Quantencomputer beschäftigen nicht nur die Forschung, sondern auch potenzielle Anleger. Seit Jahrzehnten wird an der Supertechnologie geforscht, doch der große Durchbruch blieb bisher aus. Wann also könnte Quantentechnologie für Anleger besonders interessant werden?

Wie funktionieren Quantencomputer?

Im Gegensatz zu traditionellen PCs arbeiten Quantenrechner mit Qubits. Herkömmliche Computer verwenden hingegen sogenannte Bits, die entweder den Zustand „Eins“ oder „Null“ annehmen können. Die Qubits (Quanten-Bits) der Quantencomputer können allerdings gleichzeitig den Zustand „Eins“ und „Null“ haben oder sich theoretisch in unendlich vielen Zuständen dazwischen befinden. Quarks verwendet die Metapher einer Münze, um die Funktionsweise anschaulich darzustellen: „Soll sie [die Münze] ein klassisches Bit darstellen, kann man sie entweder mit Kopf oder Zahl nach oben legen, das wäre eine [0] oder eine [1]. Ein Qubit wäre dagegen eine in die Luft geworfene Münze, die sich schnell um sich selbst dreht. Bei ihr kann man nicht sagen, ob Kopf oder Zahl oben ist, sie ist in beiden Zuständen gleichzeitig.“ Jedes Qubit verdoppelt die Anzahl der gleichzeitig darstellbaren Zustände, weshalb die Qubit-Anzahl als eines der Leistungsmerkmale angesehen wird.

Wo kann Quantentechnologie eingesetzt werden?

In der Wirtschaft und Wissenschaft wird große Hoffnung auf die Quantentechnologie gesetzt. So soll sie unter anderem die Entwicklung neuer Arzneimittel voranbringen und bei der Wettervorhersage zum Einsatz kommen. Vor allem Finanzinstitute zählen meist zu den ersten Nutzern neuer Computertechnologien. Hier könnten die Quantencomputer zu einer abhörsicheren Datenübertragung beitragen und auf diesem Weg die Verschlüsselungsverfahren von Banken sicherer gestalten.

Wo hängt es?

Die Vorgehensweise der Quantenrechner erhöht die Rechengeschwindigkeit enorm. Das macht es möglich, Probleme auf einem anderen Komplexitätsniveau zu erforschen als mit klassischen PCs. Das Problem liegt jedoch darin, dass das Funktionieren der Quantencomputer an bestimmte Bedingungen geknüpft ist. Außerdem ist der Zustand, in dem die Computer ihre Leistung erbringen, flüchtig und die beeindruckenden Rechenraten können meist nur wenige Minuten aufrechterhalten werden. Auch die große Fehleranfälligkeit ist ein Problem. Die Fehlerkorrektur ist momentan noch derart aufwändig, dass komplexere Berechnungen nur schwer durchführbar sind.

Unternehmen im Wettlauf

Unternehmen wie Google, IBM und Intel forschen bereits seit vielen Jahren an den Superrechnern, sowie an Möglichkeiten, diese kommerziell einsetzbar zu machen. Nach eigenem Zeitplan nähert sich IBM dem kommerziellen Einsatz der Systeme und stellte im vergangenen Jahr seinen neuen Quantenprozessor „Eagle“ vor, der mit 120 Qubits erstmals die Schwelle von 100 Qubits überschreitet. IBMs Vorgängermodelle, wie der Hummingbird-Prozessor von September 2020 verfügten lediglich über 65 Qubits, die Canary-Quantenchips von 2017 nur über fünf. Auch das Wachstum der Qubits im Quantencomputing deuten Experten als Fortschritte in der Forschung.

Investitionen in Quantencomputer steigen

Wie die Boston Consulting Group berichtet, haben sich Investitionen in die Quanteninformatik im Jahr 2020 beinahe verdreifacht. Das Interesse an der Technologie steigt. So wurde in den vergangenen beiden Jahren fast doppelt so viel Kapital in den Sektor investiert (2,15 Milliarden Dollar) wie in den letzten zehn Jahren zusammen. Dabei wird noch immer das meiste Geld in Hardware angelegt, jedoch sind auch die Software-Investitionen in 2020 und 2021 im Vergleich zum vorangegangenen Jahrzehnt um knapp 80 Prozent angestiegen. BCG deutet die neusten Entwicklungen als wichtige Indikatoren dafür, dass praktische Anwendungen in greifbare Nähe rücken.

