Heute sparen – morgen Rente! Das klingt verlockend, oder? Kannst du dir vorstellen, dass du im Alter von 40 Jahren deinen Job an den Nagel hängst, um dann von deinen Ersparnissen zu leben? Dieses Lebensziel haben sich viele Menschen, sogenannte Frugalisten gesetzt. Wie sie dies erreichen und wie du selbst Frugalist werden kannst, erfährst du in diesem Beitrag.

Frugalisten: Was sind das für Leute?

Der Begriff „Frugalismus“ stammt aus dem lateinischen Wort „frugalis“, was wörtlich übersetzt „sparsam“ bedeutet. Im Englischen wird oft das Wort „FIRE“ (Financial Inde­pendence, Retire Early) verwendet, was zusammengefasst so viel wie finanzielle Unabhängigkeit bedeutet. Die Bewegung der Frugalisten entstand 2007 in der Finanzkrise in den USA. Viele Menschen mussten sparen und sich auf das Nötigste beschränken. Ziel dieser Lebensweise war es zu Überleben. Doch schnell erkannten viele Menschen, dass ein sparsames Leben auch viele Vorteile mit sich bringt: Ein nachhaltigeres und einfacheres Leben, das einem ermöglicht, früher in Rente zu gehen. 2011 fand diese Lebensart auch in Europa und anderen Teilen der Welt viel Zuspruch und entwickelte sich sogar zu einem Trend. Von Überleben hin zum Wunsch nach Leben. Die Motivation der Frugalisten hat sich also geändert: Sie entscheiden sich freiwillig ein genügsames Leben zu führen, ihren Konsum und ihre Ausgaben auf ein Minimum zu reduzieren. Das Ziel ist nicht, reich zu werden, sondern finanziell unabhängig.

Frugalisten: Sind das Faulenzer?

Ein weiteres Vorurteil gegenüber Frugalisten ist, dass sie Faulenzer seien. Frugalisten schränken sich aber nicht Jahre lang ein, um dann beispielsweise 24/7 vor dem Fernseher zu hocken oder Löcher in die Luft zu starren. Vielmehr geht es ihnen darum, ihre Freizeit frei und ohne Zeitdruck zu gestalten. Einige Frugalisten haben nach ihren Sparjahren endlich die Zeit ihre Hobbys auszuleben, andere füllen die Zeit mit einem Ehrenamt oder bauen ihr eigenes Business auf. Was würdest du machen, wenn du nicht mehr arbeiten müsstest? Hast du dir diese Frage schon einmal überlegt? Als Frugalist solltest du dein zukünftiges Leben aber auch planen. Perspektiven und Pläne für die Zukunft zu haben, ist wichtig für die persönliche Entwicklung.

Wie kann ich Frugalist werden?

Zunächst einmal solltest du dich fragen, ob du dich monatlich auf das Minimum beschränken kannst. Das heißt an einem Abend ein Vino zu viel mit Freunden trinken, fällt aus, auf ein Konzert gehen oder spontan einen Wellness-Trip buchen, ist ebenso nicht drin. Zudem solltest du dir bewusst machen, dass du diesen Lebensstil mehrere Jahre durchziehen musst. Kurz gesagt: Jeder Euro, der übrig bleibt, muss gespart bzw. investiert werden. Frugalisten sparen vor allem, um ihr Geld in ETFs oder Aktien anzulegen. Das Ziel ist ein Vermögensaufbau, von dessen Rendite du dann sorgenfrei leben kannst. Damit baust du dir also ein passives Einkommen auf. Wie viel und wie lange du sparen musst, um von deiner Rendite sorgenfrei leben zu können, findest du hier heraus. Wundere dich aber nicht, wenn der Rechner dir nicht anzeigt, dass du mit 40 in Rente gehen kannst. Denn, ob du mit 40, 50 oder 55 in Rente gehst, hängt ganz allein von deiner Sparquote ab.

Wie viel Geld muss ich sparen, um mit 40 in Rente zu gehen?

Laut den Angaben des Sta­tis­tischen Bundes­amts spart der durch­schnitt­liche Deutsche circa zehn Prozent seines jährlichen Einkommens. Frugalisten dagegen wollen eine Sparquote von 50 bis 80 Prozent erreichen. Ein Beispiel: Wenn du 3.000 Euro im Monat verdienst, musst du mindestens 1.500 Euro jeden Monat auf die Seite legen. Im besten Fall schaffst du es, mit nur 800 Euro monatlich auszukommen, um 2.300 Euro zu sparen. Bei den aktuellen Mietpreisen in Deutschland, insbesondere in den Großstädten klingt diese Rechnung illusorisch, ja fast schon utopisch. Einer der bekanntesten deutschen Frugalisten ist Oliver Noelting, der laut seiner eigenen Angabe sogar rund 70 Prozent seines Einkommens spart bzw. anlegt. Hinzu kommt, dass er Vater einer kleinen Tochter ist und aktuell nur 24 Stunden pro Woche arbeitet. Auf seinem Blog findest du eine detaillierte Kurzbiografie des Frugalisten und seine Vermögensaufstellung. Überzeug dich also selbst, wie man mit weniger als 1000. Euro jeden Monat auskommt.

Lebensziel der Frugalisten: Mit 40 aufhören zu arbeiten

Aber nun Butter bei die Fische: Welche Summe kann ich monatlich sparen? Die Antwort auf diese Frage hängt vor allem davon ab, wie viel du im Monat zum Leben brauchst. In der Frugalisten-Community wird sich oft an der vier Prozent-Regel orientiert. Bekannt wurde diese Regel durch die Trinity Studie, die 1998 von drei Finanz­wissen­schaftlern an der Trinity Universität in San Antonio, Texas entwickelt wurde. Nach dieser Studie benötigst du 25-mal so viel Startkapital, als du jährlich ausgeben willst.

Zur Veranschaulichung ein weiteres Beispiel: Angenommen, du brauchst jeden Monat 1.500 Euro zum Leben, dann sind das 18.000 Euro auf das Jahr hochgerechnet.

Die Rechnung der Trinity Studie besagt nun folgendes:

25 x 18.000 Euro =450.000 Euro.

Zusammengefasst: Wenn du nicht mehr arbeiten und dein Leben genießen willst, musst du 450.000 Euro gespart haben.

Spartipps für Anfänger-Frugalisten

Um mit 40 vom Ersparten leben zu können, musst du monatlich jeden Euro mühevoll sparen und in Geldanlagen investieren. Diese Aufgabe ist nicht leicht, denn du musst deinen gewohnten Lebensstil drastisch ändern. Wenn du dich langsam an das Frugalisten-Leben gewöhnt hast, musst du weitere Maßnahmen ergreifen, um dein Ziel zu erreichen: Ein Haushaltsbuch führen, Second-Hand-Mode shoppen oder Urlaub daheim machen.

Unser Tipp: Bevor du ein frugales Leben beginnst, empfehlen wir dir, dich zuerst mit erfahrenen Frugalisten auszutauschen. Frugalisten-Foren beispielsweise bieten dir die Möglichkeit, mit anderen Frugalisten in Kontakt zu treten und ein Gefühl für die frugale Lebensweise zu bekommen. Und wenn du nach ein paar Jahren erkennst, dass diese Lebensform doch nichts für dich ist, dann mach dir nichts draus und nimm das Geld, um andere Träume von dir zu verwirklichen. Wie wäre es denn mit einem Sabbatical?