Viermal im Jahr herrscht Aufruhr an den Börsen und die Schlagzeilen zu Quartalszahlen überschlagen sich förmlich. Doch was steckt eigentlich hinter diesen Zahlen und warum sind sie für Investoren so interessant? Ein Überblick.

Wann gibt es Quartalszahlen?

Alle drei Monate – viermal im Jahr – legen Aktiengesellschaften in einer Art Zwischenbericht Rechenschaft über ihre Tätigkeiten ab und veröffentlichen ihre Geschäftszahlen. Dabei entsprechen die Termine nicht immer genau dem Kalenderjahr, sondern häufig dem Geschäftsjahr eines Unternehmens. Ein Beispiel, wie so ein Jahres-Rhythmus ausschauen kann:

Die Zahlen im Quartalsbericht beziehen sich immer auf das vorangegangene Quartal. Ergänzend – oder anstelle des vierten Quartalsberichtes – gibt es einmal jährlich den Geschäftsbericht, der alle Angaben aus den Quartalen zusammenfasst.

Von wem gibt es Quartalszahlen?

In den USA gilt für alle börsennotierten Unternehmen die Pflicht, regelmäßig ihre Quartalszahlen zu veröffentlichen. In Deutschland ist der Einblick hingegen freiwillig. Dennoch entscheiden sich viele Aktiengesellschaften hierzulande dafür, ihre Quartalszahlen offenzulegen. Hauptgrund: So gilt nach § 63 Abs. 8 BörsO der Deutschen Börse AG, dass nur Unternehmen, die ihre Quartalszahlen veröffentlichen, in das Börsensegment Prime Standard aufgenommen werden. Dabei handelt es sich um einen privatrechtlichen Standard, bei dem sich Unternehmen zu Transparenz verpflichten. Dieser Prime Standard ist Voraussetzung für die Listung in Aktienindizes wie dem DAX, MDAX, TecDAX oder SDAX.

Die Porsche AG hat beispielsweise Quartalsberichte kostenbedingt abgelehnt und erscheint somit trotz ihrer Größe und Liquidität nicht im DAX. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass sich alle Unternehmen im DAX nach § 63 der Deutschen Börse AG zu Quartalsberichten verpflichtet haben.

Welche Kennzahlen sind darin enthalten?

Neben Zahlen zur Bilanz, einer Gewinn- und Verlustrechnung, sowie einer Kapitalflussrechnung muss der Quartalsbericht Angaben zu Geschäftstätigkeiten und zum Unternehmen enthalten. In der Bilanz steht dann drin, wie viele Vermögenswerte und wie viele Schulden das Unternehmen hat. Die Gewinn- und Verlustrechnung gibt darüber Aufschluss, wie viel Geld das Unternehmen im vergangenen Quartal einnahm und wofür es Geld ausgab. Und schließlich bedeutet die Kapitalflussrechnung vereinfacht gesagt, wie viel Geld das Unternehmen aktuell tatsächlich zur Verfügung hat (Cashflow).

Veröffentlichen Unternehmen außerhalb des Prime Standards, also freiwillig, ihre Zahlen, so variieren diese häufig im Umfang. Allerdings gelten für alle gemachten Angaben dieselben Rechnungslegungsgrundsätzen. Ergänzend beinhalten Quartalsberichte häufig Prognosen über die Einnahmen kommender Quartale – dazu später mehr.

Wie interpretiere ich Quartalszahlen richtig?

Um Quartalszahlen richtig zu interpretieren, sind die wichtigsten Kennzahlen unter die Lupe zu nehmen:

  • Umsatz: Dieser gibt Auskunft, wie viel das Unternehmen in einem Quartal eingenommen hat. Positiv ist es, wenn der Umsatz im Vergleich zu dem vorangegangenen Quartal oder dem Quartal im Vorjahreszeitraum gestiegen ist. Ist der Umsatz hingegen gesunken, könnte das Unternehmen Schwierigkeiten haben, die laufenden Kosten weiter zu decken.
  • Nettogewinn: Werden die Gesamtkosten, die das Unternehmen gezahlt hat, vom Erlös abgezogen, bleibt der Nettogewinn übrig. Er verrät wie effizient das Unternehmen wirtschaftet und ist ein wichtiger Vergleichswert zur Konkurrenz.
  • Earnings per Share (EPS): Auch bekannt als der Gewinn je Aktie. Dieser wird durch Teilen des Nettogewinns durch die Anzahl der ausstehenden Aktien berechnet. Je höher das EPS ist, desto mehr ist die Aktie wert. Bei noch recht jungen Unternehmen ist das EPS allerdings nicht sonderlich aussagekräftig – vielmehr ist das Wachstum der Unternehmens-Konsumenten entscheidend, um mögliches Potential zu entdecken.