Bildquelle: https://www.bcg.com/de-de/publications/2022/value-of-quantum-computing-benchmarks

Wie sieht die Zukunft von Quantencomputern aus?

Die Boston Consulting Group schätzt, dass Quantencomputing in den kommenden 15 bis 30 Jahren einen Wert von 450 bis 850 Millarden Dollar schaffen könnte. Davon würden etwa 80 Prozent Endnutzern, wie Pharma- und Finanzdienstleistungsunternehmen, zugutekommen, während der Rest (90 bis 170 Milliarden Dollar) den Akteuren der Quantencomputerbranche zufließen würde. Damit ist die weitere Entwicklung auch für Anleger interessant, da die Börse davon nicht unberührt bleiben dürfte. Neben den Quantencomputern selbst besteht außerdem Potential im Zusammenhang mit der Entwicklung von Algorithmen und Software, die die Hardware ergänzen. Diverse Fortschritte in der Forschung lassen auf positive Entwicklungen hoffen. Die Universität Innsbruck stellte kürzlich sogar einen neuen, nicht-binären Quantencomputer vor. Dieser verfügt über Quanten-Digits aus Calcium-Ionen, die acht auslesbare Zustände annehmen können. Das würde die Rechenleistung nochmal deutlich steigern. Physiker wie Andreas Dewes, der für seine Doktorarbeit selbst einen Quantencomputer baute, sind sich jedoch sicher, dass die Entwicklung von Quantencomputern, die wir zu Hause nutzten können, noch gut zehn bis zwanzig Jahre in Anspruch nehmen wird.

 Quantencomputing: Investitionsmöglichkeiten

Unternehmen wie Google, Intel und IBM sind zwar in der Quantenforschung tätig, haben jedoch ein anderes Hauptgeschäft. Investitionen in diese Unternehmen sind daher weniger riskant. Will man jedoch speziell ins Quantencomputing investieren, kann man sich an folgenden Unternehmen orientieren:

  1. IonQ (US46222L1089): IonQ wurde im Jahr 2021 das erste reine Quantencomputerunternehmen an der Börse mit einer Anfangsbewertung von knapp zwei Milliarden Dollar. Das Unternehmen ist im Bau von Hardware und Software für Quantencomputer tätig.
  • Quantum Computing (US74766W1080): Das Unternehmen stellt Quantensoftware und -hardware her. Vor Kurzem übernahm Quantum Computing das Quantenphotonikunternehmen QPhoton, welches diverse Quantenphotoniksysteme entwickelt. Das Hauptprodukt „Qatalyst“ ist eine Softwareplattform, die Quantencomputing-Ressourcen für Nutzer auf klassischen Computersystemen zugänglich macht.
  • Rigetti Computing (US76655K1034): Rigetti ist im Bau von Quantencomputern und Quantenprozessoren aktiv. Außerdem betreibt das Unternehmen die Plattform Quantum Cloud Services (QCS), die Rigettis Quantenprozessoren in die klassische Computing-Infrastruktur seiner Kunden integriert und über die Cloud zur Verfügung stellt.
  • Honeywell International (US4385161066): Im vergangenen Jahr gründete der Technologiekonzern gemeinsam mit Cambridge Quantum Computing das Joint Venture „Quantinuum“. Honeywell verfügt über einen 54-Prozent-Anteil. Das neue Unternehmen soll die Hardware von Honeywell Quantum Solutions mit der Software von Cambridge Quantum zu einer integrierten End-to-End-Quantenplattform vereinen.

Disclaimer: Dieser Beitrag ist eine journalistische Publikation und dient ausschließlich Informations- und Unterhaltungszwecken. Es findet keine Anlageberatung statt. Der Beitrag stellt auch keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf einer Aktie, eines Wertpapiers oder einer sonstigen Anlage dar. Jeder Anleger ist an dieser Stelle dazu aufgefordert, sich seine eigenen Gedanken zu machen, bevor er eine Investitionsentscheidung trifft.