2024 ist nicht nur das Jahr zahlreicher Wahlen, sondern auch fortwährender Kriege und anderer geopolitischer Spannungen. Bei all diesen Entwicklungen den Überblick zu behalten ist nicht einfach. Es dennoch zu versuchen, lohnt sich, denn die aktuellen Ereignisse können nicht zuletzt Einfluss auf deine Geldanlage nehmen.

Das Wichtigste auf einen Blick

  1. 2024 könnte ein Jahr der geopolitischen Krisen werden
  2. 4 geopolitische Krisenherde und ihre möglichen wirtschaftlichen Auswirkungen solltest du als Anleger besonders im Blick haben
  3. So kannst du dein Depot möglichst krisenfest aufstellen
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Ines Erker

Kleingeldhelden Autorin

Eine Neuauflage der US-Präsidentschaftswahl 2020?

Beim Auftakt des US-amerikanischen Wahljahres, den republikanischen Vorwahlen im Bundesstaat Iowa, ist der ehemalige Amtsinhaber Donald Trump klar als Sieger hervorgegangen. Ob er tatsächlich im November gegen den aktuellen Präsidenten Joe Biden antritt, ist noch nicht entschieden. Dennoch wirft dieses mögliche Szenario die Frage auf, welche Folgen eine zweite Präsidentschaft Trumps für die Weltwirtschaft mit sich brächte. Ein härterer Kurs gegenüber China, fester Bestandteil von Trumps Rhetorik, ist wahrscheinlich – und damit steigt das Risiko eines weiteren Handelskonflikts. Der Industrieverband BDI vermutet, dass ein Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentenwahl im November schwere Auswirkungen auf Deutschland haben würde. Insbesondere für deutsche Unternehmen, die Waren in die USA exportieren, könnte es dann ungemütlich werden – mit entsprechenden Folgen für die Aktienkurse.

Auch kommende Wahlen in anderen Teilen der Erde, etwa Indien und Russland, dürften Einfluss auf den Gestaltungsspielraum von Unternehmen ausüben. Die Ergebnisse der Wahlen zu verfolgen, zahlt sich also aus, denn auch die Wirtschaft wird von politischen Entwicklungen nicht kaltgelassen werden. 

Fortsetzung der Kriege in der Ukraine und Nahost

Beinahe zwei Jahre dauert der russische Angriffskrieg auf die Ukraine bereits an und ein Ende des Konflikts ist nicht absehbar. Unmittelbare Folgen des russischen Angriffs, nämlich stark steigende Preise für Lebensmittel, Energie und Konsumgüter, treffen nun zwar auf eine bessere Wirtschaftsprognose für das neue Jahr als erwartet. Dennoch gilt weiterhin: Eingeschränkte Exportlogistik und Sicherheitsrisiken hemmen die Teilnahme der Ukraine am Welthandel, die ein wichtiger Exporteur landwirtschaftlicher Erzeugnisse wie Getreide und Obst ist.

Auch die israelische Ökonomie wird in den kommenden Monaten Spuren davontragen. Nachdem Israel als Reaktion auf den Terrorangriff der Hamas eine Militäroffensive im von der Hamas kontrollierten Gazastreifen gestartet hat, ist der israelische Schekel deutlich abgerutscht. Das verstärkt die Gefahr einer hohen Inflation. Der Tourismus ist infolge des Krieges zum Erliegen gekommen, auch Warenimporte haben deutlich abgenommen. Nichtsdestotrotz wird aktuell davon ausgegangen, dass sich Israels Wirtschaft durch ihren Hang zu Innovation und Technologie als robust erweisen wird. 

Taiwans gegen China

Als größte Risiken sehen Analysten aktuell neben einer weiteren Ausbreitung des  Nahostkriegs, einen möglichen Angriff Chinas auf Taiwan. Der kleine Inselstaat hat sich unterdessen einen Namen als Produzent von Mikrochips, sogenannten Halbleitern, gemacht, die für die Herstellung von Smartphones, Laptops und Haushaltsgeräte unentbehrlich sind. Analysen zeigen, dass zwei Drittel aller Mikrochips der Welt in Taiwan gefertigt werden. Bei den neuesten und leistungsstärksten Modellen beträgt der Anteil sogar an die 90 Prozent.Eine gewaltsame Einnahme Taiwans durch China, ein für Expert*innen mögliches Szenario, ginge daher mit verheerenden Folgen für globale Lieferketten einher. Insbesondere für die Tech-Giganten wäre ein solches Szenario katastrophal und Anleger sollten es im Hinterkopf behalten. Für zusätzliche Spannung in der Region sorgte unlängst, dass ein chinakritische Kandidat bei der Präsidentschaftswahl in Taiwan gewonnen hat. Obwohl China aktuell wirtschaftlich schwächelt und noch mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen hat, können der taiwanesische Inselstaat und die auf seine begehrten Mikrochips angewiesene Großunternehmen nicht aufatmen. China wirbt mit wirtschaftlichen Kooperationen derzeit fleißig um Verbündete, wie der Seitenwechsel der winzigen Republik Nauru zeigt.

„Vertrauen wiederherstellen“ am Weltwirtschaftsforum in Davos

Die Geopolitik dominiert also nicht ohne Grund die Agenda des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos. Expert*innen zufolge ist im neuen Jahr mit einem andauernden Tiefstand des weltwirtschaftlichen Wachstums zu rechnen. „Vertrauen wiederherstellen“ lautet daher das diesjährige Motto des seit 1971 jährlich stattfindenden Treffens, bei dem hochkarätige Vertreter*innen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zusammenkommen. Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nimmt beispielsweise ebenso Teil wie OpenAI-CEO Sam Altman und UNO-Generalsekretär António Guterres. Gelöst werden die aktuellen globalen Konflikte dort wohl nicht – nichtsdestotrotz stellt das WEF ein wichtiges Forum zur Diskussion von Themen weltweiter Bedeutung dar. Dass diese Möglichkeit inmitten der gegenwärtigen Krisen von Verantwortungsträger*innen genutzt wird, beweist nicht zuletzt die Gästeliste: Zum ersten Mal seit Beginn des Krieges ist der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wieder vor Ort in der Hoffnung, Unterstützung für die Verteidigung seines Landes zu gewinnen.

Was Du tun kannst

Eine ganze Reihe an Krisen gefährden also die Finanzmärkte und Anleger sollten sich auf ein unruhiges Börsenjahr 2024 einstellen. Fachleute befürchten im schlimmsten Fall Börseneinbrüche um bis zu 40 Prozent. Ein Beispiel aus der Vergangenheit: Als Russland die Ukraine angegriffen hat, verlor der MSCI World rund ein Fünftel seines Werts. Daher solltest du dein Depot möglichst widerstandsfähig zusammenstellen. Als gute Wahl bei Krisen gelten defensive Aktien, ebenso Titel aus den Branchen Verteidigung, Energie und Datensicherheit. Auch Staatsanleihen können als Baustein für eine Absicherung gegen geopolitische Risiken nützlich sein.

Disclaimer: Dieser Beitrag ist eine journalistische Publikation und dient ausschließlich Informations- und Unterhaltungszwecken. Es findet keine Anlageberatung statt. Der Beitrag stellt auch keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf einer Aktie, eines Wertpapiers oder einer sonstigen Anlage dar. Jeder Anleger ist an dieser Stelle dazu aufgefordert, sich seine eigenen Gedanken zu machen, bevor eine Investitionsentscheidung trifft.