Ach, wie herrlich wäre es, für immer ausgesorgt zu haben? Sein Leben an einem schönen sonnigen Strand zu genießen, etwas Gutes für die Gesellschaft oder Notleidenden zu tun oder einfach nur noch das zu machen, was einem gefällt? Ohne auf ein festes Gehalt mit starrem Arbeitsalltag angewiesen zu sein. Unmöglich, sagst du? Nein, ganz und gar nicht. Denn mit der 4-Prozent-Regel kannst du finanziell frei werden.
Was ist die 4 Prozent Regel?
Grundsätzlich besagt die Regel, dass du 4 Prozent von deinem Vermögen jedes Jahr abheben kannst, ohne, dass das Vermögen schrumpft. Hast du beispielsweise ein Vermögen von 100.000 Euro, so könntest du dem Topf jedes Jahr 4.000 Euro entnehmen und das Vermögen würde gleich groß bleiben.
Das funktioniert natürlich nur, wenn du dein Geld so anlegst, dass es jedes Jahr um mindestens 4 Prozent steigt. Das ist nicht einfach, aber auch nicht unmöglich.
Dabei wurde die 4 Prozent Regel schon im Jahr 1998 in der berühmten „Trinity Studie“ erläutert. Drei Professoren der Trinity-Universität in Texas erdachten sich eine Strategie, damit zukünftige Rentner sich keine Sorgen um ihren Lebensabend machen müssten. Und ihre Annahme war ein Portfolio aus 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Anleihen, die jedes Jahr mindestens 4 Prozent Rendite brachten und zusätzlich die Inflation ausgleichten. Dabei sollte das Geld etwa 30 Jahre reichen, bis es aufgebraucht war.
Im Test hatte es also nicht immer geklappt, das Vermögen gleich groß zu halten. Doch wenigstens für etwa 30 Jahre war in 95 Prozent der Fällen Geld da. Okay, wirst du dir denken, aber wie betrifft mich jetzt die 4 Prozent Regel?
Die 4 Prozent Regel-Rente
In den USA gibt es schon länger die FIRE-Bewegung, welche sich mit der 4 Prozent Regel auseinandersetzt. FIRE steht für: Financial Independence, Retire Early. Die Anhänger dieser Bewegung wollen teilweise schon mit 30 Jahren in Rente gehen. In Deutschland gibt es dafür den Begriff Frugalisten.
Mit so jungen Jahren oder auch mit 40 Jahren in Rente zu gehen, halt ich eher für unrealistisch. In Einzelfällen mag es möglich sein. Doch für die breite Masse kommt es für mich eher auf zwei andere Sachen an:
- Im Alter ausreichend Geld zu haben, ohne notleiden zu müssen
- Früher in Rente gehen, als das offizielle Alter
Für beide Varianten eignet sich die 4 Prozent Regel. Warum? Weil du dir mittels Aktien und Anleihen ein Portfolio aufbaust, dass dir immer passives Einkommen bietet. Du musst für dieses Geld nicht arbeiten, sondern lässt dein Geld für dich arbeiten! Dabei muss dein Vermögen ja nicht deinen kompletten Lebensunterhalt finanzieren. Das wäre natürlich das größte Ziel. Allerdings ist es ja auch möglich, dass du dir einfach die Rente mit 6000 Euro jährlich aufstocken oder weniger arbeiten möchtest.
Was solltest du dafür nun tun?
- Berechne, wie viel Geld du monatlich zum Leben brauchst
- Rechne diesen Betrag aufs Jahr hoch
- Diese Summe multiplizierst du mit 25
- Nun hast du die Summe, die du als Vermögen brauchst, um von der 4 Prozent Regel zu profitieren
Ein Beispiel für die 4 Prozent Regel
Gehen wir mal davon aus, dass du ein Vermögen von 100.000 Euro brauchst. Diese würde dir jedes Jahr 4.000 Euro auszahlen und dann möglichst immer gleich groß bleiben oder sogar wachsen. Gut, 4.000 Euro sind jetzt noch nicht der Wahnsinn. Also gehen wir mal auf 24.000 Euro. Dann hättest du jeden Monat 2.000 Euro zum leben. Das könnte reichen, wenn man einigermaßen sparsam lebt.
Doch Achtung: Nun brauchst du bereits 25×24.000 Euro = 600.000 Euro als Vermögen. Das ist bereits eine sehr große Summe. Die wirst du bis zu deinem 30. oder 40. Lebensjahr vermutlich nicht haben. Aber wenn es dir doch möglich ist und du diese Summe hast, musst du sie nun so anlegen, dass du mindestens 4 Prozent Renidte jedes Jahr schaffst. Denn du willst ja jedes Jahr 24.000 Euro entnehmen und das Vermögen solltes möglichst nicht schrumpfen.
