Am Sonntag, dem 30. August 2020 feiert die Börsenlegende Warren Buffett seinen 90. Geburtstag. Wir wollen uns anschauen, mit welcher Methode Buffett zu einem der reichsten Menschen der Welt wurde und warum Anleger heute besser nicht mehr so sehr auf seine Methode schauen sollten. Überrascht? Dann wird der Artikel sicher spannend.

Wie wurde Warren Buffett reich?

Laut dem Magazon Forbes besitzt Warren Buffett im Jahr 2020 ein Privatvermögen von 79 Milliarden Dollar. Damit zählt er zu den reichsten Menschen des Planeten. Geschaffen hat er das Vermögen vor allem mit seinem Unternehmen Berkshire Hathaway und der Aktienanlage.

Der Legende nach entdeckte Buffett seine Liebe für Aktien und sein Talent für Geschäfte schon früh im Leben. Im Buch „Warren Buffett – Sein Weg. Seine Methode. Seine Strategie.“ schreibt der Autor Robert G. Hagstrom, dass Buffett bereits als sechsjähriger mit den ersten Geschäften begann: Er kaufte Cola und Kaugummis im Lebensmittelgeschäft und verkaufte sie an der Haustür der Leute in der Nachbarschaft weiter. Später verkaufte er auch Zeitschriften und Popcorn und Erdnüsse bei Sportveranstaltungen. So sparte er sein erstes Geld. Buffetts Vater war Broker an der Börse und so bekam der kleine Warren schon früh Einblicke in dieses Geschäft. Zudem hatten ihn Zahlen laut seiner Familie schon immer interessiert. Und so kam es, dass Buffett als elfjähriger die Aktien von Cities Services kaufte.

Später übernahm Buffett das Textil-Unternehmen Berkshire Hathaway und baute es zu einer weltumspannenden Investmentholding um. Heute gehören rund 80 direkte Beteiligungen zu Berkshire. Ganze 400.000 Menschen arbeiten für Buffett und das Investmentportfolio von Berkshire Hathaway beträgt stolze 250 Milliarden Dollar (Stand Juni 2020).

Die Warren Buffett-Methode

Im Grunde ging es Buffett immer darum, günstige Unternehmen zu finden, die nach seinem Kauf im Wert zulegten. Dieses Prinzip geht auf seinen Doktorvater Benjamin Graham zurück. Dieser begründete das Value-Investing. Buffett entwickelte die Methode aber weiter, Unternehmen zu finden, die aktuell günstiger sind, als sie eigentlich sein müssten. Daraus entwickelte sich die sogenannte Value-Methode, mit der Anleger seit Jahrzehnten Geld verdienen.

Grundsätzlich sucht Buffett Unternehmen, die ihn auf vier Ebenen überzeugen:

  1. Das Unternehmen: Versteht man das Geschäftsmodell des Unternehmens? Wie lange arbeitet der Konzern schon gut und wie sehen die langfristigen Chancen aus?
  2. Das Management: Kann man dem Management vertrauen? Ist das Management ehrlich zu den Anteilseignern des Unternehmens?
  3. Die Finanzen: Man soll sich auf die Kapitalrendite konzentrieren. Man soll die Owner Earnings berechnen. Und für jeden Dollar, den das Unternehmen behält, muss der Marktwert des Konzerns um mindestens einen Dollar steigen.
  4. Der Markt: Wie viel Geld ist das Unternehmen wirklich wert? Und bewertet es der Markt akutell günstiger, als es wirklich ist?

Diese Herangehensweise hat sich dabei seit Jahrzehnten bewährt. Doch zuletzt wurden Zweifel an Buffetts Methode laut. Ist da etwas dran? Oder sind viele Menschen einfach nur neidisch?

Das Ende der Strategie von Buffett?

Die Grenzen dieses Modells erreichte er schon in den 2000ern. Seine Methode ging nicht mehr bei jedem Deal auf. Außerdem verabschiedete er sich von seinen eigenen Vorsätzen und kaufte Apple. Falsch war das sicherlich nicht und niemand kann oder will ihm sein Lebenswerk abspenstig machen. Doch die Buffett-Methode funktioniert heute nur noch bedingt. Die Grundzüge bleiben dabei erhalten. Jeder Investor sollte auf die im vorherigen Abschnitt angesprochenen Ebenen bei jedem Investment achten. Zudem zeigen wir im letzten Abschnitt noch, wie man die Kapitalrendite und die Owner Earnings am besten berechnen kann.

