Ein Medikament, das das Leben verlängert, das Gedächtnis und die Kreativität verbessert und die Risiken für Demenz und Diabetes senkt – dessen Anbieter würde wohl Milliarden damit scheffeln. Dieses Medikament gibt es tatsächlich, und zwar kostenlos: Schlaf, rezeptfrei erhältlich in jedem Bett und auf jedem Sofa. Wir zeigen, warum Schlaf wichtig für dein Leben ist und wie es deine Geld-Entscheidungen maßgeblich beeinflusst.

Schlaf ist gut für die körperliche und geistige Gesundheit und das Wohlbefinden, und doch bekommen viele Menschen zu wenig davon.

In unserer Gesellschaft hat Schlaf nicht den Stellenwert, den er haben sollte: Wer viel schläft, gilt als faul, Schlafenszeit sehen viele als verschenkte Zeit. „Schlafen kann ich, wenn ich tot bin!“, heißt es. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Zu wenig Schlaf verkürzt das Leben.

Die Gefahren von zu wenig Schlaf

Müdigkeit am Steuer ist die Ursache für hunderttausende Autounfälle im Jahr – die nicht nur den Fahrer selbst gefährden, sondern auch unbeteiligte andere Verkehrsteilnehmerinnen. Wer seit 15 bis 19 Stunden nicht geschlafen hat – das Äquivalent dazu, nach einem langen Arbeitstag am Freitagabend zu Hause noch was zu essen, den Feierabendverkehr abzuwarten und dann fürs Wochenende in die Heimat zu fahren – dessen Aufmerksamkeit ist so stark beeinträchtigt wie die von einer Person, die gerade die Promillegrenze fürs Autofahren reißt. Um im Beispiel zu bleiben: Die Freitagnachtfahrt ist genauso eine schlechte Idee wie die, bis zum Samstagmorgen zu schlafen, dann sein Frühstück in Bierform zu sich zu nehmen und sich anschließend auf den Weg zu machen. Leider überschätzen Menschen im müden Zustand ihre Fähigkeiten und bringen sich und andere in Gefahr.

Zu wenig Schlaf erhöht außerdem das Risiko, an Herzkrankheiten zu erkranken, und verringert die Fähigkeit des Körpers, Infektionen abzuwehren. Außerdem verschlimmert es psychische Krankheiten wie Depressionen. Wer routinemäßig weniger als sechs Stunden pro Nacht schläft, verdoppelt sein Krebsrisiko.

Was hat mein Schlaf mit meinem Geld zu tun?

Woher weiß ich denn, ob ich genug Schlaf bekomme? Matthew Walker, Schlafforscher und Autor von „Why we sleep“, nennt als grobe Faustregel zwei Fragen: Nachdem ich morgens früh aufgestanden bin, könnte ich um zehn oder elf Uhr schon wieder einschlafen? Und kann ich vormittags auch ohne Koffein meine optimalen Leistungen erbringen? Wer mindestens eine dieser Fragen mit „nein“ beantwortet, schläft nicht genug. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt übrigens acht Stunden Schlaf für Erwachsene. Jede Nacht! Übrigens: Verlorener Schlaf kann niemals ganz aufgeholt werden.

Guter, ausreichender Schlaf sorgt nicht „nur“ für bessere Laune und bessere Gesundheit, sondern macht sich auch im Geldbeutel bemerkbar. Im Großen (Japan erwirtschaftet im Jahr rund 138 Milliarden Dollar weniger, weil Schlafmangel zu weniger Produktivität führt) wie im Kleinen, bei jedem von uns:

Die besten Schlaf und Geld-Tipps

1. Wer genügend schläft, statt sich auf der Arbeit mit Kaffee irgendwie über Wasser zu halten, hat bessere Ideen und leistet mehr – was sich im Zweifel auch auf die Beförderungsaussichten auswirkt. Und damit auf das Geld auf dem eigenen Konto.

Apropos Kaffee: Dass der Espresso to go auf dem Arbeitsweg irgendwann ins Geld geht, ist klar. Aber Kaffee kann auch den Schlaf in der nächsten Nacht stören und so den Teufelskreis „morgens erschöpft – Kaffee – schlechter Schlaf – morgens erschöpft“ antreiben. Denn der Körper braucht fünf bis sieben Stunden, bis er das eingenommene Koffein nur zur Hälfte abgebaut hat. Der Kaffee im Nachmittagstief kann dann dazu führen, dass die nächste Nacht nicht erholsam wird.

2. Ausgeschlafen treffen wir bessere Entscheidungen: Wir können rationaler denken und Vor- und Nachteile besser abwägen. Die Eltern, die immer gesagt haben: „Schlaf erst mal drüber!“, die haben recht. Nicht nur wichtige Anlageentscheidungen sollten wohlüberlegt und ausgeschlafen getroffen werden. Auch die Frage, ob man beispielsweise den neuen Fernseher wirklich braucht, sollte ausgeruht beantwortet werden, damit man nicht unnötig Geld ausgibt.

3. Auch im Kleinen hat ein klarer Kopf durch genügend Schlaf Auswirkungen: im Supermarkt auf das, was im Portemonnaie übrigbleibt. Denn wer beim Einkaufen müde ist, schlimmstenfalls noch genervt und hungrig (beides wird übrigens durch Müdigkeit begünstigt!), neigt zu Spontankäufen – und packt dann doch die Schokolade in den Einkaufskorb. Obwohl zu Hause noch Gummibärchen sind und es sowieso gesünder wäre, nicht sooo viel Süßes zu essen. Oder sich schließlich beim Abendessen zu überfressen. Doch bei Schlafmangel sagen dem Körper mehr „Ich bin hungrig!“-Hormone, dass er essen sollte, während weniger von den Hormonen vorhanden sind, die signalisieren: „Ich bin satt.“ Die Konsequenz: Wir essen zu viel und nehmen zu. Und könnten uns viel Geld für Schokolade etc. sparen, wenn wir einfach nur genügend schliefen.

Fazit zum Thema Schlaf und Geld

Und außerdem sind ausgeschlafene Menschen glücklicher als müde Menschen. Beim Schlaf lautet die Frage ja nicht „Bin ich jede freie Minute produktiv, um Geld zu verdienen, oder tu ich mir was Gutes?“ – Schlafen und Geldverdienen schließen einander nicht aus. Vielleicht ist es also auch ökonomisch gesehen gar keine so schlechte Idee, sich nicht sämtliche Abende mit Nebenjobs vollzustopfen, sondern einfach auch mal auszuschlafen.

Wenn der nächste Nörgler also fragt, warum man denn am Wochenende immer so lange schlafe, kann man voller Ernst erwidern: „Ich tue mir und meinem Geld was Gutes!“

Autorin: Anna Lena Lipka

Fotoquelle: Photo by bruce mars on Unsplash