Wie kann man schlauer sein als die anderen? Wie kann man mehr aus seinem Geld machen? Und ganz wichtig: Wie werde ich finanziell unbesiegbar? Diesen und vielen weiteren Fragen geht Mario Lochner in seinem neuen Buch auf den Grund. Für alle, die mehr aus sich und ihrem Geld machen wollen, haben wir Mario ein paar Fragen gestellt.

Kleingeldhelden: Du bist Finanz-Redakteur, bist Moderator des Youtube-Kanals Mission Money und hast jetzt gerade dein zweites Buch geschrieben. Wie machst du das alles und was sind deine Tipps für alle deine Leser, die mehr als nur ihrem Hauptjob nachgehen wollen?

Mario Lochner: Für mich ergänzt sich das alles. Weil ich meine eigene Geschichte erzähle, egal ob bei YouTube, Instagram oder in meinen Büchern. Job und Privatleben trenne ich dabei gar nicht mehr. Es macht vieles einfacher, wenn man die Dinge wirklich lebt, die man anderen vermitteln will. Und es hilft, sich zusätzliche Zeit freizuschaufeln: Ich bin regelmäßig um 5 Uhr morgens aufgestanden und habe dann 3 bis 4 Stunden an meinem Buch gearbeitet. Wenn man das über Monate durchzieht, schafft man enorm viel. Das wäre mein Tipp: Nimm dir gezielt ein paar Stunden die Woche für deine zusätzlichen Projekte.

Kleingeldhelden: Du sprichst im Buch viel über Aktien und die Börse. Wie investierst du in Aktien?

Mario: Ich investiere den Großteil in ETFs, weil es auf Dauer schwierig bis unmöglich ist den Markt zu schlagen. Aber ich habe natürlich auch Einzelaktien, weil ich als aktiver Investor denken muss wie ein Unternehmer. Und das hilft jedem weiter sich persönlich zu entwickeln und die Welt besser zu verstehen.

Bildquelle: Finanzbuchverlag

Kleingeldhelden: Und lohnen sich deiner Meinung nach auch andere Assets wie Immobilien, Gold oder Rohstoffe?

Mario: Streng genommen sollte man 100 Prozent seines Vermögens in Aktien halten, weil es auf Dauer die mit Abstand erfolgreichste Anlageklasse ist. Mit Immobilien sind zwar in den letzten Jahren viele reich geworden, aber langfristig performen Immobilien tatsächlich nicht überragend. Selbst in bester Lage kann es schleppend laufen. Ein gutes Beispiel sind Immobilien in der Herengracht, sie gilt als teuerstes Pflaster in Amsterdam. Die Preise der Immobilien haben sich zwar inflationsbereinigt verdoppelt. Allerdings hat das fast 350 Jahre gedauert. Von 1628 bis 1973 lag die jährliche Rendite gerade mal bei 0,2 Prozent! Auch nach dem Zweiten Weltkrieg lag die reale Preissteigerung nur bei 3,2 Prozent pro Jahr. Trotzdem habe ich nicht alles in Aktien investiert, sondern für eine bessere Streuung noch etwas Gold, Silber und Kryptowährungen.

Kleingeldhelden: Du schreibst viel über deine Erfahrungen mit Wetten. Was hat dich das Wetten gelehrt und würdest du es deinen Lesern eher empfehlen oder davon abraten?

Mario: Das Wetten hat mich gelehrt, wie leicht unsere Vernunft auf der Strecke bleibt. Wir setzen für den schnellen Kick gerne Geld aufs Spiel. Im Buch beschreibe ich den sogenannten „Zauber des Vielleicht“. Wenn wir positiv überrascht werden, berauscht uns das. Wenn wir also eine Aktie kaufen und sie durch die Decke geht, dann fühlen wir uns wie im Rausch. Aber es genügt sogar schon, nur die Hoffnung auf mehr Geld zu haben. Wenn man einen Lottoschein ausfüllt oder eben eine riskante Aktie kauft. Das Vielleicht des Gewinns verführt uns und gibt uns einen Kick. Wenn man das verstanden hat, dann verliert das Zocken auf einmal seinen Reiz. Man kann sein Geld dann langweilig anlegen und sich die Kicks woanders im Leben holen.

