Die erste Stelle anzutreten und das erste „richtige“ eigene Geld zu verdienen, ist eine schöne Sache. Was man für das erste Gehalt alles beachten muss, haben wir hier zusammengefasst.

Das erste Gehalt: Am Anfang

Du hast den Vertrag unterschrieben und freust Dich auf das erste Gehalt? Doch damit alles möglichst reibungslos abläuft, solltest Du schon vor dem ersten Arbeitstag an ein paar Sachen denken.

  • Wann ist Zahltag? Besonders wichtig zu wissen ist zum Beispiel, wann Du mit dem hart erarbeiteten Geld rechnen kannst. Generell ist vorgeschrieben, dass die Arbeitnehmer:in in Vorleistung treten, also zuerst arbeiten muss und danach dafür sein Gehalt bekommt. Auch für den ersten Arbeitsmonat muss man also zusehen, dass man Geld für Miete, Essen etc. zur Verfügung hat. Im Vertrag kann als Zahltag beispielsweise der 3. oder sogar der 15. des Folgemonats angegeben sein oder etwas ganz anderes – gezahlt werden muss allerdings spätestens am letzten Tag des Folgemonats. Steht nichts zu dem Thema im Vertrag, gilt der erste Tag des Folgemonats als Zahltag. Anders ist das bei der Ausbildungsvergütung: Die ist spätestens am letzten Tag des Monats, in dem die Arbeitsleistung erbracht wurde, fällig.
  • Rechtzeitig nachfragen. Bekommt man das vereinbarte Gehalt nicht, sollte man nicht zu lange abwarten, sondern das Problem melden – wartet man zu lange, kann es sein, dass der Anspruch auf das Geld verfällt. Und außerdem: Fehler geschehen, oft steckt keine böse Absicht dahinter. Kein:e Arbeitgeber:in kann ein Problem ausbügeln, von dessen Existenz sie nicht einmal weiß. Wer freundlich bei den Kolleg:innen aus der Personalabteilung nachfragt, hat gute Chancen, dass schnell geholfen wird.
  • Alle Unterlagen da? Apropos Personalabteilung: Noch in den ersten Tagen des neuen Jobs sollte ein:e Arbeitnehmer:in prüfen, ob sie alle nötigen Unterlagen der Personalabteilung geschickt hat. Das klassische Beispiel: Macht man als Student:in ein längeres Praktikum oder eine Stelle für Student:innen, ist oft die aktuelle Studienbescheinigung gefragt. Wer so etwas sofort einreicht, hat hinterher weniger Ärger.
  • Helfer in der Not. Gibt es Probleme oder Fragen aller Art, kann man sich ans Betriebsratsmitglied seines Vertrauens wenden. Diese Leute kennen sich aus oder wissen zumindest, wer sich auskennt.

Weitere Aufgaben

Dieser Teil kann nur eine kleine Übersicht bieten, denn die Themen sind leider recht komplex. Zum Glück kannst Du auf eine ganze Menge an weiteren Kleingeldhelden-Texten zu genau den Themen zurückgreifen.

  • Krankenversicherung suchen. Geht das erste Gehalt über ein Minijob-Gehalt hinaus, kann man sich in der Regel von seiner Krankenversicherung nicht mehr familienversichern lassen, selbst wenn man noch studiert – das abzusprechen ist in der Regel aber nicht allzu umständlich und mit ein, zwei Telefonaten erledigt. Anschließend muss man schauen, bei welcher Krankenkasse man sich versichern lassen will. Eine Weiterversicherung ist üblicherweise problemlos möglich, es sei denn, man war vorher privat versichert.
  • Sonstige Versicherungen klären. Man sollte sich außerdem damit beschäftigen, welche Versicherungen nötig oder sinnvoll sind, etwa eine Haftpflicht- oder eine Berufsunfähigkeitsversicherung.
  • Steuererklärung machen. Wer sein erstes Gehalt bekommt, muss wohl spätestens auch ab diesem Jahr eine Steuererklärung abgeben. Dafür gibt es aber gewisse Verdienstgrenzen. In diesem Jahr müssen Arbeitnehmer ab 9.744 Einkommen eine Steuererklärung einreichen.
  • Gehalt prüfen. Ist der erste Gehaltszettel da, solltest Du ihn gründlich prüfen. Besonders am Anfang können gerne mal Fehler auftreten, Angaben falsch sein etc. – mit teilweise deutlichen finanziellen Konsequenzen für Dich. Deshalb solltest Du auf Folgendes besonders achten: Entspricht das Gehalt dem vertraglich zugesicherten Gehalt? Gehen davon schon Kantinenausgaben ab oder ähnliches? Stimmt da alles? Gibt es Geld für Überstunden, Wochenend-Zuschläge, etc., und sind diese wie im Vertrag vereinbart gezahlt worden? Ist die Kontonummer richtig und geht das Geld bei Dir auf dem Konto ein? Sind die Sozialabgaben alle abgeführt? Das solltest Du unbedingt anmerken, auch wenn es zuerst so aussieht, als bekämst Du mehr Geld. Denn so ein Fehler wird rückgängig gemacht und dann im nächsten Monat mehr Geld abgezogen. Wenn das unerwartet kommt, ist das unschön und kann ein Loch in die Haushaltskasse reißen. Denn dabei geht es, je nach Bruttogehalt, schnell um mehrere hundert Euro.

