Der Bitcoin hat einige Investoren unfassbar reich gemacht. Doch aktuell verliert er immer mehr an Wert. Ist er ernsthaft angeschlagen oder sollte man gerade jetzt den Dip nutzen?
Als ich letzte Woche in mein Wallet gesehen habe, dachte ich nur: Oh Schreck, mein Portfolio ist im Minus! Na, geht es dir ähnlich? Ein kleiner Trost: Zumindest sind wir nicht alleine.

Das (verläufige) Ende des Krypto-Hypes der vergangenen Jahre hat auch einige große Investoren wie den Gründer der weltgrößten Krypto-Handelsplattform Binance, der chinesisch-kanadische Unternehmer Changpeng Zhao (44), hart getroffen. Zwischenzeitlich soll sein Vermögen laut Bloomberg knapp 100 Milliarden Dollar betragen haben. Seit dem Peak dürfte sein Wallet allerdings um rund 90 Prozent geschrumpft sein. Während Zhao vor kurzem noch elftreichster Mensch der Welt war, findet er sich mit geschätzt 10,2 Milliarden US-Dollar Vermögen nun abgeschlagen auf Rang 190.
Kommt der Krypto-Winter?
Wie geht es nun weiter? 2022 läuft nicht gerade rosig für die digitalen Währungen. Seit dem Allzeithoch verlor etwa der Bitcoin rund 55 Prozent an Wert. Die einen sagen schon, das war’s. Die anderen kaufen kräftig nach, sehen den Bitcoin schon bald wieder bei 100 000 Dollar. Wer hat am Ende recht?
Die Höhen und die Tiefen des Bitcoin
Der Bitcoin ist durch und durch volatil. Zwischen Januar 2016 und Januar 2022 stieg er um fast 11 000 Prozent. Zwischendurch gab es immer wieder heftige Einbrüche. Seit Jahresanfang 2022 liegt er kräftig im Minus.
Fakt ist: Kryptowährungen sind einfach extrem schwankungsanfällig. Der aktuelle Einbruch ist daher anders zu bewerten als der eines Unternehmens, bei dem möglicherweise schwache Absatzzahlen dahinterstecken. Was also ist gerade los? Der Grund liegt in der aktuellen Marktlage. Die Fed ängstigt die Krypto-Community mit Straffungen, die Zinsen steigen, die Inflation nimmt zu, die Furcht vor einer Rezession wächst. In solchen Zeiten wenden sich Anleger von riskanten Investments ab, flüchten in sichere Häfen.
Laut dem Fear & Greed-Index liegt die Stimmung bei Krypto-Usern derzeit bei „extremer Furcht“. In der Vergangenheit erging es dem Bitcoin aber bereits deutlich schlechter: Nachdem er Mitte Dezember 2017 bei fast 20 000 Dollar stand, war er ein Jahr später bei fast nur noch 3000 Dollar. 2020 verlor er zu Corona-Zeiten innerhalb eines Monats fast 50 Prozent.
Fakt ist: Bisher hat er sich noch immer erholt. Dennoch sind Prognosen für Bitcoin & Co. schwieriger als für Aktien. Manche Analysten warnen bereits vor einem Kryptowinter: einer Phase, in der die Kurse noch länger sinken werden. Andere wiederum appellieren, den günstigen Kurs jetzt oder bald zu nutzen.
Das sagen die Experten zum Bitcoin
Der Deutschland-CEO der Krypto-Börse Coinbase, Sascha Rangoonwala, verwies in einem Interview auf einen Punkt, der optimistisch stimmt: „Im Vergleich zur Situation im Jahr 2020 haben wir jetzt schon eine sehr viel reifere Industrie, viel mehr Kunden und Liquidität, die auch von institutionellen Playern kommt.“ Und die planen meist langfristig.
Einer der bekanntesten Kryptoblogger und Analysten, bekannt als „CrediBull“, teilte seinen über 300 000 Twitter-Followern mit, dass er erst bearish wird, wenn der Bitcoin 100 000 Dollar erreicht. Das könnte noch dieses Jahr passieren oder auch Anfang 2023.
Robert Kiyosaki, der Autor von „Rich Dad poor Dad“, wird konkreter: Laut ihm könnte der Bitcoin auf 20 000, 17 000, gar auf 11 000 Dollar fallen. Den Dip will er nutzen. Denn: „Abstürze sind die besten Zeiten, um reich zu werden.“ In fünf Jahren sieht er den Bitcoin bei über einer Million Dollar.
Oleg Giberstein, Mitgründer der Kryptobörse Coinrule, ist da vorsichtiger. Er rät Leuten, die den Dip nutzen wollen, nur Beträge einzusetzen, die man nicht braucht. Dann kann man die nächsten zwei Jahre abwarten, wie sich die Preise entwickeln.
Unsere Einschätzung
Das Ende des Bitcoin wird 2022 wohl nicht eingeläutet. Dafür ist er mittlerweile zu sehr Mainstream. Zwischen Januar 2020 und Januar 2021 etwa stieg die Zahl der neuen Krypto-Wallets um 45 Prozent. Vor allem gibt es viele institutionelle Anleger, die, langfristig orientiert, Bitcoins in Milliardenhöhe handeln. Auch die Knappheit hält den Bitcoin attraktiv: Derzeit sind etwa 19 Millionen Bitcoins im Umlauf, bei 21 Millionen ist Schluss.
Also: Wer bis jetzt nicht vom Bitcoin überzeugt war, sollte auch aktuell lieber nicht einsteigen. Denn 2022 macht den volatilen Bitcoin noch volatiler. Er kann durchaus noch weiter fallen. Wenn du aber grundsätzlich überzeugt bist und bereits Bitcoin hast, würde ich jetzt nicht verkaufen. Der Bitcoin könnte, wie von einigen Analysten erwartet, nochmal weit über das bisherige Allzeithoch hinaussteigen. Und für die Adrenalin-Junkies: Der aufgeblähte Bitcoin ist kräftig gefallen – dies könnte die Zeit sein, jetzt oder bald den Dip zu nutzen.
Als Strategie könnte sich hier Dollar-Cost Averaging auszahlen: Einfach für eine festgelegte Zeitspanne, zum Beispiel die nächsten zwei Jahre, täglich, wöchentlich oder auch monatlich einen festgelegten kleineren Betrag in Bitcoin investieren – auch wenn der Preis fällt. So kannst du sowohl mit Hochs als auch mit Tiefs im Durchschnitt als Gewinner hervorgehen.