Künstliche Intelligenz im Recruiting stößt häufig auf Ablehnung. Welche Chancen und Risiken die Technologie für den Bewerbungsprozess mitbringt
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Wenn es um technischen Fortschritt geht, haben viele Menschen Angst. Angst vor Neuem. Angst vor Abschaffung. Angst vor Arbeitslosigkeit. Zahlreiche Tätigkeitsbereiche sollen nach und nach von den Maschinen erobert werden. Und jetzt soll eine Künstliche Intelligenz (KI) auch noch darüber entscheiden können, wer der geeignetste Kandidat für einen Job ist?
Alle sprechen von Robot-Recruiting – doch was ist das eigentlich? Bei der maschinellen Personalrekrutierung kommen Systeme zum Einsatz, die auf einer künstlichen Intelligenz basieren. Sie werden mit Daten trainiert und so programmiert, dass sie eigenständig Probleme lösen können – etwa die Frage beantworten, welcher Bewerber auf eine ausgeschriebene Stelle passt. Gerade wir Deutschen sind im internationalen Vergleich noch als Fortschrittsmuffel bekannt. Grund dafür ist die Ungewissheit, mit der wir einfach nicht gut umgehen können. Deshalb sollten wir zumindest versuchen zu verstehen, welche Chancen und Risiken KI im Recruiting mit sich bringt. Wir liefern euch die Informationen, ihr bildet euch ein eigenes Urteil!
So stehen die Deutschen zum Einsatz von KI im Recruiting
Einer Studie IU Internationalen Hochschule zufolge lehnt die Mehrheit der Befragten (64,7 Prozent) den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Recruiting erstmal ab. Sie bewerten den Technik-Einsatz in diesem Bereich als negativ. Warum? Weil sie den Entscheidungen der Algorithmen per se nicht vertrauen. Im Umkehrschluss heißt das: Die Befragten bringen auch Unternehmen, die KI in ihren Bewerbungsprozessen nutzen, weniger Vertrauen entgegen. Grund für die Skepsis ist vor allem eines: fehlende Erfahrung. Schließlich haben 88,5 Prozent der Befragten zugegeben, dass sie bei einer Bewerbung noch nicht bewusst mit einer KI in Berührung gekommen sind.
Trotzdem lehnt die Mehrheit den Einsatz der Technik im Recruiting kategorisch ab. Fast drei Viertel der Befragten sind der Überzeugung, dass Entscheidungen für oder gegen einen Bewerber immer von einem Menschen gefällt werden sollten. Dabei kann die Technologie dafür sorgen, dass die Auswahlverfahren nicht nur effizienter, sondern auch gerechter ablaufen. Eine KI denkt in Einsen und Nullen. Sie ist neutral, unvoreingenommen und geht systematisch vor. Genau das wünschen sich qualifizierte Bewerber doch eigentlich von ihrem Recruiter – oder etwa nicht?
So optimiert Künstliche Intelligenz Bewerbungsprozesse
Ein Blick in die HR-Abteilungen einiger Unternehmen zeigt: Das Potenzial der KI wird hierzulande noch lange nicht ausgeschöpft. Tatsächlich wird die Technologie bisher noch kaum eingesetzt. Dabei gibt es so viele Möglichkeiten, wie KI die Bewerbungsprozesse optimieren könnte. Zum einen gibt es die Chatbots, die übliche Fragen auf Karriereseiten schnell und zuverlässig beantworten. Sie eignen sich vor allem für häufig vorkommende Fragen. Die Bots werden die menschlichen Recruiter nicht ersetzen, sondern übernehmen lediglich lästige Aufgaben. Sie geben ihnen also die Kapazitäten, sich mehr mit komplexeren Bewerberfragen und Kandidatengesprächen auseinanderzusetzen.
Außerdem kann KI bei der Gestaltung von Stellenanzeigen sowie der Auswahl der Kanäle zur Kandidatensuche und in Assessment-Centern helfen. Auch eingehende Bewerbungen können künstliche Intelligenzen effizient und systematisch analysieren. Diese Herangehensweise findet unter den Studienteilnehmern im Übrigen auch mehr Zuspruch als der Einsatz von KI in späteren Bewerbungsphasen – etwa dem Führen und Analysieren von Vorstellungsgesprächen. Den direkten Kontakt bevorzugen Bewerber noch immer von Mensch zu Mensch.
KI im Recruiting: Mehr Chancen oder Risiken?
Auf dem Arbeitsmarkt 4.0 sind Lebensläufe dynamisch, Fachkenntnisse relevanter als Abschlüsse und Veränderungen der beruflichen Laufbahn allgegenwärtig. Auf all diese Neuerungen im HR und den Umbruch im Arbeitsmarkt sind KIs eingestellt. Der größte Vorteil der maschinellen Recruiter: Der sogenannte Unconscious Bias – also unbewusste, voreingenommene Neigungen von Menschen – ist ihnen völlig fremd. Denn eine KI wird die Entscheidung immer anhand derselben Kriterien treffen: den beruflichen Qualifikationen. Das verhindert Diskriminierung in Form von Alter, Geschlecht, Herkunft oder ähnlichem, die in der HR genauso wie im Alltag bei uns Menschen leider oft noch sehr gegenwärtig sind.
Der technische Auswahlprozess läuft also vollkommen fair ab – sofern die Algorithmen sorgfältig programmiert sind und über genügend unterschiedliche und dennoch vergleichbare Bewerberdaten verfügen. Denn in der Vergangenheit gab es auch einige Fälle, in denen Systeme nur mit einseitigen Daten gefüttert wurden. Beispielsweise hatte Amazon seiner KI für die ideale Besetzung einer Position einmal zahlreiche Bewerbungsunterlagen von Führungskräften aus dem Unternehmen geliefert. Die Programmierer haben dabei nur eine Kleinigkeit übersehen. Unter den Daten, mit denen das System arbeitete, war nicht ein einziger Lebenslauf einer Frau. Deshalb hat die KI gleich im ersten Auswahlprozess alle weiblichen Bewerberinnen aus dem Pool herausgefiltert. Immerhin haben die Entwickler den Fehler im System bemerkt – und unvoreingenommen umprogrammiert. Deshalb gilt auch hier: Eine KI ist immer nur so gut, wie der Mensch, der sie programmiert.
Der Einsatz ist zwar bis dato noch eher begrenzt, doch das Potenzial der KI ist immens. Die Technologie ist ein echter Wachstumsmarkt. Ob ihr es als Chance oder Risiko seht, sei euch überlassen. Fest steht: Künstliche Intelligenz wird fleißig weiter erforscht, es entstehen ständig neue Anwendungsgebiete und ein Multi-Milliarden-Dollar-Markt. Wie ihr mit einer Investition in die Zukunft Geld verdienen könnt, lest ihr hier:

Die Zukunft der künstlichen Intelligenz: Die Top 3 KI-Aktien
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