Meistens geben die Unternehmen dann noch Kennzahlen wie die Marge an, die sie verdienten, vielleicht, wie sich Auftragseingänge und Lagerbestände entwickelten, ob es mehr Abonnenten gibt und so weiter. Je nachdem, was für das Unternehmen wichtig ist. Oft sagen die CEOs oder andere wichtige Manager auf sem Unternehmen ein paar Sätze zu den Zahlen und geben dann auch einen kleinen Ausblick auf die nahe Zukunft.

Noch mehr Zahlen und Infos zu den Unternehmen, findet man regelmäßig in der Bilanz.

Wieso gibt es Quartalszahlen?

Quartalszahlen dienen allgemein der Transparenz. Sie helfen Investoren dabei, den Zustand eines Unternehmens einzuschätzen, um so abzuwägen, ob sich der Kauf einer Aktie lohnt oder nicht. Finanzanalysten und Journalisten nutzen die Zahlen ebenfalls zur Bewertung von Börsenkursen. Mit den vorangegangenen Quartalszahlen kann verglichen werden, ob sich ein Unternehmen im Auf- oder Abwind befindet. Kurz: Sie stellen einen wichtigen Indikator für Anleger dar und haben einen starken Einfluss auf die Aktienkurse der Unternehmen.

Was bewirken diese Veröffentlichungen?

So bestimmen Quartalszahlen häufig darüber, ob der Aktienkurs eines Unternehmens steigt oder fällt. Der Markt passt sich den neuen Informationen an und erzeugt Volatilität, sowie ein hohes Trading-Aufkommen. An dem Tag der Zahlenverkündung kommt es daher nicht selten zu Kursbewegungen von bis zu 20 Prozent und mehr.

Wirtschaftsforscher haben dabei folgende Regelmäßigkeiten beobachten können, die möglichen Indikatoren sind:

  • Das Unternehmen hat vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen eine gesetzlich vorgeschriebene Gewinnwarnung ausgesprochen: Der Kurs fällt.
  • Der Konzern erwirtschaftet Verluste: Der Kurs fällt.
  • Das Unternehmen hat investiert und kann deshalb keinen Gewinn vorweisen – Aktionäre sind hart: Der Kurs fällt.
  • Der Konzern hat hohe Gewinne und verfügt über ausreichende Kapitalreserven: Der Kurs steigt.

Doch trotz positiver Quartalszahlen, kann der Aktienkurs sinken. Hauptgrund für solche Aktienbewegungen: Erwartungen. Während einige Unternehmen selbst vorab Prognosen für die folgenden Quartalszahlen bekannt geben, um unangenehme Überraschungen für die Anteilseigner zu vermeiden, schauen viele Investoren auf die Erwartungen der Analysten. Oft sind die Prognosen schon im Aktienkurs eingepreist, sodass bei der Verkündung der Quartalszahlen besonders interessiert: Verfehlt, erfüllt oder übertrifft das Unternehmen die Erwartungen?! Daraus resultiert dann:

  • Das Unternehmen veröffentlicht positive Quartalszahlen, die aber niedriger als erwartet sind: Der Kurs fällt.
  • Das Unternehmen veröffentlicht positive Quartalszahlen und übertrifft dabei die Erwartungen: Der Kurs steigt.

Wo sind Quartalszahlen zu finden?

Wer sein Wissen zu Quartalszahlen nun gleich umsetzen möchte, findet die Quartalszahlen in der Regel auf den jeweiligen Unternehmensseiten. Eigentlich alle Konzerne an der Börse haben eine „Investor Relations“-Seite, auf der Interessierte alle wichtigen Infos finden. Ergänzend sammeln immer mehr Börsenanbieter und Banken die Zahlen, um sie auf ihren Seiten – häufig mit einer Übersicht zur Entwicklung der Quartalszahlen – zu veröffentlichen. Newsletter und Wirtschaftskalender informieren zudem rechtzeitig zur Quartalszahlenbekanntgabe. Damit es dann nicht zu extremen Kursschwankungen während der regulären Handelszeiten kommt, erfolgt die Publizierung der Quartalszahlen meist vor Börsenbeginn oder nach Börsenschluss.

Kleingeldhelden-Tipp

Investment-Neulinge sollten sich die Quartalszahlen vor, nach und während ihrer Aktien-Käufe intensiv anschauen und im Zweifel zu bestimmten Unternehmen die Analysen der Experten studieren – viel Spaß beim Investieren!