Was ist eigentlich die 200-Tage-Linie? Du hast davon an der Börse schon öfter mal gehört, weißt aber nicht genau, was dieser Begriff eigentlich bedeutet? Oder dir ist die 200-Tage-Linie schon bekannt, doch du weißt noch nicht genau, wie du sie einsetzen kannst? Dann findest du jetzt die Antworten dazu.

Was ist die 200-Tage-Linie?

Die 200-Tage-Linie ist ein sogenannter „Gleitender Durchschnitt“. Diese Linie kommt vor allem an der Börse bei Aktienkursen zum Einsatz. Die Berechnung ist sehr einfach: Man nimmt einfach die Schlusskurse der vergangenen 200 Handelstage, rechnet sie alle zusammen und teilt das Ergebnis dann durch 200. Heraus kommt ein Durchschnittskurs der vergangenen 200 Handelstage. Verbindet man nun diese Punkte, so entsteht die 200-Tage-Linie.

Beim Chartbild (siehe unten) gibt sie dann Aufschluss darüber, wie eine Aktie und wie ein Index aktuell performt. Befindet sich ein Wert über der 200-Tage-Linie so gilt dies gemeinhin als bullisch: Denn der Trend sieht positiv aus. Notiert ein Wert allerdings unter der 200-Tage-Linie, so gilt dies eher als bärisches Zeichen und als eine Schwäche des Kurses.

Doch es existieren noch viel mehr gleitende Durchschnitte. So gibt es oftmals noch die 20-Tage-Linie, die 50-Tage-Linie und die 100-Tage-Linie. Auch andere Werte sind durchaus denkbar, doch haben sich diese vier Werte meistens behauptet. Für den kurzfristigen Trend ist also die 20-Tage-Linie brauchbar und für den langfristigen Trend die 200-Tage-Linie.

Eine besondere Bedeutung kommt dabei der Kombination aus der 50-Tage-Linie mit der 200-Tage-Linie zu. Kreuzt nämlich die 50-Tage-Linie von oben nach unten die 200-Tage-Linie so spricht man von einem Todeskreuz. Denn hier ist der kurzfristige Trend schwächer als der langfristige Trend und die Börse geht eher von fallenden Kursen aus. Das Gegenteil ist dann der Fall, wenn die 50-Tage-Linie die 200-Tage-Linie von unten nach oben durchkreuzt. Hier spricht man von einem Goldenen Kreuz und die Börse ist eher erfreut. Werfen wir jetzt aber mal einen Blick auf zwei Charts und dem Zusammenspiel zwischen dem Kurs und seinem gleitenden Durchschnitt.

Beispiele auf dem Chart

In diesem ersten Chart sieht man den Deutschen Aktien Index Dax zwischen 2010 und 2022. Die blaue Linie zeigt den Verlauf des Dax und die rote Linie ist seine 200-Tage-Linie.

Quelle: www.tradingview.com (Stand: 25.02.2022)

Was wir feststellen können ist: Die 200-Tage-Linie diente mehrfach als wichtige Unterstützung – siehe etwa den Zeitraum von 2012 bis 2015. Doch wenn sich der Kurs unter dieser Linie befand, so war sie durchaus auch ein starker Widerstand, der nicht so einfach durchbrochen werden konnte: Etwa um das Jahr 2016 oder auch im Jahr 2018.

Brach der Kurs einmal nachhaltig durch diese wichtige Trendlinie, wie etwa Mitte 2011 oder auch Anfang 2020, so gab es durchaus starke Kursverluste. Allerdings kann man nicht jedes Mal davon ausgehen, dass dies so passiert. Denn manchmal zeigte der Kurs zwar eine Schwäche, wenn er durch die rote Linie fiel, doch manchmal wurde dieser Sturz relativ schnell wieder aufgefangen.

Hier sehen wir die Apple-Aktie zwischen 2012 und 2022. Auch hier ist der Kurs der Apple-Aktie wieder als blaue Linie dargestellt und die 200-Tage-Linie ist als rote Linie zu erkennen. Und bei der Apple-Aktie sieht man eigentlich sogar noch besser, dass der Gleitende Durchschnitt eine wichtige Unterstützung bildet, wenn sich der Kurs darüber befindet und auch ein signifikanter Widerstand ist, sollte der Kurs mal darunterfallen. Es gibt nur wenige Ausnahmen, bei denen der Kurs mal kurz über oder unter der Linie notierte, um dann sehr schnell wieder zu drehen. Dies zeigt, dass Anleger bei der Apple-Aktie durchaus mit dieser Trendlinie arbeiten können. Allerdings wissen wir natürlich nicht, wie sich dieses Muster und Verhalten in Zukunft zutragen wird.

Wie kann man mit der 200-Tage-Linie anlegen?

Grundsätzlich sollte man ja nicht nur aufgrund eines Gleitenden Durchschnitts eine Anlage-Entscheidung treffen. Doch die 200-Tage-Linie kann dabei helfen, zu bestimmen, wo ein Markt und wo eine Aktie gerade steht. Befindet sie sich im Aufwärtstrend oder handelt es sich hier eher um einen Abwärtstrend?

Für Anleger, die per Sparplan anlegen, sollten diese Linien keine riesige Rolle spielen. Hat man allerdings etwas finanziellen Spielraum und denkt, dass der Markt oder die Aktie langfristig weiter steigt, so könnte man den Sparplan etwas aufstocken, wenn sich der Wert unter seiner Trendlinie befindet. So kann man von günstigeren Kursen proftieren und mehr Anteile einsammeln. Die Grundvoraussetzung dafür ist aber, dass man in Zukunft von weiter steigenden Kursen ausgeht.

Anleger, die den Markt etwas timen wollen, können Anteile verkaufen, wenn der Wert durch die 200-Tage-Linie fällt und dann etwas später unten gegebnenfalls wieder günstiger aufsammeln. Wer allerdings gar nicht mehr von einem Investment überzeugt ist, der kann diese Linie als Verkaufssignale bei einem Durchbrechen nach unten deuten. Wer eine interessante Aktie oder einen Index beobachtet, sich aber nicht ganz sicher ist, wie der Trend aussieht, der könnte ein Durchbrechen des Kurses von unten als Kaufsignal sehen. In jedem Fall könnte die 40-30-30-Methode zudem dabei helfen, das Timing zu verbessern und Risiken zu minimieren. So kann man als Anleger dann mit der 200-Tage-Linie arbeiten.