Möglich ist das mit einem guten Aktien- und ETF-Depot. Ein paar Anleihen dürfen auch nicht fehlen, damit es zu keinen so großen Einbrüchen kommt. Das wäre für deine Geldentnahme schließlich schlecht. Und so könnte eine gute Aufteilung aussehen:
- 25 Prozent MSCI World Aktie
- 20 Prozent Stoxx Europe 600 Aktien
- 15 Prozent MSCI Emerging Markets Aktien
- 20 Prozent internationale Staatsanleihen
- 20 Prozent Gold
Mit diesem Portfolio dürftest du etwa 4 Prozent jährliche Rendite schaffen.
4 Prozent Regel-Rechner
Du kannst natürlich immer selber ausrechnen, wie groß dein Vermögen sein sollte und wie viel du entnehmen kannst. Dafür musst du nur den Betrag, den du jährlich entnehmen willst, mit 25 multiplizieren. Doch auch dieser Link führt dich zu einem 4 Prozent Regel-Rechner.
Die Schwierigkeit ist nun allerdings, wie du dir dieses Vermögen zuerst aufbaust. Okay, du könntest erben oder im Lotto gewinnen. Doch realistischer ist es wohl, dass du dir das Geld ansparen musst. Doch wie lange dauert so etwas?
- Überlege dir dafür, wie viel Vermögen du erreichen willst
- Notiere außerdem, bis wann das Vermögen da sein soll. Also beispielsweise in 15 Jahren.
- Berechne nun mit einem Sparplan-Rechner, wie viel Geld du monatlich mit welcher Rendite anlegen musst, um an dein Ziel zu kommen.
Solche Sparplan-Rechner findest du über eine einfache Google-Suche.
Schwächen der 4 Prozent Regel
Mir gefällt diese Regel und die Herangehensweise ganz gut. Denn wichtig ist doch, dass man sich einen Kapitalstock aufbaut, von dem man leben kann. Ob dieses Geld nun das komplette Leben finanzieren muss oder nur ein Zuschuss ist, das spielt erstmal keine Rolle. Doch leider hat die 4 Prozent Regel auch ein paar Schwächen.
- Sie wurde nur am amerikanischen Markt erprobt
- Die Rückrechnung lässt nicht immer einen Schluss auf die Zukunft zu. Vielleicht schafft man keine 4 Prozent im Jahr
- Wenn das Vermögen mal aufgrund eines größeren Börseneinbruchs viel kleiner als erwartet wird, kann man weniger Geld entnehmen
- Die Studie berechnet zwar die Inflation mit ein, lässt allerdings Steuern und andere Abgaben außen vor. Verdienst du etwa anderweitig kein Geld, musst du auch noch die Krankenkasse bezahlen
- Nicht jeder schafft es, ein so großes Vermögen aufzubauen
Kleingeldhelden Tipps für finanzielle Freiheit
Dennoch kann sich die 4 Prozent Regel sehr für dich lohnen. Denn 4 Prozent Rendite pro Jahr sind auf jeden Fall möglich. Da es aber mal zu größeren Schwankungen kommen kann, solltest du bei der Auszahlung flexibel bleiben. Lief es an der Börse mal nicht so gut, musst du entscheiden: Brauche ich das Geld und vermindere mein Vermögen oder kann ich es mir leisten, weniger Geld zu entnehmen?
Fange möglichst früh mit dem Sparen an, damit du schnell ein großes Vermögen besitzt und dein Geld für dich arbeiten kann. Errechne mit dem Sparplan Rechner, was möglich ist. Wie du dir ein gutes Vermögen aufbauen kann, kannst du bei uns nachlesen.
Außerdem solltest du dir verschiedene Cashflows aufbauen. Also mache dich nicht einfach nur von deinem Kapital abhängig. Wenn du nicht genug davon hast, wird es auch schwierig, davon zu leben. Versuche, nebenbei Geld zu verdienen mit einer Tätigkeit, die dir sehr viel Spaß macht und dich erfüllt. Oder nehme Geld durch Tantieme, die Rechte an einer Idee oder die Beteiligung an einem Unternehmen abseits von Aktien ein.
Die 4 Prozent Regel mag zwar ein paar Schwächen haben. Doch grundsätzlich eignet sie sich dazu, dass du finaziell unabhängiger werden kannst. Probiere es also aus und lasse dein Geld ab jetzt für dich arbeiten.