Wie lege ich richtig Geld an? Wozu sollte ich das überhaupt tun? Und was kann ich davon erwarten? Diese Fragen stellten wir uns und dem Chefanlagestrategen der Deutsche Bank Dr. Ulrich Stephan. Die spannenden Antworten liest du jetzt bei uns.

Kleingeldhelden: Lieber Herr Dr. Stephan, würden Sie jungen Leuten aktuell dazu raten, ihr Geld anzulegen?

Dr. Ulrich Stephan: Absolut!

Warum? Und wie sollte ich Geld anlegen?

Das ist immer von den individuellen Zielen abhängig: Will ich für die Altersvorsorge sparen, mein Studium finanzieren oder eine Familie gründen? Außerdem kommt es darauf an, was für ein Anlegertyp ich bin – welches Risiko bin ich bereit einzugehen, wie viel Geld habe ich zur Verfügung und wie lange möchte ich es für mich arbeiten lassen.

„Wir Deutschen sparen viel, aber oft falsch.“

Wie können sich junge Menschen heute finanziell am besten auf die Rente vorbereiten?

Wir Deutschen sparen viel, aber oft falsch. Nur mit Sicherheit auf dem Sparbuch kann man für das Alter heute nicht mehr vorsorgen. Und die gesetzliche Rente reicht alleine nicht aus. Wenn ich also beispielsweise im Alter genug Geld haben möchte, um meinen Lebensstandard zu halten, muss ich dafür privat vorsorgen. Dabei geht es vor allem um Kontinuität und einen langen Anlagehorizont. Ist ein Sparplan erst einmal angelegt, läuft es nämlich ganz von selbst.

Eignen sich Aktien für einen langfristigen Vermögensaufbau?

Viele denken, Aktien sind nur etwas für Reiche. Das ist aber nicht so, sie sind etwas für fast jeden, der Vermögen aufbauen will. Anleger sollten zunächst jedoch ihre eigenen Erwartungen klar definieren und sowohl ihre persönliche Risikobereitschaft als auch ihren Anlagehorizont in die Überlegungen einbeziehen. Grundsätzlich gehören Aktien aus meiner Sicht in jedes langfristig ausgerichtete Portfolio mit entsprechendem Risikoprofil. Denn über einen entsprechend langen Anlagezeitraum ließen sich mit Aktien oftmals in der Vergangenheit in der Regel positive Renditen erzielen.

„Kein Sprint sondern ein Marathon.“

Welche Tipps haben Sie für junge Anleger?

Junge Menschen wollen häufig nicht über die Altersvorsorge nachdenken, denn sie glauben, das ist unheimlich kompliziert. Besonders schwer ist das nicht, wenn man ein paar grundlegende Dinge beachtet: Wichtig ist, so früh wie möglich damit anzufangen, denn jeder Euro zählt am Ende. Und das Vermögen möglichst breit zu streuen und nicht alles in ein Korb zu legen – das betrifft sowohl die Auswahl der Anlageregionen als auch den Branchenmix und die Berücksichtigung einzelner Investmentthemen. Außerdem ist es wichtig, sich keine falschen Illusionen über hohe Renditen zu machen und nicht zu glauben, dass man an der Börse das schnelle Geld machen kann. Denn Vermögensaufbau ist kein Sprint sondern ein Marathon.

Wie sollte man sich in einer Rezession verhalten?

Ich erwarte derzeit zwar keine Rezession, die Risiken sind allerdings präsent. Für Anleger könnte es daher ratsam sein, ihr Portfolio eher etwas defensiver aufzustellen, um von möglichen negativen Entwicklungen nicht überrascht zu werden. Zumal der Handelsstreit der beiden Wirtschaftssupermächte China und den USA aktuell nicht die einzige Herausforderung für die Aktienmärkte darstellt. Die Unternehmen sehen sich außerdem mit einer allmählichen abnehmenden Wachstumsdynamik der Weltwirtschaft konfrontiert.

„Gold kann Schutz bieten.“

Würden Sie entweder Gold oder Bitcoin empfehlen?

Kryptowährungen wie den Bitcoin halte ich aufgrund einiger Faktoren für einen langfristigen Vermögensaufbau nicht geeignet: Zu nennen sind die unsichere Funktion als Zahlungsmittel und zur Wertaufbewahrung, der fehlende regulatorische Rahmen sowie die hohe Schwankungsanfälligkeit und der fehlende reale Gegenwert. Beim Gold ist das zwar anders, aber auch das Edelmetall ist nicht ideal als reine Geldanlage. Vielmehr dient es der Absicherung: Gold kann zur Diversifizierung des Vermögens beitragen und einen gewissen Schutz in Krisen bieten. Wegen des schwachen Wirtschaftswachstums und sinkenden Kapitalmarktzinsen könnten risikobereite Anleger derzeit jedoch auch Chancen auf Preissteigerungen und Kursgewinne haben.

Welches sind aktuell die Märkte oder Branchen, die sich am meisten lohnen dürften?

In Zeiten niedrigen Wirtschaftswachstums könnten langfristig ausgerichtete Themen beispielsweise aus dem Bereich Technologie Aufwärtspotenzial bieten. Aktuellerscheint in diesem Zusammenhang eine Branche besonders beachtenswert: der globale Technologiesektor. Zwar sind Techwerte grundsätzlich recht schwankungsanfällig und weisen daher kurzfristig ein erhöhtes Kursrisiko auf. Langfristig betrachtet können die ausgesprochenen Wachstumswerte jedoch eine interessante Beimischung im Depot darstellen. Dazu zählen unter anderem Unternehmen aus den Bereichen Künstliche Intelligenz und Cybersecurity. Für den Techsektor allgemein sprechen unter anderem die hohen Aktienrückkäufe. Zudem verzeichnet er weltweit seit Jahren einen steten Zufluss an Anlegerkapital.

„Nicht immer nur ETFs.“

Wie finden Anleger gute Aktien?

Die besten Aktien herauszusuchen ist eine knifflige Aufgabe. Dabei sollte man mehrere Größen im Blick behalten. Neben dem Kurs-Gewinn-Verhältnis lohnt auch der Blick auf den Cash Flow, den Buchwert oder die Umsätze eines Unternehmens sowie auf die Dividendenrendite. Viele dieser Kennziffern findet man online oder in der Zeitung.

Sind ETF das beste Konstrukt für junge Anleger, um langfristig Vermögen aufzubauen?

Nein, so pauschal kann man das nicht sagen. Wie so oft im Leben führen auch hier viele Wege zum Ziel. Als Einstiegs- oder Basisinvestment könnten etwa aktiv gemanagte Fonds dienen. Oder Sparpläne. Das geht oft schon ab 25 Euro im Monat. Zum Beispiel mit unserem InvestSparen. Wer schon etwas Kapital aufgebaut hat und digitale Lösungen mag, kann unseren Robo-Advisor ROBIN nutzen. Dieser investiert weltweit und breit gestreut über verschiedene Anlageklassen in ETFs. Die Mischung und Streuung dient dazu, die Schwankungsanfälligkeit des Portfolios zu reduzieren, gegebene Chancen zu nutzen und Einzelrisiken zu reduzieren.