Kleingeldhelden: Meme-Stocks wie GameStop oder AMC, Kryptowährungen wie Dogecoin und Shiba Inu dominieren oft die Schlagzeilen. Was ist deine Meinung dazu?

Mario: Diese Zocks sind genau das, was ich unter dem „Zauber des Vielleicht“ verstehe. Vielleicht steigt GameStop bis zum Mond. Das macht den Reiz aus. Aber vielleicht verliere ich auch alles. Ich rate davon ab, für einen schnellen Kick sein Geld aufs Spiel zu setzen.

Bildquelle: Mario Lochner

Kleingeldhelden: Du bemühst in deinem Buch viele Wissenschaftler und viele Psychologen. Wie viel hat die Börse mit Psychologie zu tun?

Mario: Das lässt sich schwer beziffern, aber aus meiner Sicht eine ganze Menge! Man muss sich immer klarmachen, dass die Kurse nicht an den Informationen hängen, sondern an den Marktteilnehmern und ihrer Reaktion auf Informationen. Niemand weiß vorher, wie die Börse kurz- oder mittelfristig auf steigende Zinsen, Inflation oder höhere Schulden reagiert. Wer hätte beispielsweise gedacht, dass durch den Corona-Crash so viele neue Leute an die Börse finden. Und die Psychologie macht es auch jedem einzelnen schwer. Viele fürchten Aktien nur wegen der Schwankungen. Weil sich die Kurse sekündlich verfolgen lassen. Aber nur weil etwas schwankt, ist es noch lange nicht riskant. Mit dem Buch will ich den Menschen vor allem einen anderen Blick auf Risiko ermöglichen. Denn es gibt viele Fallstricke: Das beste Beispiel ist eben gerade die Schwankung. Wenn eine Aktie stark schwankt, gilt sie automatisch als riskant. Dabei wird nicht einmal unterschieden, ob sie steigt oder fällt …

Kleingeldhelden: Im Buch sprichst du von der richtigen Balance. Was genau meinst du damit und wie findet man die richtige Balance?

Mario: Es geht um die Balance zwischen der Ratio und unseren Emotionen. Wir müssen die Balance im Leben finden zwischen Vernunft und Gefühl. An der Börse sollte sicher mehr die Ratio dominieren. Wobei man die Börse auch nicht komplizierter machen sollte, als sie es ist. Wer sich in komplexen Modellen und Strategien verliert, der stellt sich eher selbst ein Bein. Und mir geht es im Buch auch um die generelle Balance beim Geld: beispielsweise die richtige Mischung zwischen Sparen und Konsumieren. Ich halte nämlich gar nichts vom Frugalismus. Wer sich zu Tode spart, wird die besten Jahre seines Lebens verpassen. Und wer dagegen alles verprasst, der wird nie ein Vermögen aufbauen können. Die Balance muss stimmen.

Kleingeldhelden: Was gehört deiner Meinung nach dazu, um finanziell unbesiegbar zu werden?

Mario: Man sollte sich bewusst machen, welchen Denkfehlern wir immer wieder unterliegen. Beispielsweise, dass wir gierig werden und uns unbesiegbar fühlen, wenn die Kurse immer weiter steigen. Dann wollen alle kaufen! Und wenn die Kurse fallen, dann bekommen viele zittrige Hände. Für die finanzielle Unbesiegbarkeit braucht man einen klaren Katalog mit Handlungsanweisungen und daran muss man sich auch halten, wenn die Emotionen überkochen und die zittrigen Hände Fehler machen. Deswegen habe ich 2020 im Crash eifrig nachgekauft, als es richtig düster aussah. Das muss man sich aber vorher klarmachen, sonst zieht man es dann nicht durch, wenn auf einmal alles nur noch rot blinkt und unsere niederen Instinkte übernehmen. Wer einen Plan hat und langfristig investiert, der kann an der Börse nicht scheitern.

Kleingeldhelden: Bist du finanziell unbesiegbar?

Mario: Ich hoffe es 😉 Ich habe einen Plan und mein Vermögen breit diversifiziert. Und ich sehe mögliche Krisen immer als Chance. Damit kann ich langfristig nur gewinnen.

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Bemerkung: Mario Lochner ist Redakteur bei FOCUS-MONEY, zu dem auch Kleingeldhelden gehört.