Du steckst gerade mitten im Schreiben deiner Masterarbeit und hast Lust auf mehr bekommen? Bereits während deines Masterstudiums konntest du dir vorstellen zu promovieren oder ein*e Dozent*in hat dich darauf angesprochen, ob du promovieren möchtest? Aber du weißt überhaupt nicht, wie eine Promotion funktioniert, wie lange sie dauert und wie du dich während der Promotionszeit finanzierst?
In diesem Artikel erfährst du alle wichtigen Informationen zu einer Promotion, um dir die Entscheidung, ob sich diese Investition für Dich lohnt oder nicht, zu erleichtern.
Masterarbeit versus Dissertation
Die Promotion ist das nächsthöhere akademische Level, das du nach dem erfolgreichen Abschluss deines Masterstudiums an einer Universität erreichen kannst. Der Unterschied zur Masterarbeit? Du musst eine viel längere Abschlussarbeit, Dissertation genannt, schreiben. Im Schnitt sagt man, dass eine Promotion drei bis fünf Jahre dauert, diese Zeitspanne hängt jedoch stark vom jeweiligen Fach und deiner Promotionsform ab. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, um den Doktortitel zu erhalten: Entweder schreibt man eine Forschungsarbeit, die eine Länge von etwa 200 bis 300 Seiten beträgt oder gibt drei bis vier sogenannte „Paper“ ab, dessen Ziel die Veröffentlichung in einer wissenschaftlichen Zeitschrift ist.
Das Thema deiner Promotionsarbeit muss neue Forschungsergebnisse darstellen und eine wissenschaftliche Lücke schließen. Du siehst also, dass du dich im Gegensatz zu der Masterarbeit nicht in ein bereits bekanntes Thema mit ausgiebiger Forschungsliteratur vertiefen sollst, sondern neue wissenschaftliche Erkenntnisse präsentieren musst. Um den Doktorgrad verliehen zu bekommen ist nach Abgabe der Dissertation auch eine mündliche Prüfung, die Disputation notwendig. Der Begriff „Disputation“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich übersetzt „Verteidigung“. In einer circa einstündigen mündlichen Prüfung hast du die Aufgabe deine Thesen und Forschungsergebnisse gegenüber einem Gremium, bestehend aus deinen Betreuer*innen und anderen Doktorand*innen oder Professor*innen, zu verteidigen.
Die Voraussetzungen für eine Promotion
Gut, jetzt hast du zwar die Basisinformationen für eine Promotion, weißt aber immer noch nicht, woher das Geld dafür kommt und was die Voraussetzungen für eine Promotion sind. Wir wollen Licht ins Dunkle bringen: Jeder, der seinen Masterabschluss in der Tasche hat, ist grundsätzlich promotionsberechtigt, sofern deine Hochschule das Promotionsrecht für deinen Studiengang besitzt. Außerdem wird oft ein bestimmter Notenschnitt für das jeweilige Studienfach festlegt, der in der Promotionsordnung zu finden ist. Häufig wird ein Schnitt von mindestens 2,5 vorausgesetzt, wobei eine Note im Einserbereich deine Chancen für die Betreuung deines Promotionsvorhabens oder die Vergabe eines Stipendiums erleichtert. Die Promotionsordnung kann noch weitere Leistungsnachweise einfordern, die jedoch nach Fachbereich stark variieren können. Alle Informationen hierzu liest du am besten in der Promotionsordnung deines Fachbereichs der Universität, an der du promovieren möchtest, nach.
Da jedes Fachgebiet und jede Universität unterschiedliche Voraussetzungen für eine Promotion stellt, ist es schwierig allgemeine Kriterien für eine Promotion darzulegen. Wenn du jedoch die folgenden fünf Fragen mit „Ja“ beantworten kannst, bist du auf einem sehr guten Weg:
- Erfüllst du die formalen Kriterien für eine Promotion laut der Promotionsordnung deines Fachs?
- Hast du ein Dissertationsthema gefunden, das dich wirklich interessiert und neue Forschungsergebnisse erzielt?
- Begleitet dich ein Doktorvater oder eine Doktormutter mit Promotionsrecht während deines Promotionsvorhabens?
- Hast du den Willen zu tiefgehendem wissenschaftlichen Arbeiten?
- Hast du Freude an der Verfassung wissenschaftlicher Texte?
Weitere Voraussetzung für die Promotion Investition
Für Absolvent*innen der Fachhochschulen (FH) oder Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) werden meist weitere Anforderungen, die oft im Rahmen eines Eignungstestes erfüllt werden können, gestellt. Denn auch wenn FHs oder HAWs den deutschen Universitäten gleichgestellt sind, besitzen sie kein Promotionsrecht. Deshalb musst du dich als Absolvent*in einer FH oder HAW an einer Universität in Deutschland bewerben, um zu promovieren.
Auch die Möglichkeit zu einer fachfremden Promotion besteht, wobei hierfür die Genehmigung des Promotionsausschusses notwendig ist und die Zulassung oft mit vielen weiteren Auflagen einhergeht.
„Für eine Dissertation sollte der Doktorand sich von Anfang an darüber im Klaren sein, welche Relevanz seine These für die eigene Disziplin tatsächlich hat“, sagt der frühere Diplomvolkswirt und heutige promovierte Evolutionsbiologe Dr. Axel Lange.
Es gebe unzählige (eng gefasste) Themen, sowohl in den Geistes- als auch Naturwissenschaften, die vom jeweiligen Dissertationsbetreuer gegenüber seinem Doktoranden als „wichtig“ dargestellt werden und dem Betreuer persönlich in dessen Forschungsgebiet vielleicht auch nutzen, aber kaum eines habe eine echte, übergeordnete Relevanz, so Lange.
