereiftes Ergebnis zu präsentieren. So hält man die Erwartungen seines Umfelds auf einem niedrigen Niveau und kann gleichzeitig in vielen Fällen positiv überraschen. In der Games-Branche gibt es dafür sogar einen ganz passenden Begriff: Shadow Drop. Die zwei Wörtern bezeichnen das Veröffentlichen eines Games noch am Tag der Ankündigung. Versuch das doch auch mal mit deinen Geschäftsplänen.

Ich persönlich habe mir auch angewöhnt, über viele Arbeitsprojekte erst zu sprechen, wenn sie tatsächlich fertig sind. Einen Podcast habe ich zuletzt für Außenstehende relativ überraschend bei verschiedenen Plattformen veröffentlicht, ohne wochenlang über meine Pläne zu reden. So habe ich mir auch den Stress genommen, mein Produkt zu einem bestimmten Zeitpunkt zu veröffentlichen oder schon lange vor Launch die Aufmerksamkeit der Leute zu verlieren.