Diese Woche hat Kleingeldhelden den deutschen Energiekonzern E.ON unter die Lupe genommen. Ob diese Aktie in dein Depot oder gar rausfliegen soll, findest du in diesem Beitrag heraus.

E.ON auf dem Prüfstand

Eine starke Performance war es, die E.on jüngst aufs Börsenparkett gelegt hat. Sogar zweistellige Kurse wurden wieder erreicht. E.on hat damit zuletzt deutlich besser abgeschnitten als die insgesamt sehr gefragten Energieversorger. War es das? Zumindest die Bank of America hat den Daumen bereits gesenkt. Es fehle es an Kurstreibern, schreibt Analyst Peter Bisztyga in einer aktuellen Studie. Steigende Kosten für die Anleihenrefinanzierung bremsten zudem die Gewinnentwicklung. Der Experte erwartet ein Nullwachstum beim Gewinn je Aktie von 2023 bis 2026. Auch die US-Bank Morgan Stanley stufte den Energieversorger auf „Verkaufen“ mit einem Kursziel von 9,50 Euro herab. Die Risiken liegen auf der Hand. Grundsätzlich wirken sich steigende Energiepreise negativ auf das Retail-Geschäft aus. Zudem könnten Forderungsausfälle die Gewinne schmälern. Und dann ist da noch RWE, die immerhin 15 Prozent an E.on halten. Kommen die auf den Markt, dürfte das den Kurs erheblich belasten. Solltest du als E.on-Anleger diese Aktie aus dem Depot werfen?

Um die Qualität der Aktie schnell einschätzen zu können, siehst du hier einen Überblick über die wichtigsten Kennzahlen. Zeigt unser Scoring-System grün, ist die Aktie in diesem Segment attraktiver als die Konkurrenz.

Raus aus dem Portfolio?

Mitnichten, sagen Analysten von Berenberg. Ihrer Ansicht nach ist E.on sogar deutlich zu günstig. Unser Vergleich der Bewertungskennzahlen mit der Peer Group (siehe Tabelle links) gibt dir auf den ersten Blick recht. Aber woher kommt der Abschlag? Der Markt bewerte die Anfälligkeit von E.on gegenüber der europäischen Energiekrise klar über, sind sich die Experten sicher. Denn im Segment Kundenlösungen hingen nur zwei Drittel des Gewinns direkt vom Energieeinzelhandel ab, und das risikobehaftete Gasgeschäft trage sogar weniger als fünf Prozent zum Gewinn der Sparte bei. Zum anderen profitiert E.on in seinen wichtigsten Strom-Absatzmärkten Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden von staatlichen Maßnahmen wie der Energiepreisbremse, die das Risiko von Forderungsausfällen eindämmt. Schlussendlich gehen die Analysten davon aus, dass auch der Verschuldungsgrad weiterhin bequem im Bereich der Prognose von E.on bleiben wird. Trotz der jüngsten Erholung sehen die Berenberg-Profis daher ein Aufwärtspotenzial von rund 20 Prozent und zählen E.on zu den Top-Picks im europäischen Versorgersektor. Denn E.on ist im Vergleich zur Konkurrenz rentabler und erzielt außerdem rund 80 Prozent seiner Umsätze im stark reglementierten Energienetze-Markt. Dank der Digitalisierung, des Wachstums erneuerbarer Energien und der zunehmenden Komplexität unseres Energiesystems, beispielsweise durch die Elektrifizierung von Heizung und Verkehr, sehen die Berenberg-Experten für E.on hier zudem ein langfristiges und stabiles Wachstumspotenzial.

Im Durchschnitt gehen die Analysten bei E.on bis 2025 von leicht sinkenden bis stagnierenden Gewinnen und Erlösen aus.

Quelle: Bloomberg

Seit dem Tief im Oktober 2022 ging es um 36,5 Prozent nach oben. Hält sich die Aktie im zweistelligen Bereich, dürfte die Marke 10,90 Euro in Reichweite kommen. Nach unten solltest du als Anleger die neun Euro im Blick behalten.

Quelle: Bloomberg

Fazit:

Wir bewerten die Risiken für E.on ebenfalls als überschaubar und gehen davon aus, dass die soliden Gewinnaussichten im Kerngeschäft und die attraktive Ausschüttungspolitik mit einer Dividendenrendite von fünf Prozent einen weiter steigenden Aktienkurs rechtfertigen dürften. Dafür spricht auch das DDM-Modell.

Wichtig: Doch bitte beachte, dass es sich bei unserer Analyse nie um eine Anlageempfehlung oder Bankberatung handelt. Bitte überprüfe immer noch einmal selbst, ob du diese Aktie in dein Depot inkludieren oder raus werfen willst. Wir stellen dir unsere Analyse zur Informationszwecke dar.

Foto: Federico Beccari/Unsplash