Anleger können über einen ETC direkt Anteile an CO2-Emissionszertifikaten kaufen, von steigenden CO2-Preisen profitieren und gleichzeitig verhindern, dass das Kohlendioxid freigesetzt wird.
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Der Sommer 2022 geht zu Ende und er könnte der heißeste, trockenste und sonnigste seit Beginn der Aufzeichnungen werden. Viele Flüsse haben die niedrigsten Pegelstände seit Langem und erschreckend viele Gemeinden in Deutschland machen sich Sorgen um ihre Trinkwasserversorgung. Der Klimawandel ist da und die gravierenden Folgen für die Natur zeigen, dass die CO2-Emissionen dringend reduziert werden müssen. In unserer neuen Geldidee erfährst du, wie man schon mit kleinen Beträgen einen großen Beitrag zum Klimaschutz leistet und gleichzeitig Rendite erzielen kann und welche Risiken man dabei beachten sollte.
Auf den CO2-Preis wetten
Über einen neuen ETC können Anleger physisch hinterlegte Anteile an CO2-Emissionszertifikaten kaufen. Der SparkChange-Physical-Carbon-EUA-ETC (ISIN: XS2353177293) reflektiert also den Preis der von der EU begebenen CO2-Emissionszertifikate European Union Allowance (EUA).
„Der ETC verhindert Kohlenstoffemissionen. Investoren können also gleichzeitig einen Beitrag zum Umweltschutz leisten und Renditen erzielen“, erklärt Elliot Waxman, CEO der auf Kohlenstoff-Investmentprodukte spezialisierten SparkChange. Das Besondere an dem ETC: Die Abbildung erfolgt nicht über Futures, vielmehr hält der ETC die EUAs tatsächlich – als weltweit erstes börsennotiertes Produkt.
Was sind CO2-Emissionszertifikate
Kurz zusammengefasst: Seit 2005 benötigen Unternehmen eine European Union Allowance um Kohlendioxid in die Luft zu blasen. Damit will die EU den Treibhausgasausstoß der Unternehmen reduzieren, vor allem in der Energiewirtschaft, in energieintensiven Industrien und im Luftverkehr. Für jede ausgestoßene Tonne CO2 müssen Unternehmen in der Praxis ein EUA erwerben. Der Clou: Je höher der Preis, desto höher die Kosten für eine umweltschädliche Produktion. Die Gesamtmenge der verfügbaren EUAs wird zudem Jahr für Jahr reduziert.
Gut für das Klima
SparkChange zufolge verhindert der ETC Kohlenstoffemissionen auf drei Arten: Zum Ersten können die vom ETC gehaltenen Zertifikate eben nicht mehr von Industrieunternehmen genutzt werden. Zum Zweiten führt nach EU-Recht das Halten von EUAs für mindestens zwölf Monate dazu, dass sich das Angebot in den kommenden Jahren entsprechend verringert, was wiederum für steigende Preise sorgen kann. Zum Dritten konkurrieren Umweltverschmutzer mit Investoren dann um ein geringeres Angebot an EUAs. Dadurch dürften die Preise langfristig anziehen, bis die Verwendung schmutziger fossiler Brennstoffe für die Unternehmen so teuer wird, dass sie freiwillig auf sauberere Energien umstellen.
Gut für die Rendite
Am CO2-Preis zu partizipieren ist zwar schon länger möglich, etwa über den WisdomTreeCarbon-ETC (ISIN: JE00BP2PWW32) oder über klassische Partizipations- und Hebelzertifikate von Société Générale. Da diese jedoch in EUA-Futures investieren, haben sie keinen Einfluss auf das Angebot an EUAs für die Unternehmen, sondern allenfalls auf deren Preis. Zudem fallen durch das stetige Rollen der Terminkontrakte oft Kosten an. Dadurch kann die Kursentwicklung dieser ETCs und Zertifikate etwas anders verlaufen als die der EUAs. Beide Einschränkungen soll der neue ETC von SparkChange vermeiden.
Enorme Schwankungen
Doch Vorsicht, ganz so einfach ist die Geschichte nicht. Der Preis für CO2-Emissionsrechte schwankt extrem stark. So pendelte er jahrelang um fünf Euro, ab 2018 stieg er dann rapide an auf ein Allzeithoch von 97 Euro im Februar dieses Jahres. Den Startschuss gaben die Pläne der EU, die CO2-Emissionen noch schneller zu senken („Fit for 55“). Danach ging es allerdings ebenso rasant wieder nach unten – Ukraine-Krieg und Konjunktursorgen machen sich bemerkbar. Aktuell steht der Kurs bei 69,90 Euro. Unklar ist derzeit, wie der Preis über den Tag hinaus auf die Energiekrise reagieren wird: Steigt er wegen des höheren Einsatzes von Kohle? Oder fällt er wegen des Schubs für erneuerbare Energien?
ETC ist kein ETF
ETCs (Exchange Traded Commodities) gibt es oft auf Edelmetalle, Öl, Erdgas, Kaffee oder sogar Schweinehälften. ETCs werden wie ETFs an der Börse gehandelt und bieten somit die gleichen Vorteile. Es gibt allerdings einen wichtigen Unterschied: Die in einen ETC investierten Kundengelder sind kein Sondervermögen. Bei einem ETC handelt es sich um eine Schuldverschreibung des ETC-Anbieters. Im Klartext: Während bei einem ETF die Gelder der Kunden besonders geschützt sind, hast du beim ETC ein sogenanntes Emittentenrisiko. Das heißt, geht das Unternehmen Pleite, das den ETC aufgelegt hat, wäre das Geld weg. Zur Minimierung dieses Risikos setzen Emittenten auf unterschiedliche Methoden der Besicherung. Bei vielen Gold-ETCs werden beispielsweise Goldbarren im Tresor eines Treuhänders hinterlegt. Im Fall des SparkChange-Physical-Carbon-EUA-ETC sind immerhin die CO2-Emissionszertifikate hinterlegt.
Trotzdem, als Investment eignet sich der neue ETC meiner Meinung nach nur als Beimischung für dein Zocker-Depot. Keinesfalls solltest du deine Altersvorsorge oder Geld, das du wieder benötigen wirst, darauf verwetten. So groß wie die Risiken sind, so attraktiv können allerdings auch die möglichen Gewinne sein.
„Unabhängig von den kurzfristigen Entwicklungen: Der langfristige Ausblick bleibt robust. Denn die EU hält an ihrem Ziel der Dekarbonisierung fest“, sagt der CEO von SparkChange. Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung hat 2021 zusammen mit anderen Forschungseinrichtungen ebenfalls errechnet, dass der EUA-Preis, soll das „Fit für 55“-Ziel erreicht werden, auf 130 bis 210 Euro steigen muss.