ETFs sind weiterhin sehr beliebt bei Anlegern. Doch auch bei diesen einfachen Produkten gilt es, einige Regeln zu beachten, um den größtmöglichen Erfolg zu haben. Der ETF-Pionier John Bogle verfasste ETF-Tipps, die Kleinanlegern beim Vermögensaufbau helfen.
Der Gründer des US-Vermögensverwalters Vanguard, John Bogle, hat acht Regeln für Kleinanleger. Die ersten vier wurden bereits auf dem Kleingeldhelden-Blog vorgestellt. In diesem Text lernt jeder die übrigen Kniffe der Börsen-Koryphäe kennen. Für alle, die den Vorgänger-Text noch nicht gelesen haben: Bogle ist der Erfinder der ETFs. Das sind börsengehandelte Fonds, die einen Index wie den Dax nachbilden. Dabei schrieb er, dass gute Anleger vier Eigenschaften brauchen: einen gesunden Menschverstand, Sparsamkeit, eine realistische Erwartungshaltung, Geduld und Durchhaltevermögen. Nun zu seinen ETF-Tipps.
Regel 5: Achtsamkeit bei Stars
Bogle warnt davor, Stars nachzueifern. Und mit Stars meint Bogle bekannte Portfoliomanager. Also diejenigen, die ein Portfolio zusammenstellen und verwalten. Dem Markt vertraut er mehr als dem Einzelnen. Außerdem schreibt er, dass langfristig nur jeder fünfte aktiv geführte Fonds einen ETF überbiete. Nach den Steuern sei es nur jeder siebte. Zugegebenermaßen: Wie viele berühmte Portfoliomanager kennst du? Wie vielen eiferst du nach? Bogles Regel ist eine für Fortgeschrittene. Aber keine Sorge: Seine weiteren Regeln betreffen den Kleinanleger weitaus mehr.
Regel 6: Achtsamkeit vor großen Fondsvolumen
Können Fonds zu groß werden? Ja, schreibt Bogle. Denn ab einer gewissen Größe verschlechtere sich bei Fonds die Wertentwicklung. „Übermäßige Größe kann und wird wahrscheinlich jede Möglichkeit einer hervorragenden Investition zunichtemachen.“ Dabei nennt er drei Gründe: Managern falle es mit zunehmender Fondsgröße schwer, ausreichend zu diversifizieren. Transaktionskosten stiegen. Der Einfluss talentierter Fondsmanager nehme mit der Größe ab, der bürokratische Aufwand zu. Wie viel Vermögen ein Fonds enthält, können Anleger in den Anlegerinformationen finden. Für Interessierte: Das US-Analysehaus Morningstar hat fünf Hinweise gesammelt, die auf zu große Fonds hindeuten.
Regel 7: Besitz nicht zu viele Fonds
Bogles vielleicht wichtigster ETF-Tipp ist: Es reicht aus, in vier bis fünf Fonds zu investieren. Eine größere Zahl führe zu einer Überdiversifikation, die im Englischen auch scherzhaft „diworsification“ genannt wird. Denn je mehr Fonds ein Anleger besitzt, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Einzelwerte der Fonds überschneiden. Wie könnte ein Beispielportfolio aussehen? Bogle schlägt vor, in einen Large-Cap-Fonds zu investieren (50 Prozent der Gesamtsumme), in einen Mid-Cap-Fonds (zehn Prozent), in einen Small-Cap-Fonds (20 Prozent), in einen Fonds mit internationalen Einzelwerten (zehn Prozent) und in einen Spezialitätenfonds (zehn Prozent), beispielsweise im Gesundheitswesen.
Large-Cap-Fonds bilden die Unternehmen mit den höchsten Börsenwerten ab, die auch Standardwerte genannt werden. Diese sind beispielsweise im Dax anzutreffen. Mid-Cap-Fonds investieren in mittelgroße Unternehmen, die sich im M-Dax finden. Small-Cap-Fonds bestehen aus kleinen Unternehmen, die meist ein hohes Wachstumspotenzial besitzen. Sie sind Teil des S-Dax. Mid-Caps und Small-Caps werden auch als Nebenwerte bezeichnet.
Regel 8: Ein Portfolio anlegen – und halten
Bogles letzte Regel ist denkbar einfach. Er schreibt: „Bleiben Sie auf Kurs.“ Nachdem wohlüberlegte Kaufentscheidungen getroffen wurden, solle der Anleger sich in Geduld üben und nicht unüberlegt verkaufen. Geldanlage verlange Rationalität, schreibt er. Emotionen wie Gier und Angst, die in überstürzte Handlunge münden könnten, gefährdeten Anlageerfolge. Bogle verweist auf die US-Investment-Legende Warren Buffett, den er respektvoll „Mr. Buffett“ nennt. Buffett hat den Satz geprägt: „Untätigkeit erscheint uns als ein intelligentes Verhalten.“
Die genannten Regeln und ETF-Tipps stammen aus Bogles Buch „Common Sense on Mutual Funds“, das 2010 vom US-Verlag Wiley neuaufgelegt wurde. Das wissenschaftliche Werk ist auf Englisch verfasst und hat 622 Seiten.
Autor: Lukas Müller
Fotoquelle: Photo by bady abbas on Unsplash