Es sind vier Buchstaben, die die extremen Aufs und Abs an der Börse erklären: FOMO. Was hat es mit dieser berüchtigten „Fear of Missing out“ auf sich? Was hat sie an den Finanzmärkten zu suchen? Und wie kann ich mich vor ihr schützen? Alle Antworten findest du hier.

Im Zeitalter der allgegenwärtigen sozialen Medien ist es zweifellos schwieriger geworden, einfach mal abzuschalten. Schließlich kann man offline so viel verpassen. Sei es das tolle Selfie der Arbeitskollegin aus dem Urlaub. Der letzte Tweet von Donald Trump. Oder das neueste Video des Lieblings-YouTubers. Bei vielen Menschen wächst die Angst, nicht dabei zu sein. Für diesen Gefühlszustand gibt es sogar einen psychologischen Fachbegriff: die „Fear of missing out“, kurz FOMO. Manche nennen die FOMO sogar die erste Social-Media-Krankheit. Dabei existiert das Phänomen schon lange vor Facebook, Twitter und Instagram. Zum Beispiel an der Börse.

Hype & Herdentrieb

Wer hat es sich als Anleger nicht schon mal gedacht: Hätte ich doch bloß damals in Amazon oder Facebook investiert! Dann hätte ich jetzt ausgesorgt. Der Gedanke verdeutlicht, warum es auch an der Börse eine „Fear of missing out“ gibt. Seine logische Folge lautet: Beim nächsten Mal bin ich dabei. Ich investiere.

Gerade in Zeiten des Bullenmarkts ist dieser FOMO-Effekt gut zu beobachten: viele Anleger versuchen, auf den Zug der steigenden Kurse aufzuspringen. Obwohl sich die Konjunktur vielleicht schon merklich eintrübt oder ein Papier überbewertet ist. Rational betrachtet sollte man von der Investition vielleicht absehen. Doch die Angst, dass man sich Profite entgehen lässt, ist stärker. Ein klassischer Fall von FOMO.

Die FOMO kann am Finanzmarkt sowohl zu Euphorie als auch zu Panik führen. Beides zeigt das Beispiel Bitcoin: 2017 ging die Kryptowährung plötzlich durch die Decke. Innerhalb von sechs Monaten stieg der Kurs von 2000 auf 16 000 Euro – ein Plus von 700 Prozent. Mit einer realistischen Marktbewertung der Cyberwährung hatte das wenig zu tun. Vielmehr war es ein Hype, der die Anleger erfasste. Sie investierten in Bitcoin, weil sie das Kursfeuerwerk mit seinen verlockenden Gewinnchancen nicht verpassen wollten. Die FOMO hatte zugeschlagen. Und eine Blase entstand.

Sie platzte irgendwann zum Jahresende 2017. Ebenso schnell wie der Bitcoin gestiegen war, stürzte er plötzlich ab. Aus Angst vor Verlusten zogen viele Anleger ihre Investition in die Kryptowährung zurück. So ging es in den nächsten Monaten wieder runter auf 3000 Euro. Die Geschichte zeigt, wie gefährlich die FOMO am Finanzmarkt sein kann. Sie führt zu Verzerrungen, Übertreibungen und im schlimmsten Fall sogar zum Börsencrash.

Was kann ich gegen FOMO tun?

Das beste Gegenmittel gegen die FOMO an der Börse ist es aus unserer Sicht, eine eigene, gefestigte Strategie zu verfolgen. Das heißt, dass du dir den Rahmen, die Ziele und die Grenzen deiner Geldanlage selbst setzt, anstatt auf das Verhalten anderer zu schielen. Wenn alle anderen durchdrehen, kannst du an deinem Plan festhalten. Als jederzeit gültige Regel solltest du diese Empfehlung aber bitte nicht verstehen: Manchmal ist das Abweichen von der eigenen Strategie richtig, wenn sie sich als fehlgeleitet erweist. Es geht viel eher um eine Grundhaltung, mit der du deine finanziellen Entscheidungen selbstbestimmt triffst. Und Angst ist dabei ein schlechter Ratgeber.

Tatsächlich gewinnt in der Gesellschaft gerade eine Gegenbewegung zur FOMO an Beliebtheit: die Joy of missing out. Bei ihr geht es darum, aus Achtsamkeit auf das eigene Wohlbefinden einfach mal am Wochenende zuhause bleiben. Oder das Smartphone abzuschalten. Es ist die Lust, mal nicht dabei zu sein. Auch an der Börse kann das ab und an gut tun.