Aktuell stecken bei Berkshire Hathaway rund die Hälfte aller Investments in Apple. Klar, das ging ganz gut auf. Doch für einen begnadeten Portfolio-Manager wie Buffett es ist, ist das dann doch etwas einseitig. Zudem sitzt Berkshire Hathaway auf einem riesigen Cash-Bestand von etwa 146 Milliarden Dollar. Mehr als ein Drittel der investierbaren Summe ist also gar nicht angelegt. Das hat den Grund, weil Buffett aktuell wenig gute Investmentgelegenheiten findet. Schaut man sich aber die Börsen an, die trotz des Corona-Crashs fast schon wieder auf einem Allzeithoch notieren, dann muss man sich fragen, ob Buffetts Methode noch zeitgemäß ist. Denn zum Beispiel viele Technik-Werte kann man kaum nach der Value-Methode bewerten. Diese sind Wachstumswerte, schafften aber zuletzt die besten Renditen.

Was können Anleger davon lernen?

Warren Buffett ist 90 Jahre alt geworden und einer der legendärsten Anleger aller Zeiten. Er hat sich seinen Ruhm verdient und viele Anleger mit seinem Unternehmen Berkshire Hathaway reich gemacht.

Heute sollten Anleger immer noch auf den Ansatz von Buffett achten, ihn aber auch weiterentwickeln. Natürlich sollte man schauen, dass man unterbewertete Unternehmen findet. Doch in der heutigen Zeit muss man die Parameter anpassen und vor allem auch in Technik-Aktien investieren. Bei Technik-Werten kommt man nicht immer mit diesem fundamentalen Ansatz weiter. Warum? Sie investieren sehr viel Geld und schütten es weniger an ihre Aktionäre aus. Doch eigentlich kommt es Buffett ja auch darauf an, ob Unternehmen, für jeden Dollar, den sie einbehalten, mehr als einen Dollar an Marktkapitalisierung schaffen. Und unter diesem Aspekt schafft es Buffetts Methode dann doch noch in die neue Zeit.

Schauen wir uns noch kurz an, wie Anleger die Owner Earnings, die Kapitalrendite, die einbehaltenen Dollar und die Zukunftschancen berechnen.

Warren Buffetts Kriterien für die nächsten 90 Jahre

Owner Earnings = Nettogewinn + Abschreibungen, Amortisationen und andere Non-Cash-Positionen – durchschnittliche Investitionen +/- zusätzlich erforderliches Working Capital (Umlaufvermögen minus kurzfristige Verbindlichkeiten)

Damit können Anleger berechnen, wie viel Geld wirklich beim Aktienbesitzer verbleibt. Diese Kennzahl soll laut Buffett besser sein als der Nettogewinn und der Free Cashflow.

Kapitalrendite: Damit meint Buffett vor allem die Eigenkapitalrendite. Denn diese gibt besser als der Gewinn je Aktie an, wie erfolgreich ein Unternehmen wirtschaftet. Und so berechnet sie sich: Eigenkapitalrendite = Gewinn/Eigenkapital. Je höher der Prozentwert, desto besser.

Zukunftschancen: Dies kann man natürlich nicht so gut berechnen. Wichtig ist aber, nicht nur auf die fundamentalen Daten zu schauen, sondern auch darauf, ob ein Unternehmen in Zukunft Bestand haben und viel Geld verdienen kann. Das beste Beispiel dafür ist zum Beispiel Tesla. Das Unternehmen kann man fundamental nicht vernünftig bewerten, weil es die Zukunft abbildet. Der Aktienkurs steigt dennoch.

Die „Mehr-Dollar-Methode“: Diese Methode zielt darauf ab, Unternehmen zu finden, die für jeden Dollar, den das Unternehmen einbehält und nicht ausschüttet, mindestens einen Dollar an Marktwert gewinnt. Beispiel: Verdient ein Unternehmen 100 Millionen Euro und behält 80 Millionen davon, so sollte das Unternehmen mittelfristig seinen Marktwert um mindestens 80 Millionen steigern. Je mehr es den Marktwert steigern kann, desto besser.

Für Anleger gilt es nun, diese harten fundamentalen Kennzahlen mit den vier Ebenen von Buffett und den neuen Zukunftschancen zu verknüpfen. Warren Buffett ist 90 Jahre alt geworden und zählt immer noch zu den Investoren-Legenden. Mit den angesprochenen Tipps, kann jeder etwas Buffett sein.

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