Er ist einer der am besten funktionierenden Signalgeber für den deutschen Aktienmarkt: der Gebert-Indikator. Als Hilfsmittel für Investitionen gibt er Ein- und Ausstiegsanweisungen für deutsche Aktien und Indizes, insbesondere dem Dax, an. Wie der Gebert-Indikator und seine Umsetzung als Gebert-Strategie genau funktioniert, erfährst du in diesem Artikel.

Woher kommt die Gebert-Strategie?

Die Strategie basiert auf dem Gebert-Indikator. Sein Namensgeber und Entwickler ist der Physiker Thomas Gebert. Dieser entwickelte bereits Anfang der 1990er-Jahre einen Indikator, der durch gezielte Kauf- und Verkaufsanweisungen – Timing genannt – den deutschen Aktienindex Dax schlagen soll: den Gebert-Indikator.

So berechnest du den Gebert-Indikator

Als „Big Data“ noch völlig neu war, wertete Gebert bereits eine Reihe von Wirtschaftsdaten computerunterstützt aus. Dabei entdeckte er vier Datenreihen, die zuverlässige Kauf- und Verkaufs-Signale geben konnten und zusammen den Gebert-Indikator bilden. Für jeden der vier Teilindikatoren werden entweder 1 Punkt oder 0 Punkte vergeben. Die Teilindikatoren sind:

Leitzins

Bei niedrigen Zinsen müssen die Unternehmen weniger Zinsen für ihre Schulden zahlen. Das wirkt sich positiv auf den Gewinn aus. Zudem erleichtern niedrige Zinsen die Aufnahme neuer Kredite. In Niedrig-Zins-Phasen ist der Aktien-Kauf auch attraktiver und lukrativer als in Anleihen & Co zu investieren. Senkt die EZB (Europäische Zentralbank) ihren Leitzins, so wird 1 Punkt vergeben. Bei einer Zinserhöhung gibt es 0 Punkte.

Inflation:

Eine niedrige Inflationsrate weist auf eine günstige Bewertung des Aktienmarktes hin, eine hohe hingegen auf eine überteuerte Bewertung. Als Maßstab dient die von Eurostat ermittelte Inflationsrate für die Eurozone. Sinkt die Inflationsrate im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, steht der Indikator bei 1. Steigt sie oder bleibt gleich, bei 0.

Euro-Dollar-Wechselkurs:

In der Regel ist ein schwächerer Euro gut für die exportlastige deutsche Industrie. Zudem steht ein starker Dollar für eine gesunde US-Wirtschaft (als Motor der Weltwirtschaft). Ist der US-Dollar in Euro höher als vor einem Jahr, steht der Indikator bei 1. Ein gleich hoher oder niedrigerer Stand bedeutet 0 Punkte.

Winter- oder Sommerhalbjahr: 

Zwar kann niemand genau den Grund erklären, doch auf lange Sicht entwickelt sich der Aktienmarkt im Sommerhalbjahr durchschnittlich schlechter als im Winterhalbjahr. Daher wird in der Zeit zwischen dem 1. November und dem 30. April 1 Punkt vergeben. Vom 1. Mai bis 31. Oktober gibt es 0 Punkte.

Am Ende der Bewertung werden die einzelnen Punkte der vier Teilindikatoren aufaddiert. Die Summe der Teilindikatoren entscheidet dann über Kaufen, Halten oder Verkaufen. Konkret bedeutet das:

  • Ein Gesamtwert von 0 oder 1 wird als Verkaufssignal gewertet. Heißt: Die deutschen Aktien sollten verkauft werden.
  • Ein Wert von 3 oder 4 gilt als Kaufsignal. Heißt: Aktien kaufen.
  • Ein Wert von 2 ist neutral. Heißt: Die aktuelle Positionierung sollte beibehalten werden.

Der Punktestand des Gebert-Indikators ist jeweils zum Monatsanfang zu überprüfen.

Wie erfolgreich ist die Gebert-Strategie?

Vorab: Renditen, also Gewinne, aus der Vergangenheit sind keine Garantie für Renditen in der Zukunft. Obwohl der Gebert-Indikator schon älter ist, ist die Wertentwicklung bei Anwendung der Strategie zum Beispiel auf den Dax beeindruckend: Von Anfang 1993 bis einschließlich August 2020 hätten Anleger mit der Gebert-Strategie einen Gesamtgewinn von über 2.900 % erzielt – das entspricht einer Wertentwicklung von etwa 13,8 Prozent pro Jahr. Wer hingegen immer im Dax investiert war (Buy-and-Hold-Strategie), hätte in der gleichen Zeit nur einen Gewinn von rund 700 % verbucht. Zu besseren Vorstellung: Aus 1.000 €, die Anfang 1993 investiert wurden, wären mit der Umsetzung der Gebert-Strategie mehr als 30.000 € geworden. Im zweiten Fall, der Buy-and-Hold-Strategie, nur rund 8.000 €.

Gibt es auch Nachteile?

Nicht alles ist optimal am Gebert-Indikator. So ist die Gebert-Strategie nur für den deutschen Aktienmarkt ausgelegt. Beim US-amerikanischen Markt oder im asiatischen Raum funktioniert das System nicht. Des Weiteren ist die Strategie eher für das langfristige Geldanlegen geeignet. Risiken, wie längere Verlustperioden, sind natürlich auch nicht ausgeschlossen – obwohl diese in den letzten Jahren im Vergleich deutlich geringer waren beim Dax als mit der Buy-and-Hold-Strategie. Und es gibt noch eine weitere Gefahrenquelle: die EZB. Da diese bisher eher versuchte die Inflation zu bekämpfen, kamen Zinssenkungen häufig verspätet, wenn sich die Aktienmärkte schon längst abwärts bewegt hatten. Dadurch konnte der erste Gebert-Teilindikator (Änderung des Leitzinses) nicht rechtzeitig funktionieren.

Welche Vorteile überzeugen?

Dennoch: Die Strategie punktet mit ihrer leichten Verständlichkeit und sie ist gut nachvollziehbar. Zudem erfordert die Umsetzung nur einen geringen Zeitaufwand. Der Gebert-Indikator weist eine hohe Treffsicherheit auf, sodass extreme Überrenditen damit erzielt werden können. Durch den Einsatz von ETFs ist die Strategie auch bereits mit kleinem Kapitaleinsatz möglich und sinnvoll.

Fazit zur Gebert-Strategie

Die Gebert-Strategie kann am einfachsten mit einem Dax-ETF umgesetzt werden. Bei einem entsprechendem Kaufsignal wird investiert und bei einem Verkaufs-Signal verkauft. Es ist aber auch möglich, den Indikator und seine Signale auf andere Aktien und Indizes des deutschen Marktes anzuwenden. Um den Anlageerfolg nochmals zu erhöhen, kann in den nicht-Kaufen-Phasen das Geld in lukrative Alternativen investiert werden. Viel Erfolg!