Der CDU-Politiker Friedrich Merz (63) will, dass Aktien als Mittel zur Altersvorsorge in Deutschland attraktiver werden. Die Kritik fällt harsch aus. Dabei liegt Merz in der Sache richtig.

Erst kam der Bierdeckel, jetzt die Aktien-Rente

Friedrich Merz ist für unkonventionelle Vorschläge bekannt. Einst regte er an, dass die Steuererklärung auf einen Bierdeckel passen sollte. Jetzt sorgt der Kandidat für den CDU-Parteivorsitz mit einer anderen Idee für Aufregung. Die Politik solle die Altersvorsorge durch Aktien steuerlich fördern, findet Merz. „Wir sollten die Aktienmärkte nutzen, um langfristig eine bessere Vermögens- und Kapitalbildung in den privaten Haushalten zu schaffen“, sagte er der „Welt am Sonntag“. Funktionieren könne das laut Merz mit einem jährlichen Steuerfreibetrag. Das heißt: Wer einen Aktien(fonds)sparplan fürs Alter anlegt, muss dafür bis zu einem gewissen Betrag keine Steuern an den Staat bezahlen. In den USA ist das schon lange so.

Merz erhält für seinen Vorstoß heftigen Gegenwind. Das liegt auch daran, dass er immer noch den Aufsichtsrat von Blackrock in Deutschland führt. Der US-Vermögensverwalter ist einer der weltweit größten Händler von Aktienfonds und würde dementsprechend von einer steuerlichen Förderung von Wertpapieren profitieren. Entsprechend harsch fiel die Kritik an Merz aus. „Das ist ein milliardenschwerer Gefallen für Reiche und vor allem für seine Kollegen bei Blackrock“, sagte SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil. Auch der Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, lehnt den Merz-Vorstoß ab, allerdings aus anderen Gründen. Er sehe „keinen Grund, bestimmte Anlageformen – wie Aktien oder Renten – steuerlich für die Altersvorsorge zu begünstigen“.

Private Altersvorsorge wird immer wichtiger

Dabei hat Merz in der Sache grundsätzlich recht. Denn die gesetzliche Rente in Deutschland steht langfristig gesehen auf tönernen Füßen. Durch den demografischen Wandel müssen in Zukunft immer weniger Arbeitnehmer immer mehr Rentner versorgen. Umso wichtiger für junge Leute wird deshalb der Aufbau einer privaten Altersvorsorge neben der staatlichen Rente. Das klassische Sparbuch ist wegen der niedrigen Zinsen derzeit keine Option, auch die Riester-Rente liefert eher magere Renditen. Gleichzeitig ist die Aktienquote in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern immer noch sehr niedrig, obwohl sie langfristig gesehen eine hohe Rendite versprechen. Der Schluss, Aktien als zukunftsfähige Altersvorsorge fördern, ist also folgerichtig. Dabei kann jeder schon mit 25 Euro im Monat einen Sparplan auf Aktien-Indexfonds (ETFs) einrichten. Wer mit 20 Jahren damit anfängt, kann bis zum 67. Lebensjahr auf eine Zusatzrente von 80.000 Euro zurückgreifen.

Über die Art und Weise, wie die Politik die Altersvorsorge durch Aktien genau fördern kann, darf und muss gestritten werden. Aber grundsätzlich abtun sollte man den Vorstoß von Friedrich Merz nicht. Viel eher als sein bisheriger Beruf sollte bei der Debatte die Sache im Vordergrund stehen: eine zukunftsfeste Altersvorsorge für Millionen junger Menschen in Deutschland.

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