Ex-Hedge-Fonds-Manager, selfmade Milliardär, vom FBI gejagt, U-Häftling, Bestsellerautor, bekennender Christ: Florian Homm polarisiert. Was lernt man, wenn man sich in seinem neuen Buch über die „Prinzipien des Wohlstands“ informieren will?
Wer ist Florian Homm
Florian Homm galt einst als Deutschlands erfolgreichster Hedge-Fonds-Manager. In seinem neuen Buch „Prinzipien des Wohlstands: Denke und investiere wie ein Milliardär“ (gemeinsam mit Moritz Hessel) will er nun auf mehr als 460 Seiten seine Learnings mit dem Leser teilen.
Homm kennt die Finanzmärkt gut. Er verwaltete einst Milliarden. Doch sein Fonds ging 2007 spektakulär pleite und er landete auf der Most-Wanted-Liste des FBI. Er wurde auf der Flucht angeschossen und landete in Italien in Auslieferungshaft. Nach 1,5 Jahren durfte er dann nach Deutschland ausreisen und hat inzwischen einen erfolgreichen YouTube-Kanal.
Prinzipien des Wohlstands
Was rät der selfmade Milliardär nun seinen Lesern? „Beim Investieren geht es um den Erhalt. Das muss Ihr erster Gedanke auf der Suche nach großen Gewinnen sein“. Das Mantra wird öfter wiederholt. Für erfahrenere Investoren beschreibt der Profiinvestor im Detail, wie er bei der Analyse von Aktien vorgeht und wie aus seiner Sicht die optimale Portfolio-Zusammensetzung aussieht.
Von den Besten lernen
Und er zitiert den 91-jährigen Starinvestor Warren Buffett – überhaupt hält Homm viel davon, nur von den Besten der Besten zu lernen. Der Tipp ist auf jeden Fall nicht verkehrt. Buffett hat übrigens den für seine Frau zuständigen Treuhänder angewiesen, 90 Prozent des Geldes in den US-Leitindex S&P-500 zu investieren. Dazu passt die S&P-500-Strategie aus unserem Artikel „Der Weg zur Million„.
Homm schlägt in seinem Buch weitere Beispiele für eine ETF-Investment-Strategie vor: Mit einer Kombination von MSCI-World und MSCI-Emerging-Markets deckt er 85 Prozent des weltweit investierbaren Aktienmarkts nach Marktkapitalisierung ab. Seine Empfehlung lautet 70 : 30 oder gar 60 : 40 Industrieländer : Schwellenländer. Oder, wenn es nur ein ETF sein soll: ein ETF auf den MSCI-All-Countries-World-Index.
„Wenn Sie sich für diesen passiven Long-only-Weg der Anlage entscheiden, brauchen Sie nicht viel mehr zu tun, als einen Sparplan einzurichten und regelmäßig zu besparen. Wer sich nicht weiter mit der Geldanlage beschäftigen möchte und noch einen Anlagehorizont von 30 Jahren hat, macht auch nichts verkehrt, wenn er passiv investiert.“
Homm plädiert daneben für eine eiserne Reserve von zwölf Monatsgehältern. Das soll ein gutes Gefühl der Sicherheit bieten und finanzielle Notfälle überbrücken. Ob das ein Erfahrungswert aus seiner Flucht vor dem FBI ist?
Florian Homm: „Stellen Sie keinen Blankoscheck für Ihr Vermögen aus.“
Und wie ist es nun mit dem Investment in Einzelaktien? Da wird Homm deutlich – Investieren ist für ihn mit Arbeit verbunden. Sein Ratschlag: „Buy and Hold für Einzelaktien halten wir für äußerst abenteuerlich. Ein Kursverfall muss nicht geduldet und ausgesessen werden, wenn es nachhaltige Gründe für den Verkauf gibt. (. . .) Sie können nicht einfach eine Blankovollmacht für Ihr Vermögen ausstellen, ohne zu verfolgen, was mit diesem Geld passiert, auch nicht bei scheinbar konservativen Investments.“
Und weiter: „Sollten Anleger nicht dazu bereit sein, ihre Einzelinvestments zumindest in regelmäßigen Abständen einer Untersuchung auf ihren inneren Wert zu vollziehen, eignet sich die aktive Geldanlage nicht. In diesem Fall empfiehlt sich bei entsprechend langem Anlagehorizont nur die passive Geldanlage in ETFs oder ganz selektiv in aktiv gemanagte Fonds.“
Die Kunst des Short Sellings
Für arbeitswillige Anleger liefert Homm eine Reihe von Grundsätzen: „Insgesamt halten wir es für nahezu unmöglich, kontinuierlich und in jeder Marktphase die Kursentwicklungen akkurat vorherzusagen“, so Homm und Hessel. „Wir setzen unsere Energie lieber ein, um das Investmentportfolio ständig zu optimieren, indem wir gute Long- sowie Short-Kandidaten finden.“
Die „Kunst des Short Sellings“ also das Wetten auf fallende Aktienkurse und die Grundlagen dafür erklärt Homm ausführlich. Sein Mantra: Die Gewinnchancen steigen, wenn man auch auf der Short-Seite verdienen kann, und Verluste der Aktie (und Gewinne des Shortsellers) stellen sich in der Regel sehr schnell ein. Die richtigen Kandidaten zu finden, ist aber eine Kunst – Homm schaut auf Unternehmen mit schwachen Fundamentaldaten, kombiniert mit hartem Wettbewerb, und „vorzugsweise mit einem schwachen Management ausgestattet“.
Und auf der Long-Seite: Das Hauptziel ist für Homm, „ein Unternehmen zu identifizieren, das reichlich Möglichkeiten hat, Kapital in Zukunft mit einer hohen Rendite zu investieren“; und das Chance-Risiko-Verhältnis dürfe nie unter 3 : 1 liegen. Wie das am Beispiel der Ölservice-Aktie Schlumberger funktioniert, wird im Buch genau erklärt. Kennzahlen, Bewertungen, Rechnungen – wer das lohnende Buch schnell lesen wollte, dem würde der Kopf schwirren.
Fazit: Mit ETFs kann man bequem langfristig zum Millionär avancieren. Mit der Bereitschaft zum Numbercrunching kann es deutlich schneller gehen. Wie immer im Leben: Mehr kostet jedoch auch mehr Anstrengung – so wie die Lektüre dieses Buchs…
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