„In meinem eigenen Fall einer Dissertation über evolutionäre Mechanismen (2018) war von Anfang an klar, dass das Thema die herrschende Evolutionstheorie stark herausfordern wird. Aber gerade das hat mich an meinem Thema so begeistert“, erklärt er weiter.
Deshalb sei es besonders wichtig, ein großes Eigeninteresse für sein Thema und die Begeisterung, eine Wissenslücke zu schließen, mitzubringen, rät der Evolutionsbiologe und Autor jungen Student*innen, die noch am Anfang ihrer Entscheidung für oder gegen eine Promotion stehen.
Was kostet eine Promotion?
Die Promotion und das liebe Geld. Ja, du hast richtig gelesen: Was kostet eine Promotion Investition? Diese Frage ist keine einfache, weil es nicht darum geht, wie viel „mehr“ Geld man während der Promotion verdient, sondern wie man es schafft, sich eine Promotion zu leisten. Eine Möglichkeit während der Promotion Geld zu verdienen, ist eine Stelle an der Universität oder einer Forschungseinrichtung, wobei diese Plätze sehr rar sind. Ein Stipendium ist die zweite Finanzierungsmöglichkeit und eine Nebentätigkeit, ein Kredit oder eigene Rücklagen eine dritte mögliche Lösung. Egal, welche Möglichkeit du wählst, dir muss bewusst sein, dass du während der langen Promotionsphase nicht in Geld schwimmst. Denn selbst von einem Promotionsstipendium bekommst du im Allgemeinen monatlich „nur“ eine Finanzspitze von circa 1500 Euro.
Lebt man in einer Stadt wie München ist das nicht viel und setzt vielleicht sogar noch einen zusätzlichen Nebenjob voraus. Deshalb ist es wichtig, dass du dir vorab einen Kostenplan erstellst, sodass du dich ohne permanente Geldsorgen deinem Promotionsvorhaben widmen kannst. Wenn dir also bereits im Bachelor- oder Masterstudium klar ist, dass du promovieren willst, ist es sinnvoll bereits zu diesem Zeitpunkt für die Promotion zu sparen. Für die Bewerbung um ein Stipendium solltest du ebenfalls beachten, dass die Zusage oder Absage drei bis vier Monate dauern kann.
Puh, jetzt bist du bestimmt schon dabei deinen Rucksack zu packen, um mit deinen Ersparnissen die Welt zu bereisen als eine Promotion anzustreben, oder?
In gewisser Weise ist die Entscheidung zur Promotion eine Kosten- und Nutzenabwägung. Du musst dich fragen, welche beruflichen, persönlichen und vor allem finanziellen Ziele du durch eine Promotion erreichst. Im Folgenden erfährst du, in welchen Berufen es sich lohnt, einen Doktortitel zu haben.
Wie sehr lohnt sich eine Promotion Investition?
Nach einer Auswertung des Jobportals GEHALT.de im Jahr 2019 verdienen promovierte Berufseinsteiger*innen im Durchschnitt rund 30 Prozent mehr als Bachelorabsolvent*innen. Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass es signifikante Gehaltsunterschiede zwischen den einzelnen Fachrichtungen gibt. Während Informatik-Doktorand*innen finanziell stark profitieren, macht der Titel in den Geistes- und Wirtschaftswissenschaften kaum einen Unterschied. Masterabsolvent*innen des Fachs Informatik verdienen rund 48.000 Euro. Bei promovierten Informatiker*innen steigt das Jahresgehalt um 18 Prozent (56. 917 Euro). Die Gehälter der promovierten Geistes- und Wirtschaftswissenschaftler*innen sehen im Gegensatz zu den Berufseinsteiger*innen mit ersten oder zweiten akademischen Grad so aus:
Geisteswissenschaftler*innen (GW) mit Doktortitel können bei ihrem Einstieg ins Berufsleben mit jährlich 40.356 Euro rechnen. Wirtschaftswissenschaftler*innen (WW) sogar mit 49.423 Euro, wobei hierbei zu beachten ist, dass der Verdienst in dieser Branche einfach höher ist.
Ohne Promotion ist für GW ein Jahresgehalt in Höhe von 36.374 Euro und für WW von 45.488 Euro zu erwarten.

Bei den Gehaltsangaben handelt es sich um die jeweiligen Medianwerte, die als Bruttojahresgehalt dargestellt werden.
Im Februar 2019 berichtet Focus Money ebenfalls über eine Auswertung von Gehalt.de, die zeigt, dass man in bestimmten Berufen mit Promotion sogar 10.000 Euro mehr verdient.
Klingt also erst einmal so als würde sich der Doktortitel lohnen. Während der Doktortitel sehr gute berufliche und finanzielle Chancen versprechen kann, kann auf der anderen Seite die Familienplanung auf der Strecke bleiben und die Praxiserfahrung im Beruf fehlen. Außerdem musst du bis zum Ziel viel Zeit und Nerven investieren.
Letzte Worte zur Promotion Investition
Letztendlich ist die Entscheidung für oder gegen eine Promotion eine sehr persönliche und individuelle Entscheidung, die Du für Dich selbst treffen musst.
„Für eine Promotion ist sehr viel Motivation erforderlich. Es kommen sicherlich Zeiten auf einen zu, wo die Arbeit mit viel Frustration einhergeht. Man muss sich vorab über seine Beweggründe und Ziele im Klaren sein“, fasst Christiane Mateus, Leiterin der Studienberatung der Ludwig-Maximilians-Universität München, sehr treffend zusammen.
Mit diesem Zitat im Hinterkopf und den Informationen aus diesem Artikel kannst du dich nun auf die Gedankenreise der Promotion machen und die für dich richtige Entscheidung treffen.