Sie  befindet sich im stetigen Auf- und Abschwung: die Konjunktur. In unserem Finanz-ABC erklären wir den Begriff aus der Volkswirtschaftslehre einfach verständlich.

Was bedeutet Konjunktur?

Vereinfacht gesagt beschreibt der Begriff Konjunktur die Lage der Wirtschaft. Bei guter Konjunktur freuen sich Firmen in der Regel über volle Auftragsbücher, es entstehen neue Arbeitsplätze und die Löhne der Arbeitnehmer steigen. Bei schlechter Konjunktur gilt gemeinhin das Gegenteil.

Wirtschaftsforscher messen die Konjunktur anhand der Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), dem Wert aller hergestellten Güter und Dienstleistungen in einem Land. Hierbei wird die Veränderung des BIP über einen gewissen Zeitraum erfasst, etwa quartalsweise über drei Monate oder jährlich.  Forscher unterscheiden zwischen vier Konjunkturphasen, in denen sich eine Wirtschaft befinden kann:

  • Aufschwung: Hiervon ist die Rede, wenn das BIP in aufeinanderfolgenden Zeiträumen wächst. Die Produktion steigt, die Arbeitslosigkeit sinkt und die Unternehmen blicken optimistisch in die Zukunft.
  • Hochkunjunktur: Diese Phase wird auch als Boom bezeichnet, weil die Wachstumsraten des BIP geradezu explodieren. Die Unternehmen sind voll ausgelastet, die Menschen haben durch höhere Löhne mehr Geld in der Tasche und geben es aus, es winkt Vollbeschäftigung. Die Wirtschaft befindet sich am Höhepunkt ihrer Leistungsfähigkeit.
  • Abschwung: Wenn sich die wirtschaftliche Lage eintrübt, spricht man von einem Abschwung oder auch einer Rezession. Dies liegt dann vor, wenn das BIP in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen stagniert oder sinkt. Dies geht einher mit einer sinkende Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen, höherer Arbeitslosigkeit und Pessimismus unter Unternehmen.
  • Depression: Hier erreicht der Abschwung seinen Tiefpunkt. Unternehmen müssen den Betrieb einstellen, die Börsenkurse brechen ein, die Arbeitslosigkeit steigt massiv an. Das berüchtigste Beispiel für eine solche Phase ist die „Große Depression“ der Weltwirtschaft in den 1930er-Jahren mit ihren katastrophalen politischen Folgen.

In der Praxis gehören alle vier Phasen zum natürlichen Kreislauf einer Wirtschaft und wechseln sich immer wieder ab. Betrachtet man die wirtschaftliche Entwicklung allerdings über einen längeren Zeitraum, ist ein stetiges Wachstum zu beobachten: die Wirtschaftsleistung schraubt sich also Stück für Stück weiter nach oben.

Konjunkturprognosen

Obwohl die Konjunktur also nur eine Momentaufnahme ist, versucht die Politik natürlich, den Aufschwung zu befeuern und den Abschwung abzufedern. Um die richtigen Maßnahmen zu treffen, braucht sie jedoch Informationen über die zukünftige konjunkturelle Lage. Schließlich schaut ihr euch abends auch den Wetterbericht an, um am nächsten Tag den Regenschirm einzupacken.

Hier kommen die Wirtschaftsforschungsinstitute ins Spiel. Eine Glaskugel für die Wirtschaft besitzen diese Institute selbstredend nicht. Aber sie versuchen durch Umfragen unter Unternehmen und statistische Auswertungen von ökonomischen Daten, eine möglichst genaue Vorhersage für die Konjunktur zu treffen. In Deutschland gelten  diese fünf Wirtschaftsforschungsinstitute als die bedeutendsten:

  • das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin
  • das Ifo Institut für Wirtschaftsforschung e. V. (ifo) in München
  • das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel
  • das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) in Halle
  • das Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen

Sie geben regelmäßig Prognosen und Studien über die konjunkturelle Entwicklung heraus. Sehr bekannt ist zum Beispiel der Geschäftsklimaindex des Ifo, eine monatliche Umfrage unter etwa 9000 Unternehmen in Deutschland, in der sie ihre gegenwärtige Geschäftslage und ihre Erwartungen für die nächsten sechs Monate angeben. In ihren Empfehlungen an die Politik folgen die Forschungsinstitute dabei unterschiedlichen wirtschaftstheoretischen Philosophien: das ifo argumentiert eher angebotsorientiert, während das DIW eher nachfrageorientiert geprägt ist.

Zuletzt haben mehrere Institute ihre Konjunkturprognose für die deutsche Wirtschaft im Jahr 2018 gesenkt. Das Ifo und das DIW gehen für dieses Jahr von einem Wachstum von 1,8 Prozent aus. 2017 wuchs das BIP in Deutschland noch um 2,2 Prozent. Obwohl wir uns weiterhin in einer Phase des Aufschwungs befinden, trübt sich die Konjunktur in Deutschland gerade also leicht ein.