Viele Arbeitnehmer werden vermutlich bis zu einem Alter von 68 Jahren und 70 Jahren arbeiten müssen. Das kam vergangene Woche heraus. Anders ist die Rente nicht mehr zu finanzieren – sagen Experten. Wir schauen jetzt darauf, wer da was sagt, wie man mit diesem Renten-Schock umgeht und warum man sich trotzdem keine Sorgen um die Rente machen muss.
Der Renten-Schock
Der Wissenschaftliche Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums wartete Anfang Juni mit dem Vorschlag auf, dass das Renteneintrittsalter auf 68 Jahre angehoben werden sollte. Andererseits würde es schwierig werden, die Rente zu finanzieren. Das sorgte für einen Sturm der Entrüstung. Und nur wenige Tage später legte das Institut der deutschen Wirtschaft nach: Sie forden ab 2052 sogar ein Renteneintrittsalter von 70 Jahren!
Warum muss das Renteneintrittsalter steigen? Die Antwort ist: Es gibt immer weniger junge Arbeitnehmer, die immer mehr ältere Rentner finanzieren müssen. Das ist nichts Neues. Und während die Politik heute noch versucht, mit den Haltelinien die Beiträge niedrig und die Renten hoch zu halten, wird das in Zukunft zu immer größeren problemen führen. Selbst wer nicht so gut in Mathe war kann wohl nachvollziehen, dass es nicht lange gut gehen kann, wenn man Einzahlungen geringer halten will und Auszahlungen höher gestaltet, als es eigentlich geht.
Was bedeutet das für mich?
Nun, das kommt darauf an, wie alt du bist, ob du angestellt, beamtet oder selbstständig bist und wie deine Lebensplanung aussieht. Denn der Renten-Schock hat ganz verschiedene Auswirkungen.
Zuerst: Beamte zahlen in Deutschland nicht in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Sie bekommen vom Staat, von den Ländern oder Kommunen ihre Pensionen. Es steht immer mal wieder zur Debatte, dass auch Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen sollen, wie es in anderen Ländern teilweise praktiziert wird. Für Beamte ändert sich hier nichts.
Wer selbstständig ist, der muss nicht in die Rentenkasse einzahlen. Kann das aber tun. Hier kommt es einfach darauf an, ob man einzahlt, wie viel das ist und was man nebenbei noch für die Rente tut. Hier kommt es auf jeden Einzelfall an, wie sich diese eventuell höheren Eintrittsalter auf die Rente auswirken.
Arbeitnehmer mit Jahrgängen 1964 bis 1974: Ab dem Jahrgang 1964 gilt für die meisten Arbeitnehmer das Regel-Eintrittsalter von 67 Jahren.
Arbeitnehmer mit Jahrgängen 1974 bis 1980 : Das ist noch kein Gesetz und steht so noch nicht fest. Doch der Wissenschaftliche Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums schlägt vor, den Renteneintritt auf 68 Jahre zu erhöhren. Ab dem Jahrgang 1974 wären Arbeitnehmer davon betroffen. Wie genau und wie der Übergang aussieht, steht noch nicht fest.
Arbeitnehmer mit Jahrgängen 1980 oder jünger: Diese Jahrgänge, zu denen wir Kleingeldhelden auch zählen, dürften nach einem Vorschlag des Instituts der Deutschen Wirtschaft erst ab einem Alter von 70 Jahren in Rente gehen. Auch das ist natürlich noch kein Gesetz. Doch die Anzeichen mehren sich, dass Arbeitnehmer wohl immer länger und länger arbeiten müssen, bis sie ihren vollen Rentenanspruch bekommen.
Warum muss ich mir keine Sorgen um die Rente machen?
Naja, wer sich nur auf die gesetzliche Rente verlässt, für den könnte es am Ende schon relativ ungemütlich werden. Denn die Beträge, die man am Ende seines Arbeitslebens ausgezahlt bekommt, dürften kaum dazu reichen, um den gewohnten Lebensstandard zu halten. Doch dafür gibt es ja mittlerweile massenhaft Alternativen. Die betriebliche Altersvorsorge, die private Altersvorsorge mit Riester und Rürup und die Möglichkeit sein Geld selbst in Immobilien, Aktien, Kryptowährungen und vielen anderen Sachen anzulegen. Wer das vernünftig macht, und damit möglichst früh anfängt, der braucht sich keine großen Sorgen zu machen. Für den ist dieser Renten-Schock jetzt zu verkraften.
Wer allerdings nichts tut, für den wird es halt etwas rauer oder diejenigen müssen sich dann im Alter von den Kosten her halt etwas einschränken. Zum Leben dürfte die Rente durchaus reichen. Aber die Frage ist: Wie lebt man dann? Insofern geht dieser Renten-Schock eigentlich jeden Arbeitnehmer etwas an. Doch die Auswirkungen dessen dürften ganz unterschiedlich sein.
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