Es klingt wie eine billige Masche: Reich werden ohne große Anstrengung. Dabei kann jeder seine Geldanlage extrem vereinfachen und gleichzeitig hohe Renditen einstreichen. Schon mit einem einzigen ETF im Depot und zwei Transaktionen in zwölf Monaten sind Sie dabei. Wir präsentieren: die Faulbär-Strategie.
Wer an der Börse reich werden will, muss von morgens bis abends unter dem Einfluss diverser Rauschmittel die Aktienkurse verfolgen und bei Bedarf panisch „Verkaufen! Verkaufen! Verkaufen!“ schreien. In etwa so stellen sich immer noch viele Menschen den erfolgreichen Anleger vor. Dabei kann Investieren auch ganz einfach und mühelos sein.
Was ist die Faulbär-Strategie?
Der Faulbär führt ein simples Leben. Er liegt auf einem Ast, schmiert sich Honig um den Mund und bewegt sich nur dann, wenn es unbedingt nötig ist. Den Rest des Tages schlummert er glücklich und zufrieden vor sich hin. Heute möchten wir Ihnen zeigen, wie Sie sich den Faulbär bei der Geldanlage zum Vorbild nehmen – und damit reich werden.
Der Clou an der Faulbär-Strategie ist, dass Sie nur einmal im Jahr finanziell tätig werden müssen. Zwei Transaktionen reichen, um die Strategie umzusetzen – das ist in einer Stunde locker erledigt. Das Geld vermehrt sich also quasi von selbst. Das Mittel der Wahl sind dabei nicht Einzelaktien, sondern ETFs auf Länder (z.B. den DAX für Deutschland). Und so geht’s: Sie kaufen zu Jahresbeginn den schlechtesten Länder-ETF des Vorjahres und behalten ihn für zwölf Monate im Depot. Danach wiederholt sich das Prozedere.
Zugegebenermaßen ist der Ansatz auf den ersten Blick kontraintuitiv: Bei der Faulbär-Strategie setzt man nämlich auf Börsen-Flops und nicht auf die Überflieger. Klingt komisch, folgt aber einer gewissen Logik. Denn häufig ist es finanziell gesehen sehr sinnvoll, Underperformer günstig einzukaufen und dadurch die Rendite zu erhöhen.
Die Faulbär-Strategie in der Praxis
Und wie funktioniert das Ganze nun praktisch? Dazu ein Beispiel: Im Vorjahr (Stand: 1. Januar 2019) wäre China als schlechtester Markt* des Jahres 2018 ins Depot gewandert. Sie stecken Ihr Faulbär-Vermögen also in einen China-ETF, zum Beispiel von xTrackers. Anfang 2020 würden Sie den China-ETF dann verkaufen. Am Ende steht unterm Strich eine starke Performance: plus 13,6 Prozent. Zur Jahreswende 2020 würde nun Polen (-6 Prozent im Vorjahr, Stand: 20.1.2020) anstelle von China in Ihr Depot gehen.
Aber kann es langfristig wirklich gut gehen, sein Geld immer in die Flops zu stecken? Ja, denn die Zahlen lügen nicht. Laut Rückberechnungen des Magazin FOCUS Money hat man mit der Faulbär-Strategie nach 18 Jahren (seit 2000) aus 55 000 Euro Startkapital am Ende eine Million Euro gemacht.
* Wichtiger Hinweis: Es gab durchaus Länder-ETFs, die noch schlechter als China abschnitten, zum Beispiel Argentinien oder die Türkei. Die Gründe hierfür waren politische Instabilität und Währungsprobleme. Solche Extremfälle sollten Anleger von der Faulbärstrategie ausklammern. Eine schwarze Liste findest du hier.
Die Vorteile des passiven Investierens
Als Vorreiter der Faulbär-Strategie im deutschsprachigen Raum gilt Christopher Klein. Der 32-jährige studierte Volkswirt ist Finanzblogger und schrieb 2017 das Buch „Die Faulbär-Strategie zur Million“. Der Untertitel: „Wie Du mit Indexfonds und ETFs (auch als Anfänger) intelligent und erfolgreich investieren kannst und ganz nebenbei Deinen Bankberater überflüssig machst“.
In einem Interview erklärte der Autor im Jahr 2018, warum er bei seiner faulen Anlagestrategie gerade auf ETFs setzt: „Es ist eine Kunst, sich an der Börse passiv zu verhalten. Viele lassen sich durch Herdentrieb und ihre Emotionen leiten“, sagte Klein dem Magazin FOCUS Money. Genau dagegen helfen seiner Meinung nach passiv verwaltete Aktienfonds: „Wer es schafft, eine gesunde emotionale Distanz zu wahren, kann sich ruhig zurücklehnen und den Zinseszinseffekt von thesaurierenden ETFs genießen.“ Für ETFs spricht laut Klein außerdem, dass sie sehr breit diversifiziert sind und damit das Anlagerisiko streuen. Hinzu kommen die vergleichsweise niedrigen Kosten.
Jungen Anlegern rät Klein, früh mit dem Vermögensaufbau anzufangen – und die Scheu vor der Geldanlage an der Börse abzulegen. „Wenn man nur auf kurzfristige Gewinne aus ist, kann die Börse ziemlich schwierig sein. Für den langfristigen Vermögensaufbau ist sie aber ideal.“ Vor allem dann, wenn man ein Finanz-Faulbär sein möchte.