Was tun mit dem Geld?

Direkt alles auf den Kopf hauen? Sparen? Anlegen? Und wenn ja, wie? Zumindest sollte man sich über diese Punkte Gedanken machen:

  • Finanzielles Polster schaffen. Zwar kann man mit der Geldanlage gar nicht früh genug beginnen. Aber man sollte immer nur das anlegen, was man auf längere Sicht nicht braucht. Und ein Finanzpolster aus mindestens zwei, drei Monatsgehältern sollte man frei verfügbar auf einem Konto liegen haben. Denn unvorhergesehene Ausgaben können immer auftreten. (Deshalb heißen sie ja unvorhergesehen.) vielleicht geht das Fahrrad kaputt, oder, schlimmer, das Auto. Vielleicht musst Du Dir aus welchen Gründen auch immer eine neue Wohnung suchen, die dann auch noch eine höhere Kaution verlangt. Oder vielleicht kommt die nächste Pandemie und man schickt Dich in Kurzarbeit. Wenn dann alles Geld, das Du nicht unmittelbar brauchst, auf Festgeldkonten, in Aktien, Anleihen, etc. liegt, hast Du ein Problem. Denn selbst wenn Du nur häufig gehandelte Aktien gekauft hast: Die Börse hat immer wieder Verlustphasen, und wer nun wegen eines kaputten Autos gezwungen wird, dort zu verkaufen, verliert Geld.
  • Sich etwas gönnen. Das Leben ist nicht nur zum Geldverdienen und Sparen da. Es ist völlig okay, einen Teil des ersten Gehalts auszugeben, um den engeren Freundeskreis zum Essen einzuladen oder sich einen lange gehegten Konsumwunsch zu erfüllen. Aber Achtung beim Autokauf! Da müssen nicht nur der Kaufpreis, sondern auch Versicherung, Wartung, Spritkosten etc. berücksichtigt werden. Das sollte man vorher gut durchrechnen.
  • Schulden begleichen. Student:innen, die Bafög bekommen haben, müssen das irgendwann zurückzahlen. Dafür sind viele Jahre Zeit, doch wer dem Staat frühzeitig sein Bafög zurückzahlt, kann sogar Teile der Schulden erlassen bekommen. Dafür müssen aber Anträge gestellt und jede Menge Regelungen beachtet werden, die man am besten auf der Seite des Bundesverwaltungsamtes nachschaut: Auch andere Schulden oder ausstehende Rechnungen sollten im Rahmen des Möglichen beglichen werden. Das erspart viel Ärger und man zahlt weniger Zinsen.
  • Die Finanzen neu ordnen. Mit dem neuen Einkommen sollten die Ein- und Ausgaben neu angeschaut und durchgerechnet werden. Welche Ausgaben brauchst Du wirklich? Kommen neue Ausgaben hinzu? Fällt das Semesterticket weg und musst Du nun viel Geld für Mobilität ausgeben? Das alles muss im eigenen Finanzplan berücksichtigt werden. Profitipp: Wer bei seinem Lebensstandard von vor dem ersten Gehalt bleibt und nicht alles zusätzlich verfügbare Geld in beispielsweise eine größere Wohnung oder die drei zusätzlichen Streaming-Abos steckt, hat plötzlich Geld zur freien Verfügung. Wer früh mit dem Sparen und Investieren anfängt, hat später was davon.
  • Anlegen. Über das Finanzpolster hinaus sollte Geld nicht unbedingt auf dem so gut wie unverzinsten Sparbuch oder Girokonto liegenbleiben. Selbst wenn die Inflation unter dem Zielwert von zwei Prozent bleibt, verliert man Kaufkraft, wenn man weniger Zinsen bekommt als die Inflationsrate abzieht. Ein Investment sollte, um Risiken zu minimieren, breit gestreut sein. Mit schmalem Anlagebudget geht das zum Beispiel mit einem ETF, der einen ganzen Index nachbildet, etwa den Dax oder den MSCI World.